Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern dass viele in der ursprünglichen Beschaf-
fenheit des männlichen oder weiblichen Zeugungs-
stoffs ihren Grund haben. Wer kann die Fälle,
wo alle Organe, die sonst in der rechten Seite
liegen, in der linken gefunden wurden, und um-
gekehrt, für etwas anders als ursprüngliche Miss-
bildungen halten? Hier scheitern alle mechani-
sche Erscheinungen (s), und eben so unzurei-
chend sind diese in allen den Fällen, wo der
übrige Körper wohlgebildet war, aber grosse Ab-
weichungen vom regelmässigen Bau in der Ver-
theilung grösserer Gefässe, oder in der Struktur
einzelner Muskeln statt fanden, wo einzelne Or-
gane, z. B. die Finger, überzählig waren, wo
sich bey Menschen ein doppelter Uterus fand (t),
oder wo beyderley Geschlechtstheile in Einem In-
dividuum bey Thieren vorhanden waren, die
sonst getrennten Geschlechts sind. Wer solche
überzählige oder fremdartige Organe, die mit
dem in allen übrigen Stücken regelmässig geform-
ten Organismus, woran sie sich finden, aufs
innigste vereinigt sind, für Ueberbleibsel eines
andern Foetus hält, der bis auf diese Theile gänz-
lich zerstöhrt ist, behauptet etwas, wovon sich,
wie Mairan (u) gezeigt hat, die Unwahrschein-
lichkeit mathematisch beweisen lässt.

Doch
(s) Haller Opp. min. T. III. p. 138.
(t) Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. 1705. Ed. 8. p. 504.
(u) Hist. de l'Acad. des. sc. de Paris. 1743. Ed. 8. p. 60.

sondern daſs viele in der ursprünglichen Beschaf-
fenheit des männlichen oder weiblichen Zeugungs-
stoffs ihren Grund haben. Wer kann die Fälle,
wo alle Organe, die sonst in der rechten Seite
liegen, in der linken gefunden wurden, und um-
gekehrt, für etwas anders als ursprüngliche Miſs-
bildungen halten? Hier scheitern alle mechani-
sche Erscheinungen (s), und eben so unzurei-
chend sind diese in allen den Fällen, wo der
übrige Körper wohlgebildet war, aber groſse Ab-
weichungen vom regelmäſsigen Bau in der Ver-
theilung gröſserer Gefäſse, oder in der Struktur
einzelner Muskeln statt fanden, wo einzelne Or-
gane, z. B. die Finger, überzählig waren, wo
sich bey Menschen ein doppelter Uterus fand (t),
oder wo beyderley Geschlechtstheile in Einem In-
dividuum bey Thieren vorhanden waren, die
sonst getrennten Geschlechts sind. Wer solche
überzählige oder fremdartige Organe, die mit
dem in allen übrigen Stücken regelmäſsig geform-
ten Organismus, woran sie sich finden, aufs
innigste vereinigt sind, für Ueberbleibsel eines
andern Foetus hält, der bis auf diese Theile gänz-
lich zerstöhrt ist, behauptet etwas, wovon sich,
wie Mairan (u) gezeigt hat, die Unwahrschein-
lichkeit mathematisch beweisen läſst.

Doch
(s) Haller Opp. min. T. III. p. 138.
(t) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1705. Ed. 8. p. 504.
(u) Hist. de l’Acad. des. sc. de Paris. 1743. Ed. 8. p. 60.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0456" n="446"/>
sondern da&#x017F;s viele in der ursprünglichen Beschaf-<lb/>
fenheit des männlichen oder weiblichen Zeugungs-<lb/>
stoffs ihren Grund haben. Wer kann die Fälle,<lb/>
wo alle Organe, die sonst in der rechten Seite<lb/>
liegen, in der linken gefunden wurden, und um-<lb/>
gekehrt, für etwas anders als ursprüngliche Mi&#x017F;s-<lb/>
bildungen halten? Hier scheitern alle mechani-<lb/>
sche Erscheinungen <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#k">Haller</hi> Opp. min. T. III. p. 138.</note>, und eben so unzurei-<lb/>
chend sind diese in allen den Fällen, wo der<lb/>
übrige Körper wohlgebildet war, aber gro&#x017F;se Ab-<lb/>
weichungen vom regelmä&#x017F;sigen Bau in der Ver-<lb/>
theilung grö&#x017F;serer Gefä&#x017F;se, oder in der Struktur<lb/>
einzelner Muskeln statt fanden, wo einzelne Or-<lb/>
gane, z. B. die Finger, überzählig waren, wo<lb/>
sich bey Menschen ein doppelter Uterus fand <note place="foot" n="(t)">Mém. de l&#x2019;Acad. des sc. de Paris. 1705. Ed. 8. p. 504.</note>,<lb/>
oder wo beyderley Geschlechtstheile in Einem In-<lb/>
dividuum bey Thieren vorhanden waren, die<lb/>
sonst getrennten Geschlechts sind. Wer solche<lb/>
überzählige oder fremdartige Organe, die mit<lb/>
dem in allen übrigen Stücken regelmä&#x017F;sig geform-<lb/>
ten Organismus, woran sie sich finden, aufs<lb/>
innigste vereinigt sind, für Ueberbleibsel eines<lb/>
andern Foetus hält, der bis auf diese Theile gänz-<lb/>
lich zerstöhrt ist, behauptet etwas, wovon sich,<lb/>
wie <hi rendition="#k">Mairan</hi> <note place="foot" n="(u)">Hist. de l&#x2019;Acad. des. sc. de Paris. 1743. Ed. 8. p. 60.</note> gezeigt hat, die Unwahrschein-<lb/>
lichkeit mathematisch beweisen lä&#x017F;st.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0456] sondern daſs viele in der ursprünglichen Beschaf- fenheit des männlichen oder weiblichen Zeugungs- stoffs ihren Grund haben. Wer kann die Fälle, wo alle Organe, die sonst in der rechten Seite liegen, in der linken gefunden wurden, und um- gekehrt, für etwas anders als ursprüngliche Miſs- bildungen halten? Hier scheitern alle mechani- sche Erscheinungen (s), und eben so unzurei- chend sind diese in allen den Fällen, wo der übrige Körper wohlgebildet war, aber groſse Ab- weichungen vom regelmäſsigen Bau in der Ver- theilung gröſserer Gefäſse, oder in der Struktur einzelner Muskeln statt fanden, wo einzelne Or- gane, z. B. die Finger, überzählig waren, wo sich bey Menschen ein doppelter Uterus fand (t), oder wo beyderley Geschlechtstheile in Einem In- dividuum bey Thieren vorhanden waren, die sonst getrennten Geschlechts sind. Wer solche überzählige oder fremdartige Organe, die mit dem in allen übrigen Stücken regelmäſsig geform- ten Organismus, woran sie sich finden, aufs innigste vereinigt sind, für Ueberbleibsel eines andern Foetus hält, der bis auf diese Theile gänz- lich zerstöhrt ist, behauptet etwas, wovon sich, wie Mairan (u) gezeigt hat, die Unwahrschein- lichkeit mathematisch beweisen läſst. Doch (s) Haller Opp. min. T. III. p. 138. (t) Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1705. Ed. 8. p. 504. (u) Hist. de l’Acad. des. sc. de Paris. 1743. Ed. 8. p. 60.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/456
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/456>, abgerufen am 18.05.2024.