Umstand ist allerdings ein wichtiger Gegengrund gegen den unmittelbaren Einfluss des männlichen Saamens auf den weiblichen Zeugungsstoff, in- dem hiergegen jener Hallersche Einwurf weg- fällt. Auch sind gerade bey dem Opossum, das von Haller'n und andern für diesen unmittelba- ren Einfluss angeführt ist, und dem Känguruh (Jaculus giganteus) die beyden Canäle der Mut- terscheide, die dem doppelten Zeugungsgliede des Männchen entsprechen, so gekrümmt und auf eine solche Art mit dem Grunde der Gebährmut- ter verbunden, dass der männliche Saamen auf keine Weise zu den Eyerstöcken gelangen kann (e). Ferner spricht die Analogie der übrigen Thier- classen, bey welchen die Befruchtung ebenfalls, wie bey den Säugthieren, innerhalb dem Kör- per der Mutter geschieht, für die Meinung, dass die Wirkung des männlichen Saamens auf den weiblichen bey der Befruchtung eine mittelbare ist. Sie ist ohne Zweifel mittelbar bey den Vö- geln, welche Wochen lang nach einer einzigen Begattung fruchtbare Eyer legen. Nehmen wir hierzu nun auch die Gründe, die uns oben Spal- lanzani's Versuche an Amphibien, so wie Hed- wig's und Schrank's Beobachtungen über die Struktur der weiblichen Geschlechtsorgane bey den Pflanzen für jene Meinung lieferten, so ist
es
(e) Biol. Bd. 1. S. 214.
III. Bd. C c
Umstand ist allerdings ein wichtiger Gegengrund gegen den unmittelbaren Einfluſs des männlichen Saamens auf den weiblichen Zeugungsstoff, in- dem hiergegen jener Hallersche Einwurf weg- fällt. Auch sind gerade bey dem Opossum, das von Haller’n und andern für diesen unmittelba- ren Einfluſs angeführt ist, und dem Känguruh (Jaculus giganteus) die beyden Canäle der Mut- terscheide, die dem doppelten Zeugungsgliede des Männchen entsprechen, so gekrümmt und auf eine solche Art mit dem Grunde der Gebährmut- ter verbunden, daſs der männliche Saamen auf keine Weise zu den Eyerstöcken gelangen kann (e). Ferner spricht die Analogie der übrigen Thier- classen, bey welchen die Befruchtung ebenfalls, wie bey den Säugthieren, innerhalb dem Kör- per der Mutter geschieht, für die Meinung, daſs die Wirkung des männlichen Saamens auf den weiblichen bey der Befruchtung eine mittelbare ist. Sie ist ohne Zweifel mittelbar bey den Vö- geln, welche Wochen lang nach einer einzigen Begattung fruchtbare Eyer legen. Nehmen wir hierzu nun auch die Gründe, die uns oben Spal- lanzani’s Versuche an Amphibien, so wie Hed- wig’s und Schrank’s Beobachtungen über die Struktur der weiblichen Geschlechtsorgane bey den Pflanzen für jene Meinung lieferten, so ist
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(e) Biol. Bd. 1. S. 214.
III. Bd. C c
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Umstand ist allerdings ein wichtiger Gegengrund
gegen den unmittelbaren Einfluſs des männlichen
Saamens auf den weiblichen Zeugungsstoff, in-
dem hiergegen jener Hallersche Einwurf weg-
fällt. Auch sind gerade bey dem Opossum, das
von Haller’n und andern für diesen unmittelba-
ren Einfluſs angeführt ist, und dem Känguruh
(Jaculus giganteus) die beyden Canäle der Mut-
terscheide, die dem doppelten Zeugungsgliede des
Männchen entsprechen, so gekrümmt und auf
eine solche Art mit dem Grunde der Gebährmut-
ter verbunden, daſs der männliche Saamen auf
keine Weise zu den Eyerstöcken gelangen kann (e).
Ferner spricht die Analogie der übrigen Thier-
classen, bey welchen die Befruchtung ebenfalls,
wie bey den Säugthieren, innerhalb dem Kör-
per der Mutter geschieht, für die Meinung, daſs
die Wirkung des männlichen Saamens auf den
weiblichen bey der Befruchtung eine mittelbare
ist. Sie ist ohne Zweifel mittelbar bey den Vö-
geln, welche Wochen lang nach einer einzigen
Begattung fruchtbare Eyer legen. Nehmen wir
hierzu nun auch die Gründe, die uns oben Spal-
lanzani’s Versuche an Amphibien, so wie Hed-
wig’s und Schrank’s Beobachtungen über die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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