Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

le, wie bey dem Menschen besitzt (l). Nur
weichen die Pflanzen darin von den Thieren ab,
dass jener Zeugungsstoff bey ihnen nicht, wie
bey den letztern, ohne Hülle von den männli-
chen Zeugungsorganen zu den weiblichen über-
geht. Der Saamenstaub der Pflanzen besteht
nehmlich aus schleimichten, in gefässreichen Häu-
ten eingeschlossenen Massen. Bey der Befruch-
tung trennen sich diese Körper von den Staubfä-
den und gehen zur Narbe des Pistills über, und
erst hier zeigt sich der weibliche Zeugungsstoff
als eine Flüssigkeit, indem er entweder, nach
Kölreuter'n (m), durch feine Oeffnungen sei-
ner Hülle durchschwitzt, oder, nach Needham's
Du Hamel's, Jussieu's und Hedwig's (n) Beob-
achtungen, durch ein plötzliches Aufspringen die-
ser Haut ausgeleert wird.

Die Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffs
auf den weiblichen geschieht durch den Akt der
Begattung. Sie wird von dem höchsten Grade
der körperlichen Wollust begleitet, deren das
Thier, und vielleicht auch die Pflanze, fähig

ist.
(l) Fourcroy, Annales du Museum d'Hist. nat. T. I.
p. 417.
(m) Vorläufige Nachricht von einigen, das Geschlecht
der Pflanzen betreffenden Versuchen. §. 2 ff.
(n) Theor. generat. et fructif. plant. cryptog. p. 65.
III. Bd. A a

le, wie bey dem Menschen besitzt (l). Nur
weichen die Pflanzen darin von den Thieren ab,
daſs jener Zeugungsstoff bey ihnen nicht, wie
bey den letztern, ohne Hülle von den männli-
chen Zeugungsorganen zu den weiblichen über-
geht. Der Saamenstaub der Pflanzen besteht
nehmlich aus schleimichten, in gefäſsreichen Häu-
ten eingeschlossenen Massen. Bey der Befruch-
tung trennen sich diese Körper von den Staubfä-
den und gehen zur Narbe des Pistills über, und
erst hier zeigt sich der weibliche Zeugungsstoff
als eine Flüssigkeit, indem er entweder, nach
Kölreuter’n (m), durch feine Oeffnungen sei-
ner Hülle durchschwitzt, oder, nach Needham’s
Du Hamel’s, Jussieu’s und Hedwig’s (n) Beob-
achtungen, durch ein plötzliches Aufspringen die-
ser Haut ausgeleert wird.

Die Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffs
auf den weiblichen geschieht durch den Akt der
Begattung. Sie wird von dem höchsten Grade
der körperlichen Wollust begleitet, deren das
Thier, und vielleicht auch die Pflanze, fähig

ist.
(l) Fourcroy, Annales du Muséum d’Hist. nat. T. I.
p. 417.
(m) Vorläufige Nachricht von einigen, das Geschlecht
der Pflanzen betreffenden Versuchen. §. 2 ff.
(n) Theor. generat. et fructif. plant. cryptog. p. 65.
III. Bd. A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0379" n="369"/>
le, wie bey dem Menschen besitzt <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#k">Fourcroy</hi>, Annales du Muséum d&#x2019;Hist. nat. T. I.<lb/>
p. 417.</note>. Nur<lb/>
weichen die Pflanzen darin von den Thieren ab,<lb/>
da&#x017F;s jener Zeugungsstoff bey ihnen nicht, wie<lb/>
bey den letztern, ohne Hülle von den männli-<lb/>
chen Zeugungsorganen zu den weiblichen über-<lb/>
geht. Der Saamenstaub der Pflanzen besteht<lb/>
nehmlich aus schleimichten, in gefä&#x017F;sreichen Häu-<lb/>
ten eingeschlossenen Massen. Bey der Befruch-<lb/>
tung trennen sich diese Körper von den Staubfä-<lb/>
den und gehen zur Narbe des Pistills über, und<lb/>
erst hier zeigt sich der weibliche Zeugungsstoff<lb/>
als eine Flüssigkeit, indem er entweder, nach<lb/><hi rendition="#k">Kölreuter</hi>&#x2019;n <note place="foot" n="(m)">Vorläufige Nachricht von einigen, das Geschlecht<lb/>
der Pflanzen betreffenden Versuchen. §. 2 ff.</note>, durch feine Oeffnungen sei-<lb/>
ner Hülle durchschwitzt, oder, nach <hi rendition="#k">Needham</hi>&#x2019;s<lb/><hi rendition="#k">Du Hamel</hi>&#x2019;s, <hi rendition="#k">Jussieu</hi>&#x2019;s und <hi rendition="#k">Hedwig</hi>&#x2019;s <note place="foot" n="(n)">Theor. generat. et fructif. plant. cryptog. p. 65.</note> Beob-<lb/>
achtungen, durch ein plötzliches Aufspringen die-<lb/>
ser Haut ausgeleert wird.</p><lb/>
              <p>Die Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffs<lb/>
auf den weiblichen geschieht durch den Akt der<lb/>
Begattung. Sie wird von dem höchsten Grade<lb/>
der körperlichen Wollust begleitet, deren das<lb/>
Thier, und vielleicht auch die Pflanze, fähig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ist.</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#i">III. Bd.</hi> A a</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0379] le, wie bey dem Menschen besitzt (l). Nur weichen die Pflanzen darin von den Thieren ab, daſs jener Zeugungsstoff bey ihnen nicht, wie bey den letztern, ohne Hülle von den männli- chen Zeugungsorganen zu den weiblichen über- geht. Der Saamenstaub der Pflanzen besteht nehmlich aus schleimichten, in gefäſsreichen Häu- ten eingeschlossenen Massen. Bey der Befruch- tung trennen sich diese Körper von den Staubfä- den und gehen zur Narbe des Pistills über, und erst hier zeigt sich der weibliche Zeugungsstoff als eine Flüssigkeit, indem er entweder, nach Kölreuter’n (m), durch feine Oeffnungen sei- ner Hülle durchschwitzt, oder, nach Needham’s Du Hamel’s, Jussieu’s und Hedwig’s (n) Beob- achtungen, durch ein plötzliches Aufspringen die- ser Haut ausgeleert wird. Die Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffs auf den weiblichen geschieht durch den Akt der Begattung. Sie wird von dem höchsten Grade der körperlichen Wollust begleitet, deren das Thier, und vielleicht auch die Pflanze, fähig ist. (l) Fourcroy, Annales du Muséum d’Hist. nat. T. I. p. 417. (m) Vorläufige Nachricht von einigen, das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen. §. 2 ff. (n) Theor. generat. et fructif. plant. cryptog. p. 65. III. Bd. A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/379
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/379>, abgerufen am 18.05.2024.