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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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einer und derselben, mit reifen Saamenkörnern
angefüllten Conferve zu halten, deren Röhre sich
durch einen, mit der Axe parallelen Riss geöff-
net hat. Er wird aber von dieser Meinung zu-
rückkommen, wenn er andere Fäden aufsucht,
die sich erst seit kurzer Zeit vereinigt haben,
und am deutlichsten wird er die beschriebenen
Veränderungen an der Conferva setiformis R. be-
obachten können. Die Fruchtkeime bleiben so
lange in der äussern Haut der Conferve, bis
diese aufgelöst ist, und sinken dann im Wasser
zu Boden.

Ein einziges mal habe ich unter mehrern
verbundenen Fäden der Conferva scalaris R. ei-
nen angetroffen, in welchem die Bildung der
Fruchtkeime ihren Anfang genommen hatte, ob-
gleich der Faden mit keinem andern copulirt
war. Er war aber von schwarzer Farbe, und
es fand hier also ohne Zweifel eine krankhafte
Beschaffenheit statt. Indess giebt es allerdings
eine Art von Conferven, welche ohne Copulation
Saamenkörner hervorzubringen scheint. Diese
ist die Conferva annulina, eine neue, von mei-
nem Bruder entdeckte Art, die man bey Bremen
in Gräben und stehenden Wassern findet, und
in deren langen einfachen Fäden die grüne Mate-
rie parallele, durch leere Zwischenräume getrenn-
te Ringe bildet. Der Grund dieser Anomalie

liegt

einer und derselben, mit reifen Saamenkörnern
angefüllten Conferve zu halten, deren Röhre sich
durch einen, mit der Axe parallelen Riſs geöff-
net hat. Er wird aber von dieser Meinung zu-
rückkommen, wenn er andere Fäden aufsucht,
die sich erst seit kurzer Zeit vereinigt haben,
und am deutlichsten wird er die beschriebenen
Veränderungen an der Conferva setiformis R. be-
obachten können. Die Fruchtkeime bleiben so
lange in der äussern Haut der Conferve, bis
diese aufgelöst ist, und sinken dann im Wasser
zu Boden.

Ein einziges mal habe ich unter mehrern
verbundenen Fäden der Conferva scalaris R. ei-
nen angetroffen, in welchem die Bildung der
Fruchtkeime ihren Anfang genommen hatte, ob-
gleich der Faden mit keinem andern copulirt
war. Er war aber von schwarzer Farbe, und
es fand hier also ohne Zweifel eine krankhafte
Beschaffenheit statt. Indeſs giebt es allerdings
eine Art von Conferven, welche ohne Copulation
Saamenkörner hervorzubringen scheint. Diese
ist die Conferva annulina, eine neue, von mei-
nem Bruder entdeckte Art, die man bey Bremen
in Gräben und stehenden Wassern findet, und
in deren langen einfachen Fäden die grüne Mate-
rie parallele, durch leere Zwischenräume getrenn-
te Ringe bildet. Der Grund dieser Anomalie

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[318/0328] einer und derselben, mit reifen Saamenkörnern angefüllten Conferve zu halten, deren Röhre sich durch einen, mit der Axe parallelen Riſs geöff- net hat. Er wird aber von dieser Meinung zu- rückkommen, wenn er andere Fäden aufsucht, die sich erst seit kurzer Zeit vereinigt haben, und am deutlichsten wird er die beschriebenen Veränderungen an der Conferva setiformis R. be- obachten können. Die Fruchtkeime bleiben so lange in der äussern Haut der Conferve, bis diese aufgelöst ist, und sinken dann im Wasser zu Boden. Ein einziges mal habe ich unter mehrern verbundenen Fäden der Conferva scalaris R. ei- nen angetroffen, in welchem die Bildung der Fruchtkeime ihren Anfang genommen hatte, ob- gleich der Faden mit keinem andern copulirt war. Er war aber von schwarzer Farbe, und es fand hier also ohne Zweifel eine krankhafte Beschaffenheit statt. Indeſs giebt es allerdings eine Art von Conferven, welche ohne Copulation Saamenkörner hervorzubringen scheint. Diese ist die Conferva annulina, eine neue, von mei- nem Bruder entdeckte Art, die man bey Bremen in Gräben und stehenden Wassern findet, und in deren langen einfachen Fäden die grüne Mate- rie parallele, durch leere Zwischenräume getrenn- te Ringe bildet. Der Grund dieser Anomalie liegt

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/328>, abgerufen am 22.11.2024.