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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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reicht hat, in zwey ungleiche Hälften. Die
kleinere, von der Länge einer halben Linie,
wächst an ihren beyden Enden fort; diese wer-
den rund, und sie selber theilt sich auf die
nehmliche Art, wie die vorige, sobald sie auch
3 Linien gross geworden ist. Die Mutterpflanze
ersetzt unterdess ihren Verlust ebenfalls wie-

der
Bewegungen dieser Fäden waren weniger lebhaft,
als die der beyden oben erwähnten Arten. In der
Schnelligkeit ihres Wachsthums kamen sie aber de-
nen der vorhin erwähnten Oscillatoria terrestris völ-
lig gleich. Sogar unter einer Loupe, die nur ei-
nige mal im Durchmesser vergrösserte, konnte ich
die Verlängerung der Fäden deutlich wahrnehmen.
-- Ich legte diese Conferve in ein gläsernes Gefäss,
das einige Pfund Wasser enthielt. Hier trieb sie
dicke, mehrere Zoll lange Bündel von Fäden, die
von der Oberfläche des Wassers herabhingen. Von
Zeit zu Zeit sonderten sich einzelne Fäden von
diesen Bündeln ab, und sanken im Wasser zu Bo-
den. Vor ihrer Absonderung machten sie Oscilla-
tionen, die sich schon mit der blossen Loupe wahr-
nehmen liessen. Man muss sich aber hüten, nicht
jede Bewegung dieser und ähnlicher Conferven für
automatisch zu halten. Ich beobachtete an einigen
jener Fäden, die zur Hälfte mit Schlamm bedeckt
waren, sehr heftige Oscillationen. Bey genauerer
Untersuchung aber fand ich, dass diese durch eine
sehr grosse, meines Wissens noch unbeschriebene
Art von Infusionsthieren verursacht wurden, die
sich in dem Schlamme aufhielt.

reicht hat, in zwey ungleiche Hälften. Die
kleinere, von der Länge einer halben Linie,
wächst an ihren beyden Enden fort; diese wer-
den rund, und sie selber theilt sich auf die
nehmliche Art, wie die vorige, sobald sie auch
3 Linien groſs geworden ist. Die Mutterpflanze
ersetzt unterdeſs ihren Verlust ebenfalls wie-

der
Bewegungen dieser Fäden waren weniger lebhaft,
als die der beyden oben erwähnten Arten. In der
Schnelligkeit ihres Wachsthums kamen sie aber de-
nen der vorhin erwähnten Oscillatoria terrestris völ-
lig gleich. Sogar unter einer Loupe, die nur ei-
nige mal im Durchmesser vergröſserte, konnte ich
die Verlängerung der Fäden deutlich wahrnehmen.
— Ich legte diese Conferve in ein gläsernes Gefäſs,
das einige Pfund Wasser enthielt. Hier trieb sie
dicke, mehrere Zoll lange Bündel von Fäden, die
von der Oberfläche des Wassers herabhingen. Von
Zeit zu Zeit sonderten sich einzelne Fäden von
diesen Bündeln ab, und sanken im Wasser zu Bo-
den. Vor ihrer Absonderung machten sie Oscilla-
tionen, die sich schon mit der bloſsen Loupe wahr-
nehmen liessen. Man muſs sich aber hüten, nicht
jede Bewegung dieser und ähnlicher Conferven für
automatisch zu halten. Ich beobachtete an einigen
jener Fäden, die zur Hälfte mit Schlamm bedeckt
waren, sehr heftige Oscillationen. Bey genauerer
Untersuchung aber fand ich, daſs diese durch eine
sehr groſse, meines Wissens noch unbeschriebene
Art von Infusionsthieren verursacht wurden, die
sich in dem Schlamme aufhielt.
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[285/0295] reicht hat, in zwey ungleiche Hälften. Die kleinere, von der Länge einer halben Linie, wächst an ihren beyden Enden fort; diese wer- den rund, und sie selber theilt sich auf die nehmliche Art, wie die vorige, sobald sie auch 3 Linien groſs geworden ist. Die Mutterpflanze ersetzt unterdeſs ihren Verlust ebenfalls wie- der (l) (l) Bewegungen dieser Fäden waren weniger lebhaft, als die der beyden oben erwähnten Arten. In der Schnelligkeit ihres Wachsthums kamen sie aber de- nen der vorhin erwähnten Oscillatoria terrestris völ- lig gleich. Sogar unter einer Loupe, die nur ei- nige mal im Durchmesser vergröſserte, konnte ich die Verlängerung der Fäden deutlich wahrnehmen. — Ich legte diese Conferve in ein gläsernes Gefäſs, das einige Pfund Wasser enthielt. Hier trieb sie dicke, mehrere Zoll lange Bündel von Fäden, die von der Oberfläche des Wassers herabhingen. Von Zeit zu Zeit sonderten sich einzelne Fäden von diesen Bündeln ab, und sanken im Wasser zu Bo- den. Vor ihrer Absonderung machten sie Oscilla- tionen, die sich schon mit der bloſsen Loupe wahr- nehmen liessen. Man muſs sich aber hüten, nicht jede Bewegung dieser und ähnlicher Conferven für automatisch zu halten. Ich beobachtete an einigen jener Fäden, die zur Hälfte mit Schlamm bedeckt waren, sehr heftige Oscillationen. Bey genauerer Untersuchung aber fand ich, daſs diese durch eine sehr groſse, meines Wissens noch unbeschriebene Art von Infusionsthieren verursacht wurden, die sich in dem Schlamme aufhielt.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/295>, abgerufen am 22.11.2024.