Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

türlicher zu glauben, dass die Gerippe von Burg-
tonna aus dem Meeresgrunde, worin sie anfangs
lagen, in der Folge durch ausgetretene Flüsse
wieder hervorgewühlt, in eine andere Gegend
geschwemmt, und hier in einem Flussbette wie-
der verschüttet sind.

Es lassen sich aber auch mehrere Gründe
anführen, welche der Meinung, dass alle Petre-
fakten und Fossilien von Pflanzen und Landthie-
ren an den Stellen, wo sie jetzt begraben liegen,
einst gelebt haben sollten, ganz entgegen sind.
Erstens nehmlich ist es gewiss, dass, wenn die-
se Hypothese gegründet wäre, die Polargegenden
ein ähnliches Clima wie die jetzigen heissen Zo-
nen gehabt haben müssten. Elephanten, Nas-
hörner, Antilopen und ähnliche Thiere konnten
so wenig vormals, als heutiges Tages, in der Eis-
zone ausdauern, konnten so wenig ehedem, als
jetzt, in diesen unwirthbaren Gegenden Nahrung
finden. Aber aus welcher Voraussetzung will
man eine so totale Veränderung des Clima erklä-
ren? Antwortet man, aus einer Veränderung
der Erdaxe, so lässt sich weiter fragen, wo-
durch diese hervorgebracht seyn soll? und dann
bleibt nichts übrig, als einen Cometen, der mit
der Erde zusammenstiess, zu Hülfe zu nehmen.
Aber eine solche Hypothese ist unvereinbar mit
geläuterten Begriffen von der Organisation der

Na-
N 5

türlicher zu glauben, daſs die Gerippe von Burg-
tonna aus dem Meeresgrunde, worin sie anfangs
lagen, in der Folge durch ausgetretene Flüsse
wieder hervorgewühlt, in eine andere Gegend
geschwemmt, und hier in einem Fluſsbette wie-
der verschüttet sind.

Es lassen sich aber auch mehrere Gründe
anführen, welche der Meinung, daſs alle Petre-
fakten und Fossilien von Pflanzen und Landthie-
ren an den Stellen, wo sie jetzt begraben liegen,
einst gelebt haben sollten, ganz entgegen sind.
Erstens nehmlich ist es gewiſs, daſs, wenn die-
se Hypothese gegründet wäre, die Polargegenden
ein ähnliches Clima wie die jetzigen heissen Zo-
nen gehabt haben müſsten. Elephanten, Nas-
hörner, Antilopen und ähnliche Thiere konnten
so wenig vormals, als heutiges Tages, in der Eis-
zone ausdauern, konnten so wenig ehedem, als
jetzt, in diesen unwirthbaren Gegenden Nahrung
finden. Aber aus welcher Voraussetzung will
man eine so totale Veränderung des Clima erklä-
ren? Antwortet man, aus einer Veränderung
der Erdaxe, so läſst sich weiter fragen, wo-
durch diese hervorgebracht seyn soll? und dann
bleibt nichts übrig, als einen Cometen, der mit
der Erde zusammenstieſs, zu Hülfe zu nehmen.
Aber eine solche Hypothese ist unvereinbar mit
geläuterten Begriffen von der Organisation der

Na-
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0211" n="201"/>
türlicher zu glauben, da&#x017F;s die Gerippe von Burg-<lb/>
tonna aus dem Meeresgrunde, worin sie anfangs<lb/>
lagen, in der Folge durch ausgetretene Flüsse<lb/>
wieder hervorgewühlt, in eine andere Gegend<lb/>
geschwemmt, und hier in einem Flu&#x017F;sbette wie-<lb/>
der verschüttet sind.</p><lb/>
            <p>Es lassen sich aber auch mehrere Gründe<lb/>
anführen, welche der Meinung, da&#x017F;s alle Petre-<lb/>
fakten und Fossilien von Pflanzen und Landthie-<lb/>
ren an den Stellen, wo sie jetzt begraben liegen,<lb/>
einst gelebt haben sollten, ganz entgegen sind.<lb/>
Erstens nehmlich ist es gewi&#x017F;s, da&#x017F;s, wenn die-<lb/>
se Hypothese gegründet wäre, die Polargegenden<lb/>
ein ähnliches Clima wie die jetzigen heissen Zo-<lb/>
nen gehabt haben mü&#x017F;sten. Elephanten, Nas-<lb/>
hörner, Antilopen und ähnliche Thiere konnten<lb/>
so wenig vormals, als heutiges Tages, in der Eis-<lb/>
zone ausdauern, konnten so wenig ehedem, als<lb/>
jetzt, in diesen unwirthbaren Gegenden Nahrung<lb/>
finden. Aber aus welcher Voraussetzung will<lb/>
man eine so totale Veränderung des Clima erklä-<lb/>
ren? Antwortet man, aus einer Veränderung<lb/>
der Erdaxe, so lä&#x017F;st sich weiter fragen, wo-<lb/>
durch diese hervorgebracht seyn soll? und dann<lb/>
bleibt nichts übrig, als einen Cometen, der mit<lb/>
der Erde zusammenstie&#x017F;s, zu Hülfe zu nehmen.<lb/>
Aber eine solche Hypothese ist unvereinbar mit<lb/>
geläuterten Begriffen von der Organisation der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Na-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0211] türlicher zu glauben, daſs die Gerippe von Burg- tonna aus dem Meeresgrunde, worin sie anfangs lagen, in der Folge durch ausgetretene Flüsse wieder hervorgewühlt, in eine andere Gegend geschwemmt, und hier in einem Fluſsbette wie- der verschüttet sind. Es lassen sich aber auch mehrere Gründe anführen, welche der Meinung, daſs alle Petre- fakten und Fossilien von Pflanzen und Landthie- ren an den Stellen, wo sie jetzt begraben liegen, einst gelebt haben sollten, ganz entgegen sind. Erstens nehmlich ist es gewiſs, daſs, wenn die- se Hypothese gegründet wäre, die Polargegenden ein ähnliches Clima wie die jetzigen heissen Zo- nen gehabt haben müſsten. Elephanten, Nas- hörner, Antilopen und ähnliche Thiere konnten so wenig vormals, als heutiges Tages, in der Eis- zone ausdauern, konnten so wenig ehedem, als jetzt, in diesen unwirthbaren Gegenden Nahrung finden. Aber aus welcher Voraussetzung will man eine so totale Veränderung des Clima erklä- ren? Antwortet man, aus einer Veränderung der Erdaxe, so läſst sich weiter fragen, wo- durch diese hervorgebracht seyn soll? und dann bleibt nichts übrig, als einen Cometen, der mit der Erde zusammenstieſs, zu Hülfe zu nehmen. Aber eine solche Hypothese ist unvereinbar mit geläuterten Begriffen von der Organisation der Na- N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/211
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/211>, abgerufen am 03.05.2024.