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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Menschenknochen galten, im Jahre 1760 bey Aix
in der Provence gefunden war, eine Schildkrö-
tenschaale (d). In neuern Zeiten behauptete
zwar Spallanzani, Menschenknochen in der
obersten Schichte eines Berges der Insel Cerigo,
die in ihrer ganzen Dicke grösstentheils aus ver-
steinerten Knochen zusammengesetzt seyn soll,
gefunden zu haben (e). Allein schon de Luc (f)
hat mit Recht erinnert, diese Beobachtung sey
so unvollständig und mangelhaft, dass sie nichts
beweise, so wie überhaupt Spallanzani's Zeug-
niss in dergleichen Sachen verdächtig sey, da
er zu wenig geologische Kenntnisse besessen und
nach wunderbaren, unerhörten Dingen gehascht
habe. Wenn aber diese Beobachtung auch ge-
gründet wäre, so würde sie doch nichts gegen
unsere Behauptung beweisen. Die oberste Schich-
te jenes Berges der Insel Cerigo ist nehmlich ohne
Zweifel von einerley Art mit denjenigen, worin

man
(d) Journal de phys. T. XVI. p. 468. -- Guettard
(Mem. de l'Acad. des sc. de Paris. 1760. Ed. 4. p.
209.) hatte den Irrthum derer, die jenen Kopf für
einen Menschenschädel hielten, zwar schon eingese-
hen, aber diesen unrichtig für einen grossen Nauti-
liten gehalten.
(e) Spallanzani's angestellte physikal. Beobachtungen
auf der Insel Cythera. Strasburg. 1789.
(f) Journal de Phys. T. LV. C. 4. n. 1.
L 4

Menschenknochen galten, im Jahre 1760 bey Aix
in der Provence gefunden war, eine Schildkrö-
tenschaale (d). In neuern Zeiten behauptete
zwar Spallanzani, Menschenknochen in der
obersten Schichte eines Berges der Insel Cerigo,
die in ihrer ganzen Dicke gröſstentheils aus ver-
steinerten Knochen zusammengesetzt seyn soll,
gefunden zu haben (e). Allein schon de Luc (f)
hat mit Recht erinnert, diese Beobachtung sey
so unvollständig und mangelhaft, daſs sie nichts
beweise, so wie überhaupt Spallanzani’s Zeug-
niſs in dergleichen Sachen verdächtig sey, da
er zu wenig geologische Kenntnisse besessen und
nach wunderbaren, unerhörten Dingen gehascht
habe. Wenn aber diese Beobachtung auch ge-
gründet wäre, so würde sie doch nichts gegen
unsere Behauptung beweisen. Die oberste Schich-
te jenes Berges der Insel Cerigo ist nehmlich ohne
Zweifel von einerley Art mit denjenigen, worin

man
(d) Journal de phys. T. XVI. p. 468. — Guettard
(Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1760. Ed. 4. p.
209.) hatte den Irrthum derer, die jenen Kopf für
einen Menschenschädel hielten, zwar schon eingese-
hen, aber diesen unrichtig für einen groſsen Nauti-
liten gehalten.
(e) Spallanzani’s angestellte physikal. Beobachtungen
auf der Insel Cythera. Strasburg. 1789.
(f) Journal de Phys. T. LV. C. 4. n. 1.
L 4
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[167/0177] Menschenknochen galten, im Jahre 1760 bey Aix in der Provence gefunden war, eine Schildkrö- tenschaale (d). In neuern Zeiten behauptete zwar Spallanzani, Menschenknochen in der obersten Schichte eines Berges der Insel Cerigo, die in ihrer ganzen Dicke gröſstentheils aus ver- steinerten Knochen zusammengesetzt seyn soll, gefunden zu haben (e). Allein schon de Luc (f) hat mit Recht erinnert, diese Beobachtung sey so unvollständig und mangelhaft, daſs sie nichts beweise, so wie überhaupt Spallanzani’s Zeug- niſs in dergleichen Sachen verdächtig sey, da er zu wenig geologische Kenntnisse besessen und nach wunderbaren, unerhörten Dingen gehascht habe. Wenn aber diese Beobachtung auch ge- gründet wäre, so würde sie doch nichts gegen unsere Behauptung beweisen. Die oberste Schich- te jenes Berges der Insel Cerigo ist nehmlich ohne Zweifel von einerley Art mit denjenigen, worin man (d) Journal de phys. T. XVI. p. 468. — Guettard (Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1760. Ed. 4. p. 209.) hatte den Irrthum derer, die jenen Kopf für einen Menschenschädel hielten, zwar schon eingese- hen, aber diesen unrichtig für einen groſsen Nauti- liten gehalten. (e) Spallanzani’s angestellte physikal. Beobachtungen auf der Insel Cythera. Strasburg. 1789. (f) Journal de Phys. T. LV. C. 4. n. 1. L 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/177>, abgerufen am 03.05.2024.