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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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und Moräste. Die Wälder, womit das mittlere
Amerika bedeckt ist, erstrecken sich nur bis zur
nördlichen Seite des Plataflusses. Hingegen auf
der Südseite desselben, an der ganzen östlichen
Küste von Patagonien bis zur Magellanischen
Meerenge, wächst kein anderes Holz, als etwas
schlechtes Gesträuch (l). Dabey hat dieses Land
einen leichten, trocknen und sandichten Boden,
grossen Mangel an Wasser, aber einen Ueberfluss
an langem und dickem Grase, welches in Rasen
wächst, die zwischen grossen unfruchtbaren Strek-
ken Sandes zerstreut liegen (m). Alle Umstände
sind hier also von der Art, dass sich die grosse
Fruchtbarkeit der dortigen Säugthiere leicht erklä-
ren lässt.

Eben jene dunkeln und feuchten Wälder, und
jene stinkenden Sümpfe, deren Athmosphäre ein
Gift für die Säugthiere und Vögel ist, sind das
Element der Amphibien. Diese Thiere leben fer-
ner in verschlossenen, unterirdischen Klüften, wo
eine höchst unreine Luft herrschen muss, und kei-
ne Erneuerung derselben möglich ist (n). Wir
können schon hieraus schliessen, dass bey ihnen
das Bedürfniss der reinen athmosphärischen Luft
weit geringer, als bey den höhern Thierclassen,

seyn
(l) Anson a. a. O. S. 480. §. 3.
(m) Anson ebendas. S. 483. §. 6. S. 481. §. 3.
(n) M. s. oben S. 11. ff.

und Moräste. Die Wälder, womit das mittlere
Amerika bedeckt ist, erstrecken sich nur bis zur
nördlichen Seite des Plataflusses. Hingegen auf
der Südseite desselben, an der ganzen östlichen
Küste von Patagonien bis zur Magellanischen
Meerenge, wächst kein anderes Holz, als etwas
schlechtes Gesträuch (l). Dabey hat dieses Land
einen leichten, trocknen und sandichten Boden,
groſsen Mangel an Wasser, aber einen Ueberfluſs
an langem und dickem Grase, welches in Rasen
wächst, die zwischen groſsen unfruchtbaren Strek-
ken Sandes zerstreut liegen (m). Alle Umstände
sind hier also von der Art, daſs sich die groſse
Fruchtbarkeit der dortigen Säugthiere leicht erklä-
ren läſst.

Eben jene dunkeln und feuchten Wälder, und
jene stinkenden Sümpfe, deren Athmosphäre ein
Gift für die Säugthiere und Vögel ist, sind das
Element der Amphibien. Diese Thiere leben fer-
ner in verschlossenen, unterirdischen Klüften, wo
eine höchst unreine Luft herrschen muſs, und kei-
ne Erneuerung derselben möglich ist (n). Wir
können schon hieraus schliessen, daſs bey ihnen
das Bedürfniſs der reinen athmosphärischen Luft
weit geringer, als bey den höhern Thierclassen,

seyn
(l) Anson a. a. O. S. 480. §. 3.
(m) Anson ebendas. S. 483. §. 6. S. 481. §. 3.
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[468/0478] und Moräste. Die Wälder, womit das mittlere Amerika bedeckt ist, erstrecken sich nur bis zur nördlichen Seite des Plataflusses. Hingegen auf der Südseite desselben, an der ganzen östlichen Küste von Patagonien bis zur Magellanischen Meerenge, wächst kein anderes Holz, als etwas schlechtes Gesträuch (l). Dabey hat dieses Land einen leichten, trocknen und sandichten Boden, groſsen Mangel an Wasser, aber einen Ueberfluſs an langem und dickem Grase, welches in Rasen wächst, die zwischen groſsen unfruchtbaren Strek- ken Sandes zerstreut liegen (m). Alle Umstände sind hier also von der Art, daſs sich die groſse Fruchtbarkeit der dortigen Säugthiere leicht erklä- ren läſst. Eben jene dunkeln und feuchten Wälder, und jene stinkenden Sümpfe, deren Athmosphäre ein Gift für die Säugthiere und Vögel ist, sind das Element der Amphibien. Diese Thiere leben fer- ner in verschlossenen, unterirdischen Klüften, wo eine höchst unreine Luft herrschen muſs, und kei- ne Erneuerung derselben möglich ist (n). Wir können schon hieraus schliessen, daſs bey ihnen das Bedürfniſs der reinen athmosphärischen Luft weit geringer, als bey den höhern Thierclassen, seyn (l) Anson a. a. O. S. 480. §. 3. (m) Anson ebendas. S. 483. §. 6. S. 481. §. 3. (n) M. s. oben S. 11. ff.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/478>, abgerufen am 06.05.2024.