Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

dagegen eine ungewöhnlich grosse Menge Kohlen-
stoff entbindet. Nichts ist gewisser, sagt Bruce,
als dass nie ein Weibchen je in der Stadt, oder et-
liche Meilen in der Runde umher Junge gebracht
hat. Dieser nachtheilige Einfluss höret auf, sobald
man das Vieh aus der Gegend von Sennaar in eine
Sandgegend bringet. Aira, welches drey bis vier
Meilen von dieser Stadt liegt, kein Wasser ausser
dem Nil in der Nähe hat, und mit weissem un-
fruchtbarem Sande umgeben ist, bekömmt allen Ar-
ten von Vieh vortrefflich. So ungünstig aber Sen-
naar den Thieren ist, so liefert der dortige Boden
doch einen Ueberfluss an vegetabilischen Nahrungs-
mitteln für Menschen und Vieh. Man versicherte
Bruce'n, dass er 300fältig tragen sollte, welches
ihm indess übertrieben zu seyn schien (u). Eben
diese Armuth an Thieren und dieser Reichthum
an Pflanzen zeigt sich in Bootan. "Ich erinnere
"mich," sagt Turner, "auf meiner ganzen Reise
"durch dieses Land kein wildes Thier, Makis aus-
"genommen, gefunden zu haben, und von Wild-
"prett sahe ich blos bey Chuka einige Phasanen."
Dafür ist aber Bootan allenthalben mit ewigem
Grün bedeckt, und reich an Wäldern der grössten
und höchsten Bäume. Ganz das Gegentheil findet
in dem benachbarten Tibet statt. Die Mannichfal-

tig-
(u) Bruce's Reisen zur Entdeckung der Quellen des
Nils. Uebers. von Volkmann. B. 4. S. 474.
Ee 4

dagegen eine ungewöhnlich groſse Menge Kohlen-
stoff entbindet. Nichts ist gewisser, sagt Bruce,
als daſs nie ein Weibchen je in der Stadt, oder et-
liche Meilen in der Runde umher Junge gebracht
hat. Dieser nachtheilige Einfluſs höret auf, sobald
man das Vieh aus der Gegend von Sennaar in eine
Sandgegend bringet. Aira, welches drey bis vier
Meilen von dieser Stadt liegt, kein Wasser ausser
dem Nil in der Nähe hat, und mit weissem un-
fruchtbarem Sande umgeben ist, bekömmt allen Ar-
ten von Vieh vortrefflich. So ungünstig aber Sen-
naar den Thieren ist, so liefert der dortige Boden
doch einen Ueberfluſs an vegetabilischen Nahrungs-
mitteln für Menschen und Vieh. Man versicherte
Bruce’n, daſs er 300fältig tragen sollte, welches
ihm indeſs übertrieben zu seyn schien (u). Eben
diese Armuth an Thieren und dieser Reichthum
an Pflanzen zeigt sich in Bootan. “Ich erinnere
„mich,” sagt Turner, “auf meiner ganzen Reise
„durch dieses Land kein wildes Thier, Makis aus-
„genommen, gefunden zu haben, und von Wild-
„prett sahe ich blos bey Chuka einige Phasanen.”
Dafür ist aber Bootan allenthalben mit ewigem
Grün bedeckt, und reich an Wäldern der gröſsten
und höchsten Bäume. Ganz das Gegentheil findet
in dem benachbarten Tibet statt. Die Mannichfal-

tig-
(u) Bruce’s Reisen zur Entdeckung der Quellen des
Nils. Uebers. von Volkmann. B. 4. S. 474.
Ee 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0449" n="439"/>
dagegen eine ungewöhnlich gro&#x017F;se Menge Kohlen-<lb/>
stoff entbindet. Nichts ist gewisser, sagt <hi rendition="#k">Bruce</hi>,<lb/>
als da&#x017F;s nie ein Weibchen je in der Stadt, oder et-<lb/>
liche Meilen in der Runde umher Junge gebracht<lb/>
hat. Dieser nachtheilige Einflu&#x017F;s höret auf, sobald<lb/>
man das Vieh aus der Gegend von Sennaar in eine<lb/>
Sandgegend bringet. Aira, welches drey bis vier<lb/>
Meilen von dieser Stadt liegt, kein Wasser ausser<lb/>
dem Nil in der Nähe hat, und mit weissem un-<lb/>
fruchtbarem Sande umgeben ist, bekömmt allen Ar-<lb/>
ten von Vieh vortrefflich. So ungünstig aber Sen-<lb/>
naar den Thieren ist, so liefert der dortige Boden<lb/>
doch einen Ueberflu&#x017F;s an vegetabilischen Nahrungs-<lb/>
mitteln für Menschen und Vieh. Man versicherte<lb/><hi rendition="#k">Bruce</hi>&#x2019;n, da&#x017F;s er 300fältig tragen sollte, welches<lb/>
ihm inde&#x017F;s übertrieben zu seyn schien <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#k">Bruce</hi>&#x2019;s Reisen zur Entdeckung der Quellen des<lb/>
Nils. Uebers. von <hi rendition="#k">Volkmann</hi>. B. 4. S. 474.</note>. Eben<lb/>
diese Armuth an Thieren und dieser Reichthum<lb/>
an Pflanzen zeigt sich in Bootan. &#x201C;Ich erinnere<lb/>
&#x201E;mich,&#x201D; sagt <hi rendition="#k">Turner</hi>, &#x201C;auf meiner ganzen Reise<lb/>
&#x201E;durch dieses Land kein wildes Thier, Makis aus-<lb/>
&#x201E;genommen, gefunden zu haben, und von Wild-<lb/>
&#x201E;prett sahe ich blos bey Chuka einige Phasanen.&#x201D;<lb/>
Dafür ist aber Bootan allenthalben mit ewigem<lb/>
Grün bedeckt, und reich an Wäldern der grö&#x017F;sten<lb/>
und höchsten Bäume. Ganz das Gegentheil findet<lb/>
in dem benachbarten Tibet statt. Die Mannichfal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tig-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ee</hi> 4</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0449] dagegen eine ungewöhnlich groſse Menge Kohlen- stoff entbindet. Nichts ist gewisser, sagt Bruce, als daſs nie ein Weibchen je in der Stadt, oder et- liche Meilen in der Runde umher Junge gebracht hat. Dieser nachtheilige Einfluſs höret auf, sobald man das Vieh aus der Gegend von Sennaar in eine Sandgegend bringet. Aira, welches drey bis vier Meilen von dieser Stadt liegt, kein Wasser ausser dem Nil in der Nähe hat, und mit weissem un- fruchtbarem Sande umgeben ist, bekömmt allen Ar- ten von Vieh vortrefflich. So ungünstig aber Sen- naar den Thieren ist, so liefert der dortige Boden doch einen Ueberfluſs an vegetabilischen Nahrungs- mitteln für Menschen und Vieh. Man versicherte Bruce’n, daſs er 300fältig tragen sollte, welches ihm indeſs übertrieben zu seyn schien (u). Eben diese Armuth an Thieren und dieser Reichthum an Pflanzen zeigt sich in Bootan. “Ich erinnere „mich,” sagt Turner, “auf meiner ganzen Reise „durch dieses Land kein wildes Thier, Makis aus- „genommen, gefunden zu haben, und von Wild- „prett sahe ich blos bey Chuka einige Phasanen.” Dafür ist aber Bootan allenthalben mit ewigem Grün bedeckt, und reich an Wäldern der gröſsten und höchsten Bäume. Ganz das Gegentheil findet in dem benachbarten Tibet statt. Die Mannichfal- tig- (u) Bruce’s Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils. Uebers. von Volkmann. B. 4. S. 474. Ee 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/449
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/449>, abgerufen am 03.05.2024.