Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

schen Bildung näher, als die übrigen (l). Hieraus
folgt, dass zwischen den Wendezirkeln eine Ursa-
che statt findet, welche die Erzeugung animalischer
Formen befördert, in den gemässigten Zonen aber
eine gegenwirkende, die Entstehung vegetabilischer
Gebilde begünstigende Kraft das Uebergewicht hat,
und dieser Schluss wird auch dadurch bestätigt,
dass die Mannichfaltigkeit der Landthiere, gleich
der der Monocotyledonen, ebenfalls erst in den
heissen Zonen ihr Maximum erreicht. Welches
sind nun jene entgegengesetzte Kräfte?

Diese Frage würde beantwortet seyn, wenn
sich darthun liesse, dass Wärme ohne Licht
die Entstehung animalischer, hingegen
Licht die Bildung vegetabilischer For-
men befördert
. Der weniger erleuchtete, ob-
gleich wärmere Ort müsste dann reicher an
Monocotyledonen, aber verhältnissmässig ärmer
an Dicotyledonen seyn, als der mehr erleuchtete,
obgleich kältere. Diese Bedingungen nun finden
in den heissen und gemässigten Zonen wirklich
statt. In den erstern erhalten die Vegetabilien bey
ihrer Entwickelung im Ganzen weniger Licht, als
in den letztern, weil in jenen die Luft überhaupt
weniger rein (m), und während der Regenzeit,

also
(l) Vergl. Biolog. B. 1. S. 426 ff.
(m) "Gleich den ersten Tag nach unserer Abreise von
"Teneriffa verlohr der Himmel jenes herrliche Ansehn,
"wel-

schen Bildung näher, als die übrigen (l). Hieraus
folgt, daſs zwischen den Wendezirkeln eine Ursa-
che statt findet, welche die Erzeugung animalischer
Formen befördert, in den gemäſsigten Zonen aber
eine gegenwirkende, die Entstehung vegetabilischer
Gebilde begünstigende Kraft das Uebergewicht hat,
und dieser Schluſs wird auch dadurch bestätigt,
daſs die Mannichfaltigkeit der Landthiere, gleich
der der Monocotyledonen, ebenfalls erst in den
heissen Zonen ihr Maximum erreicht. Welches
sind nun jene entgegengesetzte Kräfte?

Diese Frage würde beantwortet seyn, wenn
sich darthun liesse, daſs Wärme ohne Licht
die Entstehung animalischer, hingegen
Licht die Bildung vegetabilischer For-
men befördert
. Der weniger erleuchtete, ob-
gleich wärmere Ort müſste dann reicher an
Monocotyledonen, aber verhältniſsmäſsig ärmer
an Dicotyledonen seyn, als der mehr erleuchtete,
obgleich kältere. Diese Bedingungen nun finden
in den heissen und gemäſsigten Zonen wirklich
statt. In den erstern erhalten die Vegetabilien bey
ihrer Entwickelung im Ganzen weniger Licht, als
in den letztern, weil in jenen die Luft überhaupt
weniger rein (m), und während der Regenzeit,

also
(l) Vergl. Biolog. B. 1. S. 426 ff.
(m) “Gleich den ersten Tag nach unserer Abreise von
„Teneriffa verlohr der Himmel jenes herrliche Ansehn,
„wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0441" n="431"/>
schen Bildung näher, als die übrigen <note place="foot" n="(l)">Vergl. Biolog. B. 1. S. 426 ff.</note>. Hieraus<lb/>
folgt, da&#x017F;s zwischen den Wendezirkeln eine Ursa-<lb/>
che statt findet, welche die Erzeugung animalischer<lb/>
Formen befördert, in den gemä&#x017F;sigten Zonen aber<lb/>
eine gegenwirkende, die Entstehung vegetabilischer<lb/>
Gebilde begünstigende Kraft das Uebergewicht hat,<lb/>
und dieser Schlu&#x017F;s wird auch dadurch bestätigt,<lb/>
da&#x017F;s die Mannichfaltigkeit der Landthiere, gleich<lb/>
der der Monocotyledonen, ebenfalls erst in den<lb/>
heissen Zonen ihr Maximum erreicht. Welches<lb/>
sind nun jene entgegengesetzte Kräfte?</p><lb/>
                <p>Diese Frage würde beantwortet seyn, wenn<lb/>
sich darthun liesse, <hi rendition="#g">da&#x017F;s Wärme ohne Licht<lb/>
die Entstehung animalischer, hingegen<lb/>
Licht die Bildung vegetabilischer For-<lb/>
men befördert</hi>. Der weniger erleuchtete, ob-<lb/>
gleich wärmere Ort mü&#x017F;ste dann reicher an<lb/>
Monocotyledonen, aber verhältni&#x017F;smä&#x017F;sig ärmer<lb/>
an Dicotyledonen seyn, als der mehr erleuchtete,<lb/>
obgleich kältere. Diese Bedingungen nun finden<lb/>
in den heissen und gemä&#x017F;sigten Zonen wirklich<lb/>
statt. In den erstern erhalten die Vegetabilien bey<lb/>
ihrer Entwickelung im Ganzen weniger Licht, als<lb/>
in den letztern, weil in jenen die Luft überhaupt<lb/>
weniger rein <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="(m)">&#x201C;Gleich den ersten Tag nach unserer Abreise von<lb/>
&#x201E;Teneriffa verlohr der Himmel jenes herrliche Ansehn,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;wel-</fw></note>, und während der Regenzeit,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">also</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0441] schen Bildung näher, als die übrigen (l). Hieraus folgt, daſs zwischen den Wendezirkeln eine Ursa- che statt findet, welche die Erzeugung animalischer Formen befördert, in den gemäſsigten Zonen aber eine gegenwirkende, die Entstehung vegetabilischer Gebilde begünstigende Kraft das Uebergewicht hat, und dieser Schluſs wird auch dadurch bestätigt, daſs die Mannichfaltigkeit der Landthiere, gleich der der Monocotyledonen, ebenfalls erst in den heissen Zonen ihr Maximum erreicht. Welches sind nun jene entgegengesetzte Kräfte? Diese Frage würde beantwortet seyn, wenn sich darthun liesse, daſs Wärme ohne Licht die Entstehung animalischer, hingegen Licht die Bildung vegetabilischer For- men befördert. Der weniger erleuchtete, ob- gleich wärmere Ort müſste dann reicher an Monocotyledonen, aber verhältniſsmäſsig ärmer an Dicotyledonen seyn, als der mehr erleuchtete, obgleich kältere. Diese Bedingungen nun finden in den heissen und gemäſsigten Zonen wirklich statt. In den erstern erhalten die Vegetabilien bey ihrer Entwickelung im Ganzen weniger Licht, als in den letztern, weil in jenen die Luft überhaupt weniger rein (m), und während der Regenzeit, also (l) Vergl. Biolog. B. 1. S. 426 ff. (m) “Gleich den ersten Tag nach unserer Abreise von „Teneriffa verlohr der Himmel jenes herrliche Ansehn, „wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/441
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/441>, abgerufen am 22.11.2024.