Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

baumartigen Pflanzen nur den Wacholder, die
Birke und einige Weiden, wovon jedoch keine
über 10 Fuss hoch war. Im nördlichen Asien giebt
es uber den 68ten Grad der Breite hinaus keine
Wälder mehr, und unter dem 70ten wächst kaum
noch ein Gesträuch (r). Auf Spitzbergen ist die
Zwergweide (Salix herbacea) das einzige baumar-
tige Gewächs, und diese wird selten über zwey
Zoll hoch (s).

Am auffallendsten aber ist bey den Vegetabi-
lien das Verhältniss, worin die Grösse mit der Wär-
me steht, auf Gebirgen. Hier mindert sich mit
zunehmender Höhe nicht nur die Zahl und Man-
nichfaltigkeit, sondern auch die Grösse der Indivi-
duen. Um Santa-Fee de Bogota, der Hauptstadt
von Neu-Granada, welche wenigstens 1600 Fuss
über der Meeresfläche unter 4° nördlicher Breite
liegt, befindet sich das ganze Pflanzenreich in einer
Art von Erstarrung. Auf den über der Stadt her-
vorragenden steilen Bergen wächst nichts, als Hei-
dekraut, Farrnkraut und einige andere wilde Pflan-
zen. Man trifft keinen Baum an, der nur mit un-
sern Büschen könnte verglichen werden; blos in
Schlünden, die vor der kalten Luft geschützt sind,
giebt es einige, wovon aber doch die grössten un-
sern Pflaumenbäumen noch nicht gleich kommen.

Die-
(r) Pennant a. a. O. S. 125.
(s) Martens Spitzbergen. S. 65. Phips Reise nach
dem Nordpol.

baumartigen Pflanzen nur den Wacholder, die
Birke und einige Weiden, wovon jedoch keine
über 10 Fuſs hoch war. Im nördlichen Asien giebt
es uber den 68ten Grad der Breite hinaus keine
Wälder mehr, und unter dem 70ten wächst kaum
noch ein Gesträuch (r). Auf Spitzbergen ist die
Zwergweide (Salix herbacea) das einzige baumar-
tige Gewächs, und diese wird selten über zwey
Zoll hoch (s).

Am auffallendsten aber ist bey den Vegetabi-
lien das Verhältniſs, worin die Gröſse mit der Wär-
me steht, auf Gebirgen. Hier mindert sich mit
zunehmender Höhe nicht nur die Zahl und Man-
nichfaltigkeit, sondern auch die Gröſse der Indivi-
duen. Um Santa-Fee de Bogota, der Hauptstadt
von Neu-Granada, welche wenigstens 1600 Fuſs
über der Meeresfläche unter 4° nördlicher Breite
liegt, befindet sich das ganze Pflanzenreich in einer
Art von Erstarrung. Auf den über der Stadt her-
vorragenden steilen Bergen wächst nichts, als Hei-
dekraut, Farrnkraut und einige andere wilde Pflan-
zen. Man trifft keinen Baum an, der nur mit un-
sern Büschen könnte verglichen werden; blos in
Schlünden, die vor der kalten Luft geschützt sind,
giebt es einige, wovon aber doch die gröſsten un-
sern Pflaumenbäumen noch nicht gleich kommen.

Die-
(r) Pennant a. a. O. S. 125.
(s) Martens Spitzbergen. S. 65. Phips Reise nach
dem Nordpol.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0422" n="412"/>
baumartigen Pflanzen nur den Wacholder, die<lb/>
Birke und einige Weiden, wovon jedoch keine<lb/>
über 10 Fu&#x017F;s hoch war. Im nördlichen Asien giebt<lb/>
es uber den 68ten Grad der Breite hinaus keine<lb/>
Wälder mehr, und unter dem 70ten wächst kaum<lb/>
noch ein Gesträuch <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#k">Pennant</hi> a. a. O. S. 125.</note>. Auf Spitzbergen ist die<lb/>
Zwergweide (Salix herbacea) das einzige baumar-<lb/>
tige Gewächs, und diese wird selten über zwey<lb/>
Zoll hoch <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#k">Martens</hi> Spitzbergen. S. 65. <hi rendition="#k">Phips</hi> Reise nach<lb/>
dem Nordpol.</note>.</p><lb/>
                <p>Am auffallendsten aber ist bey den Vegetabi-<lb/>
lien das Verhältni&#x017F;s, worin die Grö&#x017F;se mit der Wär-<lb/>
me steht, auf Gebirgen. Hier mindert sich mit<lb/>
zunehmender Höhe nicht nur die Zahl und Man-<lb/>
nichfaltigkeit, sondern auch die Grö&#x017F;se der Indivi-<lb/>
duen. Um Santa-Fee de Bogota, der Hauptstadt<lb/>
von Neu-Granada, welche wenigstens 1600 Fu&#x017F;s<lb/>
über der Meeresfläche unter 4° nördlicher Breite<lb/>
liegt, befindet sich das ganze Pflanzenreich in einer<lb/>
Art von Erstarrung. Auf den über der Stadt her-<lb/>
vorragenden steilen Bergen wächst nichts, als Hei-<lb/>
dekraut, Farrnkraut und einige andere wilde Pflan-<lb/>
zen. Man trifft keinen Baum an, der nur mit un-<lb/>
sern Büschen könnte verglichen werden; blos in<lb/>
Schlünden, die vor der kalten Luft geschützt sind,<lb/>
giebt es einige, wovon aber doch die grö&#x017F;sten un-<lb/>
sern Pflaumenbäumen noch nicht gleich kommen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0422] baumartigen Pflanzen nur den Wacholder, die Birke und einige Weiden, wovon jedoch keine über 10 Fuſs hoch war. Im nördlichen Asien giebt es uber den 68ten Grad der Breite hinaus keine Wälder mehr, und unter dem 70ten wächst kaum noch ein Gesträuch (r). Auf Spitzbergen ist die Zwergweide (Salix herbacea) das einzige baumar- tige Gewächs, und diese wird selten über zwey Zoll hoch (s). Am auffallendsten aber ist bey den Vegetabi- lien das Verhältniſs, worin die Gröſse mit der Wär- me steht, auf Gebirgen. Hier mindert sich mit zunehmender Höhe nicht nur die Zahl und Man- nichfaltigkeit, sondern auch die Gröſse der Indivi- duen. Um Santa-Fee de Bogota, der Hauptstadt von Neu-Granada, welche wenigstens 1600 Fuſs über der Meeresfläche unter 4° nördlicher Breite liegt, befindet sich das ganze Pflanzenreich in einer Art von Erstarrung. Auf den über der Stadt her- vorragenden steilen Bergen wächst nichts, als Hei- dekraut, Farrnkraut und einige andere wilde Pflan- zen. Man trifft keinen Baum an, der nur mit un- sern Büschen könnte verglichen werden; blos in Schlünden, die vor der kalten Luft geschützt sind, giebt es einige, wovon aber doch die gröſsten un- sern Pflaumenbäumen noch nicht gleich kommen. Die- (r) Pennant a. a. O. S. 125. (s) Martens Spitzbergen. S. 65. Phips Reise nach dem Nordpol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/422
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/422>, abgerufen am 03.05.2024.