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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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animalischen Substanzen leben? Warum hätten
Thierarten, die sich in einerley Gegend aufhalten
und einerley Nahrung geniessen, verschiedene
Würmer (g)? Warum fänden sich beym Menschen
nur Askariden, Haarköpfe, etwa dreyerley Arten
von Bandwürmern, und höchstens Blasenwürmer,
hingegen bey den Thieren weit mehr Geschlechter
und Arten von Eingeweidewürmern, da diese doch
in Vergleichung mit dem Menschen so einfach le-
ben (h)? Endlich, wie ist Mittheilung der Bla-
senbandwürmer, die mitten im Hirnmarke drehen-
der Schaafe, und sonst nirgends, ihren Sitz haben,
durch Speise möglich?

Der einzige Weg, worauf Eingeweidewürmer
in den gewöhnlichern Fällen durch Mittheilung in
den thierischen Körper gelangen, kann also, wenn
es einen solchen giebt, nur der seyn, dass sie aus
dem Körper des Vaters, oder der Mutter in den der
Frucht übergehen. Ein solcher Uebergang wäre
aber nur mit den Eyern jener Würmer möglich,
und diese müssten sich schon vor der Empfängniss
im männlichen oder weiblichen Zeugungsstoff be-
finden, indem nach der Bildung des Embryo keine
Gemeinschaft zwischen den Gefässen der Mutter
und der Frucht weiter statt findet. Aber durch den
männlichen Saamen können die Eyer nicht in den

Foetus
(g) Vergl. Bloch a. a. O. S. 45.
(h) Vergl. Goeze a. a. O. S. 52.

animalischen Substanzen leben? Warum hätten
Thierarten, die sich in einerley Gegend aufhalten
und einerley Nahrung genieſsen, verschiedene
Würmer (g)? Warum fänden sich beym Menschen
nur Askariden, Haarköpfe, etwa dreyerley Arten
von Bandwürmern, und höchstens Blasenwürmer,
hingegen bey den Thieren weit mehr Geschlechter
und Arten von Eingeweidewürmern, da diese doch
in Vergleichung mit dem Menschen so einfach le-
ben (h)? Endlich, wie ist Mittheilung der Bla-
senbandwürmer, die mitten im Hirnmarke drehen-
der Schaafe, und sonst nirgends, ihren Sitz haben,
durch Speise möglich?

Der einzige Weg, worauf Eingeweidewürmer
in den gewöhnlichern Fällen durch Mittheilung in
den thierischen Körper gelangen, kann also, wenn
es einen solchen giebt, nur der seyn, daſs sie aus
dem Körper des Vaters, oder der Mutter in den der
Frucht übergehen. Ein solcher Uebergang wäre
aber nur mit den Eyern jener Würmer möglich,
und diese müſsten sich schon vor der Empfängniſs
im männlichen oder weiblichen Zeugungsstoff be-
finden, indem nach der Bildung des Embryo keine
Gemeinschaft zwischen den Gefäſsen der Mutter
und der Frucht weiter statt findet. Aber durch den
männlichen Saamen können die Eyer nicht in den

Foetus
(g) Vergl. Bloch a. a. O. S. 45.
(h) Vergl. Goeze a. a. O. S. 52.
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[368/0378] animalischen Substanzen leben? Warum hätten Thierarten, die sich in einerley Gegend aufhalten und einerley Nahrung genieſsen, verschiedene Würmer (g)? Warum fänden sich beym Menschen nur Askariden, Haarköpfe, etwa dreyerley Arten von Bandwürmern, und höchstens Blasenwürmer, hingegen bey den Thieren weit mehr Geschlechter und Arten von Eingeweidewürmern, da diese doch in Vergleichung mit dem Menschen so einfach le- ben (h)? Endlich, wie ist Mittheilung der Bla- senbandwürmer, die mitten im Hirnmarke drehen- der Schaafe, und sonst nirgends, ihren Sitz haben, durch Speise möglich? Der einzige Weg, worauf Eingeweidewürmer in den gewöhnlichern Fällen durch Mittheilung in den thierischen Körper gelangen, kann also, wenn es einen solchen giebt, nur der seyn, daſs sie aus dem Körper des Vaters, oder der Mutter in den der Frucht übergehen. Ein solcher Uebergang wäre aber nur mit den Eyern jener Würmer möglich, und diese müſsten sich schon vor der Empfängniſs im männlichen oder weiblichen Zeugungsstoff be- finden, indem nach der Bildung des Embryo keine Gemeinschaft zwischen den Gefäſsen der Mutter und der Frucht weiter statt findet. Aber durch den männlichen Saamen können die Eyer nicht in den Foetus (g) Vergl. Bloch a. a. O. S. 45. (h) Vergl. Goeze a. a. O. S. 52.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/378>, abgerufen am 24.11.2024.