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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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hatte, um diese Zeit mit grüner Materie schon
ganz bedeckt waren.

Am 27ten July trat eine Wärme ein, wobey das
Reaumursche Thermometer im Schatten auf 20°
stieg. Schon am 29ten war die grüne Materie in dem
obigen Gefässe grösstentheils aufgelöst, und hauchte
einen widrigen Geruch aus, da doch andere Ge-
fässe mit jener Substanz, die blos dem Tageslichte
ausgesetzt waren, von der Wärme nichts gelitten
hatten.

Der Entstehung der grünen Materie in dieser
Infusion gingen folgende Erscheinungen vorher.
Erst wurde der Aufguss nach der Sonnenseite hin mit
vielen Luftblasen bedeckt; etwa 14 Tage nachher
erzeugte sich auf der Oberfläche desselben eine ge-
latinöse Membran; so wie diese sich bildete, wurde
das Wasser trübe, und zuletzt braunroth; und jetzt
fing die grüne Materie an, sich an den Wänden des
Glases zu bilden.

Eben diese Entstehung einer rothen Farbe vor
der Bildung der grünen Materie beobachtete ich
auch in andern Aufgüssen von Roggenkörnern, die
nicht unmittelbar den Sonnenstrahlen, sondern blos
dem Tageslichte ausgesetzt waren. Doch erstreck-
te sich die rothe Farbe in diesen Infusionen nicht
auf die ganze Flüssigkeit, sondern blos auf die in-
fundirten Saamenkörner. In eben diesen Aufgüssen
entdeckte ich ausserdem die von Ingenhouss be-

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hatte, um diese Zeit mit grüner Materie schon
ganz bedeckt waren.

Am 27ten July trat eine Wärme ein, wobey das
Reaumursche Thermometer im Schatten auf 20°
stieg. Schon am 29ten war die grüne Materie in dem
obigen Gefäſse gröſstentheils aufgelöst, und hauchte
einen widrigen Geruch aus, da doch andere Ge-
fäſse mit jener Substanz, die blos dem Tageslichte
ausgesetzt waren, von der Wärme nichts gelitten
hatten.

Der Entstehung der grünen Materie in dieser
Infusion gingen folgende Erscheinungen vorher.
Erst wurde der Aufguſs nach der Sonnenseite hin mit
vielen Luftblasen bedeckt; etwa 14 Tage nachher
erzeugte sich auf der Oberfläche desselben eine ge-
latinöse Membran; so wie diese sich bildete, wurde
das Wasser trübe, und zuletzt braunroth; und jetzt
fing die grüne Materie an, sich an den Wänden des
Glases zu bilden.

Eben diese Entstehung einer rothen Farbe vor
der Bildung der grünen Materie beobachtete ich
auch in andern Aufgüssen von Roggenkörnern, die
nicht unmittelbar den Sonnenstrahlen, sondern blos
dem Tageslichte ausgesetzt waren. Doch erstreck-
te sich die rothe Farbe in diesen Infusionen nicht
auf die ganze Flüssigkeit, sondern blos auf die in-
fundirten Saamenkörner. In eben diesen Aufgüssen
entdeckte ich ausserdem die von Ingenhouss be-

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[343/0353] hatte, um diese Zeit mit grüner Materie schon ganz bedeckt waren. Am 27ten July trat eine Wärme ein, wobey das Reaumursche Thermometer im Schatten auf 20° stieg. Schon am 29ten war die grüne Materie in dem obigen Gefäſse gröſstentheils aufgelöst, und hauchte einen widrigen Geruch aus, da doch andere Ge- fäſse mit jener Substanz, die blos dem Tageslichte ausgesetzt waren, von der Wärme nichts gelitten hatten. Der Entstehung der grünen Materie in dieser Infusion gingen folgende Erscheinungen vorher. Erst wurde der Aufguſs nach der Sonnenseite hin mit vielen Luftblasen bedeckt; etwa 14 Tage nachher erzeugte sich auf der Oberfläche desselben eine ge- latinöse Membran; so wie diese sich bildete, wurde das Wasser trübe, und zuletzt braunroth; und jetzt fing die grüne Materie an, sich an den Wänden des Glases zu bilden. Eben diese Entstehung einer rothen Farbe vor der Bildung der grünen Materie beobachtete ich auch in andern Aufgüssen von Roggenkörnern, die nicht unmittelbar den Sonnenstrahlen, sondern blos dem Tageslichte ausgesetzt waren. Doch erstreck- te sich die rothe Farbe in diesen Infusionen nicht auf die ganze Flüssigkeit, sondern blos auf die in- fundirten Saamenkörner. In eben diesen Aufgüssen entdeckte ich ausserdem die von Ingenhouss be- schrie- Y 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/353>, abgerufen am 27.07.2024.