Zweifel eine häufige Zersetzung des Wassers und Entwickelung von Wasserstoffgas vorgeht, so glau- be ich berechtigt zu seyn, meine Beobachtung für die richtigere zu halten.
Bis hieher harmonirt also unsere Theorie ganz mit der Erfahrung. Dass nun 3) auch Aufgüsse, welche ein aromatisches Princip enthalten, der Er- zeugung der Infusionsthiere günstig, der des Schimmels aber ungünstig sind, beweisen die bey- den nachstehenden Versuche.
Siebenter Versuch. Im April machte ich zwey Aufgüsse in porcellanenen Tassen, die eine Nro. 1 von Erbsen und Brunnenwasser, die zweyte Nro. 2 von einer eben so grosse Menge Erbsen und Brunnenwasser, wozu ich aber noch einen halben Scrupel Kirschlorbeerwasser mischte. Beyde Infu- sionen wurden mit Papier bedeckt, und an einen mässig warmen Ort hingestellt.
An den beyden folgenden Tagen waren beyde Aufgüsse mit Luftblasen bedeckt. Die meisten fan- den sich auf Nro. 1, weniger auf Nro. 2.
Am 5ten Tage hatte sich auf Nro. 1 sowohl, als auf Nro. 2 eine durchsichtige gelatinöse Haut gebildet. Die Erbsen in Nro. 1 waren sehr aufge- schwollen, die in Nro. 2 waren noch unverändert.
Am 11ten Tage hatte sich die gelatinöse Sub- stanz auf Nro. 1 in eine aus runden Molekülen be-
ste-
Zweifel eine häufige Zersetzung des Wassers und Entwickelung von Wasserstoffgas vorgeht, so glau- be ich berechtigt zu seyn, meine Beobachtung für die richtigere zu halten.
Bis hieher harmonirt also unsere Theorie ganz mit der Erfahrung. Daſs nun 3) auch Aufgüsse, welche ein aromatisches Princip enthalten, der Er- zeugung der Infusionsthiere günstig, der des Schimmels aber ungünstig sind, beweisen die bey- den nachstehenden Versuche.
Siebenter Versuch. Im April machte ich zwey Aufgüsse in porcellanenen Tassen, die eine Nro. 1 von Erbsen und Brunnenwasser, die zweyte Nro. 2 von einer eben so groſse Menge Erbsen und Brunnenwasser, wozu ich aber noch einen halben Scrupel Kirschlorbeerwasser mischte. Beyde Infu- sionen wurden mit Papier bedeckt, und an einen mäſsig warmen Ort hingestellt.
An den beyden folgenden Tagen waren beyde Aufgüsse mit Luftblasen bedeckt. Die meisten fan- den sich auf Nro. 1, weniger auf Nro. 2.
Am 5ten Tage hatte sich auf Nro. 1 sowohl, als auf Nro. 2 eine durchsichtige gelatinöse Haut gebildet. Die Erbsen in Nro. 1 waren sehr aufge- schwollen, die in Nro. 2 waren noch unverändert.
Am 11ten Tage hatte sich die gelatinöse Sub- stanz auf Nro. 1 in eine aus runden Molekülen be-
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Zweifel eine häufige Zersetzung des Wassers und
Entwickelung von Wasserstoffgas vorgeht, so glau-
be ich berechtigt zu seyn, meine Beobachtung für
die richtigere zu halten.
Bis hieher harmonirt also unsere Theorie ganz
mit der Erfahrung. Daſs nun 3) auch Aufgüsse,
welche ein aromatisches Princip enthalten, der Er-
zeugung der Infusionsthiere günstig, der des
Schimmels aber ungünstig sind, beweisen die bey-
den nachstehenden Versuche.
Siebenter Versuch. Im April machte ich
zwey Aufgüsse in porcellanenen Tassen, die eine
Nro. 1 von Erbsen und Brunnenwasser, die zweyte
Nro. 2 von einer eben so groſse Menge Erbsen und
Brunnenwasser, wozu ich aber noch einen halben
Scrupel Kirschlorbeerwasser mischte. Beyde Infu-
sionen wurden mit Papier bedeckt, und an einen
mäſsig warmen Ort hingestellt.
An den beyden folgenden Tagen waren beyde
Aufgüsse mit Luftblasen bedeckt. Die meisten fan-
den sich auf Nro. 1, weniger auf Nro. 2.
Am 5ten Tage hatte sich auf Nro. 1 sowohl,
als auf Nro. 2 eine durchsichtige gelatinöse Haut
gebildet. Die Erbsen in Nro. 1 waren sehr aufge-
schwollen, die in Nro. 2 waren noch unverändert.
Am 11ten Tage hatte sich die gelatinöse Sub-
stanz auf Nro. 1 in eine aus runden Molekülen be-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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