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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803.

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Aber von mehrern dieser Thiere ist es noch
gar nicht ausgemacht, ob sie auch in Afrika und
Asien zugleich einheimisch sind. Dass sich z. B.
der Mohraffe (S. Maura) nicht nur in Guinea, son-
dern auch in Ceylon aufhalte, beruhet blos auf dem
Zeugnisse des Seba (f), welches bekanntlich in die-
sen Sachen von geringem Gewichte ist. Von den
meisten der übrigen hat man keine zuverlässige
Beweise, dass sie sich in Afrika oder Asien auch
auf der Südseite des Aequators befinden. Hinge-
gen ist es gewiss, dass der grösste Theil von ihnen
diesseits des 3oten Grades nördlicher Breite lebt.
Es ist also sehr wohl möglich, dass alle Thiere,
die jene Welttheile mit einander gemein haben,
nicht zu den ursprünglichen Bewohnern von Afri-
ka, oder Asien gehören, sondern sich entweder
von Norden aus über beyde Welttheile, oder von
dem einen über den andern durch Syrien verbreitet
haben. Das Letztere ist vermuthlich der Fall mit
dem Löwen, der Hyäne, dem Gold wolf und dem
Strauss gewesen, welche ganz Afrika von der Bar-
barey an bis zum Cap, aber von Asien blos die an
Afrika gränzenden Länder bewohnen.

Diese Vermuthung erhält einen noch höhern
Grad von Wahrscheinlichkeit, wenn wir einen
Blick auf die grosse Menge von Arten werfen, die

jedem
(f) Thesaur. T. 1. p. 77.
P 4

Aber von mehrern dieser Thiere ist es noch
gar nicht ausgemacht, ob sie auch in Afrika und
Asien zugleich einheimisch sind. Daſs sich z. B.
der Mohraffe (S. Maura) nicht nur in Guinea, son-
dern auch in Ceylon aufhalte, beruhet blos auf dem
Zeugnisse des Seba (f), welches bekanntlich in die-
sen Sachen von geringem Gewichte ist. Von den
meisten der übrigen hat man keine zuverlässige
Beweise, daſs sie sich in Afrika oder Asien auch
auf der Südseite des Aequators befinden. Hinge-
gen ist es gewiſs, daſs der gröſste Theil von ihnen
diesseits des 3oten Grades nördlicher Breite lebt.
Es ist also sehr wohl möglich, daſs alle Thiere,
die jene Welttheile mit einander gemein haben,
nicht zu den ursprünglichen Bewohnern von Afri-
ka, oder Asien gehören, sondern sich entweder
von Norden aus über beyde Welttheile, oder von
dem einen über den andern durch Syrien verbreitet
haben. Das Letztere ist vermuthlich der Fall mit
dem Löwen, der Hyäne, dem Gold wolf und dem
Strauſs gewesen, welche ganz Afrika von der Bar-
barey an bis zum Cap, aber von Asien blos die an
Afrika gränzenden Länder bewohnen.

Diese Vermuthung erhält einen noch höhern
Grad von Wahrscheinlichkeit, wenn wir einen
Blick auf die groſse Menge von Arten werfen, die

jedem
(f) Thesaur. T. 1. p. 77.
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[231/0241] Aber von mehrern dieser Thiere ist es noch gar nicht ausgemacht, ob sie auch in Afrika und Asien zugleich einheimisch sind. Daſs sich z. B. der Mohraffe (S. Maura) nicht nur in Guinea, son- dern auch in Ceylon aufhalte, beruhet blos auf dem Zeugnisse des Seba (f), welches bekanntlich in die- sen Sachen von geringem Gewichte ist. Von den meisten der übrigen hat man keine zuverlässige Beweise, daſs sie sich in Afrika oder Asien auch auf der Südseite des Aequators befinden. Hinge- gen ist es gewiſs, daſs der gröſste Theil von ihnen diesseits des 3oten Grades nördlicher Breite lebt. Es ist also sehr wohl möglich, daſs alle Thiere, die jene Welttheile mit einander gemein haben, nicht zu den ursprünglichen Bewohnern von Afri- ka, oder Asien gehören, sondern sich entweder von Norden aus über beyde Welttheile, oder von dem einen über den andern durch Syrien verbreitet haben. Das Letztere ist vermuthlich der Fall mit dem Löwen, der Hyäne, dem Gold wolf und dem Strauſs gewesen, welche ganz Afrika von der Bar- barey an bis zum Cap, aber von Asien blos die an Afrika gränzenden Länder bewohnen. Diese Vermuthung erhält einen noch höhern Grad von Wahrscheinlichkeit, wenn wir einen Blick auf die groſse Menge von Arten werfen, die jedem (f) Thesaur. T. 1. p. 77. P 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/241>, abgerufen am 26.04.2024.