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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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rung desselben nach sich zieht, und dass
die auf die Uebertretung der erwähnten
Gränzen folgende Zerstöhrung eines In-
dividuums immer durch diese entgegen-
gesetzte Veränderung geschieht
. Ein Ue-
bermaass von Thätigkeit muss durch ein Minus,
ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische
Abweichung derselben durch eine andere nach ent-
gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab-
weichung wieder gut gemacht werden.

Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen
folgt, dass das ganze Reich der lebenden
Organismen ein Glied des allgemeinen
Organismus ausmacht, und dass jedes
lebende Individuum zur Erhaltung die-
ses Gliedes das Seinige beytragen muss
.

Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich,
dass, je weitere Gränzen die Zufällig-
keit der äussern Einwirkungen auf ei-
nen lebenden Organismus hat, desto hö-
her der Grad des Lebens dieses Körpers
ist
. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig-
keit der erstern würde der höchste Grad des Le-
bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber
existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die
Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo-
lutionen im Universum hervorbringen würde. Je-
des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So

viele

rung desselben nach sich zieht, und daſs
die auf die Uebertretung der erwähnten
Gränzen folgende Zerstöhrung eines In-
dividuums immer durch diese entgegen-
gesetzte Veränderung geschieht
. Ein Ue-
bermaaſs von Thätigkeit muſs durch ein Minus,
ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische
Abweichung derselben durch eine andere nach ent-
gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab-
weichung wieder gut gemacht werden.

Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen
folgt, daſs das ganze Reich der lebenden
Organismen ein Glied des allgemeinen
Organismus ausmacht, und daſs jedes
lebende Individuum zur Erhaltung die-
ses Gliedes das Seinige beytragen muſs
.

Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich,
daſs, je weitere Gränzen die Zufällig-
keit der äussern Einwirkungen auf ei-
nen lebenden Organismus hat, desto hö-
her der Grad des Lebens dieses Körpers
ist
. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig-
keit der erstern würde der höchste Grad des Le-
bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber
existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die
Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo-
lutionen im Universum hervorbringen würde. Je-
des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So

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[68/0088] rung desselben nach sich zieht, und daſs die auf die Uebertretung der erwähnten Gränzen folgende Zerstöhrung eines In- dividuums immer durch diese entgegen- gesetzte Veränderung geschieht. Ein Ue- bermaaſs von Thätigkeit muſs durch ein Minus, ein Minus durch ein Plus, und eine anomalische Abweichung derselben durch eine andere nach ent- gegengesetzter Richtung gehende anomalische Ab- weichung wieder gut gemacht werden. Aus der ersten dieser drey Voraussetzungen folgt, daſs das ganze Reich der lebenden Organismen ein Glied des allgemeinen Organismus ausmacht, und daſs jedes lebende Individuum zur Erhaltung die- ses Gliedes das Seinige beytragen muſs. Aus der zweyten Voraussetzung ergiebt sich, daſs, je weitere Gränzen die Zufällig- keit der äussern Einwirkungen auf ei- nen lebenden Organismus hat, desto hö- her der Grad des Lebens dieses Körpers ist. Fortdauer desselben bey absoluter Zufällig- keit der erstern würde der höchste Grad des Le- bens (vita maxima) seyn. Ein solches Leben aber existirt nicht, und kann nicht existiren, weil die Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Revo- lutionen im Universum hervorbringen würde. Je- des Leben ist nur Näherung zu jener Gränze. So viele

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/88>, abgerufen am 04.05.2024.