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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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und Griffeln, und häufig mit getrennten Geschlech-
tern. Hier zeigt sich auch das, den Pflanzenthie-
ren fehlende Saamenblatt, doch nur erst in einfacher
Gestalt. Die übrigen Blätter werden hier zahlrei-
cher, als bey den Phytozoen. Aber wie gross bleibt
nicht doch noch der Unterschied zwischen dem dürf-
tigen Schatten der Palmen und dem heiligen Dun-
kel der Linden, Magnolien, Platanen und Adanso-
nien. Die meisten sowohl gleichartigen, als un-
gleichartigen Organe finden sich bey den Dicotyle-
donen, und vorzüglich bey denen, deren Blumen-
krone vielblättrig ist. Diese haben zwey Saamen-
blätter, und ihre übrigen Blätter sind nicht nur in
grösserer Menge vorhanden, als bey allen andern
Pflanzen, sondern oft findet selbst unter diesen eine
beträchtliche Verschiedenheit statt, wie der Wasser-
Ranunkel (Ranunculus aquaticus), die Tauben-
Scabiose (Scabiosa columbaria) u. s. w. beweisen.
Die zahlreichen Kelch- und Blumenblätter um-
schliessen eine unbestimmte Menge von Staubfäden
und Griffeln, und diese sind immer in Einer Blume
vereinigt.

Alles bestätigt also den Satz, dass eine Grada-
tion in der Menge der ungleichartigen Organe unter
den thierischen und vegetabilischen Formen statt
findet. Parallel mit dieser Gradation geht nun auch
eine Stufenfolge in der Grösse und Menge gewisser
einzelner Theile.

Wir

und Griffeln, und häufig mit getrennten Geschlech-
tern. Hier zeigt sich auch das, den Pflanzenthie-
ren fehlende Saamenblatt, doch nur erst in einfacher
Gestalt. Die übrigen Blätter werden hier zahlrei-
cher, als bey den Phytozoen. Aber wie groſs bleibt
nicht doch noch der Unterschied zwischen dem dürf-
tigen Schatten der Palmen und dem heiligen Dun-
kel der Linden, Magnolien, Platanen und Adanso-
nien. Die meisten sowohl gleichartigen, als un-
gleichartigen Organe finden sich bey den Dicotyle-
donen, und vorzüglich bey denen, deren Blumen-
krone vielblättrig ist. Diese haben zwey Saamen-
blätter, und ihre übrigen Blätter sind nicht nur in
gröſserer Menge vorhanden, als bey allen andern
Pflanzen, sondern oft findet selbst unter diesen eine
beträchtliche Verschiedenheit statt, wie der Wasser-
Ranunkel (Ranunculus aquaticus), die Tauben-
Scabiose (Scabiosa columbaria) u. s. w. beweisen.
Die zahlreichen Kelch- und Blumenblätter um-
schliessen eine unbestimmte Menge von Staubfäden
und Griffeln, und diese sind immer in Einer Blume
vereinigt.

Alles bestätigt also den Satz, daſs eine Grada-
tion in der Menge der ungleichartigen Organe unter
den thierischen und vegetabilischen Formen statt
findet. Parallel mit dieser Gradation geht nun auch
eine Stufenfolge in der Gröſse und Menge gewisser
einzelner Theile.

Wir
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[459/0479] und Griffeln, und häufig mit getrennten Geschlech- tern. Hier zeigt sich auch das, den Pflanzenthie- ren fehlende Saamenblatt, doch nur erst in einfacher Gestalt. Die übrigen Blätter werden hier zahlrei- cher, als bey den Phytozoen. Aber wie groſs bleibt nicht doch noch der Unterschied zwischen dem dürf- tigen Schatten der Palmen und dem heiligen Dun- kel der Linden, Magnolien, Platanen und Adanso- nien. Die meisten sowohl gleichartigen, als un- gleichartigen Organe finden sich bey den Dicotyle- donen, und vorzüglich bey denen, deren Blumen- krone vielblättrig ist. Diese haben zwey Saamen- blätter, und ihre übrigen Blätter sind nicht nur in gröſserer Menge vorhanden, als bey allen andern Pflanzen, sondern oft findet selbst unter diesen eine beträchtliche Verschiedenheit statt, wie der Wasser- Ranunkel (Ranunculus aquaticus), die Tauben- Scabiose (Scabiosa columbaria) u. s. w. beweisen. Die zahlreichen Kelch- und Blumenblätter um- schliessen eine unbestimmte Menge von Staubfäden und Griffeln, und diese sind immer in Einer Blume vereinigt. Alles bestätigt also den Satz, daſs eine Grada- tion in der Menge der ungleichartigen Organe unter den thierischen und vegetabilischen Formen statt findet. Parallel mit dieser Gradation geht nun auch eine Stufenfolge in der Gröſse und Menge gewisser einzelner Theile. Wir

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/479>, abgerufen am 18.05.2024.