Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Die männlichen Zeugungsorgane, die bey den
Säugthieren so deutlich in die Augen fallen, wer-
den von den Vögeln zu den Fischen herab immer
verborgener. Die männliche Ruthe ist am zusam-
mengesetztesten bey den Säugthieren, einfacher bey
den Vögeln und Amphibien. Die Fische haben meist
statt ihrer eine blosse Spalte. Die Saamenbläschen
verliehren sich schon bey den Säugthieren aus der
Familie der Hunde. Die Vögel und vierfüssigen
Amphibien haben nur noch eine geringe Spur der-
selben. Bey den Schlangen und Fischen sind sie
gar nicht mehr vorhanden.

Von den weiblichen Geschlechtsorganen sind
die Brüste ein ausschliessliches Eigenthum der Säug-
thiere. Die äussern weiblichen Zeugungstheile, die
Mutterscheide, der After und die Harnröhre, wel-
che bey jenen eben so viele verschiedene Theile aus-
machen, vereinigen sich bey den Vögeln und Am-
phibien zu einem einzigen Organe, der cloaca.
Doch findet man bey diesen noch einen Uterus, und
den Muttertrompeten ähnliche Organe. Bey den
meisten Fischen aber verschwinden auch diese Thei-
le, und die Eyerstöcke gehen hier unmittelbar in
die cloaca über. Ja, nicht selten vereinigen sich
hier, wie bey den Mollusken und Würmern, bey-
derley Geschlechtstheile in Einem Individuum, und
es entstehen wahre Hermaphroditen, die auf der

einen
Ff 5

Die männlichen Zeugungsorgane, die bey den
Säugthieren so deutlich in die Augen fallen, wer-
den von den Vögeln zu den Fischen herab immer
verborgener. Die männliche Ruthe ist am zusam-
mengesetztesten bey den Säugthieren, einfacher bey
den Vögeln und Amphibien. Die Fische haben meist
statt ihrer eine bloſse Spalte. Die Saamenbläschen
verliehren sich schon bey den Säugthieren aus der
Familie der Hunde. Die Vögel und vierfüſsigen
Amphibien haben nur noch eine geringe Spur der-
selben. Bey den Schlangen und Fischen sind sie
gar nicht mehr vorhanden.

Von den weiblichen Geschlechtsorganen sind
die Brüste ein ausschlieſsliches Eigenthum der Säug-
thiere. Die äussern weiblichen Zeugungstheile, die
Mutterscheide, der After und die Harnröhre, wel-
che bey jenen eben so viele verschiedene Theile aus-
machen, vereinigen sich bey den Vögeln und Am-
phibien zu einem einzigen Organe, der cloaca.
Doch findet man bey diesen noch einen Uterus, und
den Muttertrompeten ähnliche Organe. Bey den
meisten Fischen aber verschwinden auch diese Thei-
le, und die Eyerstöcke gehen hier unmittelbar in
die cloaca über. Ja, nicht selten vereinigen sich
hier, wie bey den Mollusken und Würmern, bey-
derley Geschlechtstheile in Einem Individuum, und
es entstehen wahre Hermaphroditen, die auf der

einen
Ff 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0477" n="457"/>
            <p>Die männlichen Zeugungsorgane, die bey den<lb/>
Säugthieren so deutlich in die Augen fallen, wer-<lb/>
den von den Vögeln zu den Fischen herab immer<lb/>
verborgener. Die männliche Ruthe ist am zusam-<lb/>
mengesetztesten bey den Säugthieren, einfacher bey<lb/>
den Vögeln und Amphibien. Die Fische haben meist<lb/>
statt ihrer eine blo&#x017F;se Spalte. Die Saamenbläschen<lb/>
verliehren sich schon bey den Säugthieren aus der<lb/>
Familie der Hunde. Die Vögel und vierfü&#x017F;sigen<lb/>
Amphibien haben nur noch eine geringe Spur der-<lb/>
selben. Bey den Schlangen und Fischen sind sie<lb/>
gar nicht mehr vorhanden.</p><lb/>
            <p>Von den weiblichen Geschlechtsorganen sind<lb/>
die Brüste ein ausschlie&#x017F;sliches Eigenthum der Säug-<lb/>
thiere. Die äussern weiblichen Zeugungstheile, die<lb/>
Mutterscheide, der After und die Harnröhre, wel-<lb/>
che bey jenen eben so viele verschiedene Theile aus-<lb/>
machen, vereinigen sich bey den Vögeln und Am-<lb/>
phibien zu einem einzigen Organe, der cloaca.<lb/>
Doch findet man bey diesen noch einen Uterus, und<lb/>
den Muttertrompeten ähnliche Organe. Bey den<lb/>
meisten Fischen aber verschwinden auch diese Thei-<lb/>
le, und die Eyerstöcke gehen hier unmittelbar in<lb/>
die cloaca über. Ja, nicht selten vereinigen sich<lb/>
hier, wie bey den Mollusken und Würmern, bey-<lb/>
derley Geschlechtstheile in Einem Individuum, und<lb/>
es entstehen wahre Hermaphroditen, die auf der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ff</hi> 5</fw><fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0477] Die männlichen Zeugungsorgane, die bey den Säugthieren so deutlich in die Augen fallen, wer- den von den Vögeln zu den Fischen herab immer verborgener. Die männliche Ruthe ist am zusam- mengesetztesten bey den Säugthieren, einfacher bey den Vögeln und Amphibien. Die Fische haben meist statt ihrer eine bloſse Spalte. Die Saamenbläschen verliehren sich schon bey den Säugthieren aus der Familie der Hunde. Die Vögel und vierfüſsigen Amphibien haben nur noch eine geringe Spur der- selben. Bey den Schlangen und Fischen sind sie gar nicht mehr vorhanden. Von den weiblichen Geschlechtsorganen sind die Brüste ein ausschlieſsliches Eigenthum der Säug- thiere. Die äussern weiblichen Zeugungstheile, die Mutterscheide, der After und die Harnröhre, wel- che bey jenen eben so viele verschiedene Theile aus- machen, vereinigen sich bey den Vögeln und Am- phibien zu einem einzigen Organe, der cloaca. Doch findet man bey diesen noch einen Uterus, und den Muttertrompeten ähnliche Organe. Bey den meisten Fischen aber verschwinden auch diese Thei- le, und die Eyerstöcke gehen hier unmittelbar in die cloaca über. Ja, nicht selten vereinigen sich hier, wie bey den Mollusken und Würmern, bey- derley Geschlechtstheile in Einem Individuum, und es entstehen wahre Hermaphroditen, die auf der einen Ff 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/477
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/477>, abgerufen am 18.05.2024.