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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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Thiere an Ausbildung weit nach. Unter den übri-
gen Eingeweiden der Mollusken giebt es zwar ei-
nige, welche den höhern Thierclassen fehlen, z. B.
bey den Sepien der Dintensack, und bey den Schne-
cken, Austern, Pholaden und Balanen der Purpur-
und Kalkbeutel. Allein jene haben dafür weit mehr
Eingeweide, die man umsonst bey den letztern
sucht, so die Milz, das Pancreas, die Nieren und
die Harnblase.

Aber auch unter den rothblütigen Thieren fin-
det diese Gradation in der Menge der ungleicharti-
gen Organe statt. Die Fische haben deren im Gan-
zen weniger, als die Amphibien; diese weniger,
als die Vögel; die letztern weniger, als die Säug-
thiere; und unter allen steht der Mensch in dieser
Rücksicht auf der höchsten Stufe.

Sieht man zuerst auf das Skelett, so ist hier
kein ungleichartiger Theil, den die Säugthiere vor
dem Menschen voraus hätten, als etwa das Zwi-
schenkieferbein. Und auch von diesem finden sich
Spuren bey dem Menschen. Nur in der Menge der
Wirbelbeine und Rippen, also gleichartiger Theile,
übertreffen die Säugthiere den Menschen, und die
Vögel, Amphibien und Fische die Säugthiere. Aber
bey den letztern werden dagegen die Knochen des
Beckens und die äussern Gliedmaassen immer ein-
facher, und verliehren sich endlich ganz, oder fast
ganz bey den Schlangen und Aalen.

Schon

Thiere an Ausbildung weit nach. Unter den übri-
gen Eingeweiden der Mollusken giebt es zwar ei-
nige, welche den höhern Thierclassen fehlen, z. B.
bey den Sepien der Dintensack, und bey den Schne-
cken, Austern, Pholaden und Balanen der Purpur-
und Kalkbeutel. Allein jene haben dafür weit mehr
Eingeweide, die man umsonst bey den letztern
sucht, so die Milz, das Pancreas, die Nieren und
die Harnblase.

Aber auch unter den rothblütigen Thieren fin-
det diese Gradation in der Menge der ungleicharti-
gen Organe statt. Die Fische haben deren im Gan-
zen weniger, als die Amphibien; diese weniger,
als die Vögel; die letztern weniger, als die Säug-
thiere; und unter allen steht der Mensch in dieser
Rücksicht auf der höchsten Stufe.

Sieht man zuerst auf das Skelett, so ist hier
kein ungleichartiger Theil, den die Säugthiere vor
dem Menschen voraus hätten, als etwa das Zwi-
schenkieferbein. Und auch von diesem finden sich
Spuren bey dem Menschen. Nur in der Menge der
Wirbelbeine und Rippen, also gleichartiger Theile,
übertreffen die Säugthiere den Menschen, und die
Vögel, Amphibien und Fische die Säugthiere. Aber
bey den letztern werden dagegen die Knochen des
Beckens und die äussern Gliedmaaſsen immer ein-
facher, und verliehren sich endlich ganz, oder fast
ganz bey den Schlangen und Aalen.

Schon
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[452/0472] Thiere an Ausbildung weit nach. Unter den übri- gen Eingeweiden der Mollusken giebt es zwar ei- nige, welche den höhern Thierclassen fehlen, z. B. bey den Sepien der Dintensack, und bey den Schne- cken, Austern, Pholaden und Balanen der Purpur- und Kalkbeutel. Allein jene haben dafür weit mehr Eingeweide, die man umsonst bey den letztern sucht, so die Milz, das Pancreas, die Nieren und die Harnblase. Aber auch unter den rothblütigen Thieren fin- det diese Gradation in der Menge der ungleicharti- gen Organe statt. Die Fische haben deren im Gan- zen weniger, als die Amphibien; diese weniger, als die Vögel; die letztern weniger, als die Säug- thiere; und unter allen steht der Mensch in dieser Rücksicht auf der höchsten Stufe. Sieht man zuerst auf das Skelett, so ist hier kein ungleichartiger Theil, den die Säugthiere vor dem Menschen voraus hätten, als etwa das Zwi- schenkieferbein. Und auch von diesem finden sich Spuren bey dem Menschen. Nur in der Menge der Wirbelbeine und Rippen, also gleichartiger Theile, übertreffen die Säugthiere den Menschen, und die Vögel, Amphibien und Fische die Säugthiere. Aber bey den letztern werden dagegen die Knochen des Beckens und die äussern Gliedmaaſsen immer ein- facher, und verliehren sich endlich ganz, oder fast ganz bey den Schlangen und Aalen. Schon

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/472>, abgerufen am 22.11.2024.