letztern ist so auffallend, dass er in mehrern mor- genländischen Sprachen den Namen des Cameelvo- gels führt. Er hat auf dem grössten Theile des Kör- pers mehr Haare, als Federn; der lange Hals biegt sich auf eben die Art, wie der des Cameels; seine Schenkel sind sehr dick und muskulös; seine ner- vichten Füsse haben nur zwey Zehen, wie die des Cameels; seine Flügel gleichen mehr Armen, als Schwingen; seine obern Augenlieder sind beweg- lich, wie bey den Säugthieren, und besetzt mit langen Wimpern, wie beym Menschen und dem Elephanten; seine Augen haben im äussern mehr Aehnlichkeit mit den menschlichen, als mit denen der Vögel; er hat schwielichte Stellen ohne Haare und Federn am untern Ende des Brustknochens und in der Gegend des Schaambeins; das Männchen end- lich hat eine Ruthe, die weit länger als bey den übrigen Vögeln und der der Säugthiere ähnlich ist, so wie das Weibchen eine Art von Clitoris.
Der Strauss macht also den Uebergang von den beyden letzten Familien der Säugthiere zu den Vö- geln, und wir werden daher aus ihm, dem ver- wandten Casuar und dem Amerikanischen Strauss die erste Ordnung dieser Thierclasse zusammen- setzen. Ausser den angegebenen Charakteren finden sich übrigens im Innern des Strausses noch folgende Eigenheiten: Ein sehr weiter und muskulöser Schlund; zwey muskulöse Magen; zwey pankreati-
sche
letztern ist so auffallend, daſs er in mehrern mor- genländischen Sprachen den Namen des Cameelvo- gels führt. Er hat auf dem gröſsten Theile des Kör- pers mehr Haare, als Federn; der lange Hals biegt sich auf eben die Art, wie der des Cameels; seine Schenkel sind sehr dick und muskulös; seine ner- vichten Füſse haben nur zwey Zehen, wie die des Cameels; seine Flügel gleichen mehr Armen, als Schwingen; seine obern Augenlieder sind beweg- lich, wie bey den Säugthieren, und besetzt mit langen Wimpern, wie beym Menschen und dem Elephanten; seine Augen haben im äussern mehr Aehnlichkeit mit den menschlichen, als mit denen der Vögel; er hat schwielichte Stellen ohne Haare und Federn am untern Ende des Brustknochens und in der Gegend des Schaambeins; das Männchen end- lich hat eine Ruthe, die weit länger als bey den übrigen Vögeln und der der Säugthiere ähnlich ist, so wie das Weibchen eine Art von Clitoris.
Der Strauſs macht also den Uebergang von den beyden letzten Familien der Säugthiere zu den Vö- geln, und wir werden daher aus ihm, dem ver- wandten Casuar und dem Amerikanischen Strauſs die erste Ordnung dieser Thierclasse zusammen- setzen. Ausser den angegebenen Charakteren finden sich übrigens im Innern des Strauſses noch folgende Eigenheiten: Ein sehr weiter und muskulöser Schlund; zwey muskulöse Magen; zwey pankreati-
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letztern ist so auffallend, daſs er in mehrern mor-
genländischen Sprachen den Namen des Cameelvo-
gels führt. Er hat auf dem gröſsten Theile des Kör-
pers mehr Haare, als Federn; der lange Hals biegt
sich auf eben die Art, wie der des Cameels; seine
Schenkel sind sehr dick und muskulös; seine ner-
vichten Füſse haben nur zwey Zehen, wie die des
Cameels; seine Flügel gleichen mehr Armen, als
Schwingen; seine obern Augenlieder sind beweg-
lich, wie bey den Säugthieren, und besetzt mit
langen Wimpern, wie beym Menschen und dem
Elephanten; seine Augen haben im äussern mehr
Aehnlichkeit mit den menschlichen, als mit denen
der Vögel; er hat schwielichte Stellen ohne Haare
und Federn am untern Ende des Brustknochens und
in der Gegend des Schaambeins; das Männchen end-
lich hat eine Ruthe, die weit länger als bey den
übrigen Vögeln und der der Säugthiere ähnlich ist,
so wie das Weibchen eine Art von Clitoris.
Der Strauſs macht also den Uebergang von den
beyden letzten Familien der Säugthiere zu den Vö-
geln, und wir werden daher aus ihm, dem ver-
wandten Casuar und dem Amerikanischen Strauſs
die erste Ordnung dieser Thierclasse zusammen-
setzen. Ausser den angegebenen Charakteren finden
sich übrigens im Innern des Strauſses noch folgende
Eigenheiten: Ein sehr weiter und muskulöser
Schlund; zwey muskulöse Magen; zwey pankreati-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/255>, abgerufen am 22.11.2024.
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