Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts sagen, als dass diese so oder anders
aussehen, und in diesem oder jenem Winkel
der Erde zu finden sind.

Von der ersten Zeit an, als sich der Ver-
fasser dem Studium der Natur widmete, war
es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk
für die lebende Natur einst zu liefern. Seine
Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er
mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe-
ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur-
de endlich der einzige Gegenstand seiner Be-
schäftigung in Stunden der Musse. Zwar fühl-
te er die Last seines Unternehmens. Aber
der Gedanke hob ihn wieder, dass es ehren-
voller sey, in der Ausführung eines grossen
Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been-
digen, und dass Fleiss, Beharrlichkeit und Lust
an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des
Genies liefern, doch Werke des Genies vor-
bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er
schon vor acht Jahren an die Ausführung sei-
nes Vorhabens, weihete demselben von dieser
Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff
jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei-
ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich

seyn

nichts sagen, als daſs diese so oder anders
aussehen, und in diesem oder jenem Winkel
der Erde zu finden sind.

Von der ersten Zeit an, als sich der Ver-
fasser dem Studium der Natur widmete, war
es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk
für die lebende Natur einst zu liefern. Seine
Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er
mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe-
ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur-
de endlich der einzige Gegenstand seiner Be-
schäftigung in Stunden der Muſse. Zwar fühl-
te er die Last seines Unternehmens. Aber
der Gedanke hob ihn wieder, daſs es ehren-
voller sey, in der Ausführung eines groſsen
Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been-
digen, und daſs Fleiſs, Beharrlichkeit und Lust
an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des
Genies liefern, doch Werke des Genies vor-
bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er
schon vor acht Jahren an die Ausführung sei-
nes Vorhabens, weihete demselben von dieser
Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff
jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei-
ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich

seyn
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="VI"/>
nichts sagen, als da&#x017F;s diese so oder anders<lb/>
aussehen, und in diesem oder jenem Winkel<lb/>
der Erde zu finden sind.</p><lb/>
        <p>Von der ersten Zeit an, als sich der Ver-<lb/>
fasser dem Studium der Natur widmete, war<lb/>
es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk<lb/>
für die lebende Natur einst zu liefern. Seine<lb/>
Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er<lb/>
mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe-<lb/>
ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur-<lb/>
de endlich der einzige Gegenstand seiner Be-<lb/>
schäftigung in Stunden der Mu&#x017F;se. Zwar fühl-<lb/>
te er die Last seines Unternehmens. Aber<lb/>
der Gedanke hob ihn wieder, da&#x017F;s es ehren-<lb/>
voller sey, in der Ausführung eines gro&#x017F;sen<lb/>
Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been-<lb/>
digen, und da&#x017F;s Flei&#x017F;s, Beharrlichkeit und Lust<lb/>
an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des<lb/>
Genies liefern, doch Werke des Genies vor-<lb/>
bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er<lb/>
schon vor acht Jahren an die Ausführung sei-<lb/>
nes Vorhabens, weihete demselben von dieser<lb/>
Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff<lb/>
jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei-<lb/>
ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">seyn</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VI/0012] nichts sagen, als daſs diese so oder anders aussehen, und in diesem oder jenem Winkel der Erde zu finden sind. Von der ersten Zeit an, als sich der Ver- fasser dem Studium der Natur widmete, war es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk für die lebende Natur einst zu liefern. Seine Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe- ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur- de endlich der einzige Gegenstand seiner Be- schäftigung in Stunden der Muſse. Zwar fühl- te er die Last seines Unternehmens. Aber der Gedanke hob ihn wieder, daſs es ehren- voller sey, in der Ausführung eines groſsen Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been- digen, und daſs Fleiſs, Beharrlichkeit und Lust an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des Genies liefern, doch Werke des Genies vor- bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er schon vor acht Jahren an die Ausführung sei- nes Vorhabens, weihete demselben von dieser Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei- ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich seyn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/12
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/12>, abgerufen am 23.11.2024.