nichts sagen, als dass diese so oder anders aussehen, und in diesem oder jenem Winkel der Erde zu finden sind.
Von der ersten Zeit an, als sich der Ver- fasser dem Studium der Natur widmete, war es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk für die lebende Natur einst zu liefern. Seine Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe- ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur- de endlich der einzige Gegenstand seiner Be- schäftigung in Stunden der Musse. Zwar fühl- te er die Last seines Unternehmens. Aber der Gedanke hob ihn wieder, dass es ehren- voller sey, in der Ausführung eines grossen Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been- digen, und dass Fleiss, Beharrlichkeit und Lust an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des Genies liefern, doch Werke des Genies vor- bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er schon vor acht Jahren an die Ausführung sei- nes Vorhabens, weihete demselben von dieser Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei- ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich
seyn
nichts sagen, als daſs diese so oder anders aussehen, und in diesem oder jenem Winkel der Erde zu finden sind.
Von der ersten Zeit an, als sich der Ver- fasser dem Studium der Natur widmete, war es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk für die lebende Natur einst zu liefern. Seine Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe- ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur- de endlich der einzige Gegenstand seiner Be- schäftigung in Stunden der Muſse. Zwar fühl- te er die Last seines Unternehmens. Aber der Gedanke hob ihn wieder, daſs es ehren- voller sey, in der Ausführung eines groſsen Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been- digen, und daſs Fleiſs, Beharrlichkeit und Lust an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des Genies liefern, doch Werke des Genies vor- bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er schon vor acht Jahren an die Ausführung sei- nes Vorhabens, weihete demselben von dieser Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff jede Gelegenheit, die ihm zur Erweiterung sei- ner Blicke in das Wirken der Natur behülflich
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[VI/0012]
nichts sagen, als daſs diese so oder anders
aussehen, und in diesem oder jenem Winkel
der Erde zu finden sind.
Von der ersten Zeit an, als sich der Ver-
fasser dem Studium der Natur widmete, war
es eine seiner liebsten Ideen, ein solches Werk
für die lebende Natur einst zu liefern. Seine
Lust an diesem Gedanken wuchs, je mehr er
mit der Natur vertraut wurde, und je erhabe-
ner er von ihr denken lernte. Jene Idee wur-
de endlich der einzige Gegenstand seiner Be-
schäftigung in Stunden der Muſse. Zwar fühl-
te er die Last seines Unternehmens. Aber
der Gedanke hob ihn wieder, daſs es ehren-
voller sey, in der Ausführung eines groſsen
Plans zu scheitern, als einen kleinen zu been-
digen, und daſs Fleiſs, Beharrlichkeit und Lust
an der Arbeit, wenn auch nicht Werke des
Genies liefern, doch Werke des Genies vor-
bereiten. In dieser Ueberzeugung gieng er
schon vor acht Jahren an die Ausführung sei-
nes Vorhabens, weihete demselben von dieser
Zeit an jede geschäftsfreye Stunde, und ergriff
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/12>, abgerufen am 23.11.2024.
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