Geschlechts - Funktion empfängt also der lebende Organismus nur Lebenskraft, ohne dass ihm diesel- be wieder entzogen wird; nach jener Periode wird ihm nur Lebenskraft geraubt, und keine wieder ersetzt.
Um zu zeigen, wie bey diesem System Krank- heiten und deren Heilung möglich sind, müssen wir die Zeiten der Jugend und des Alters unterschei- den. In der erstern Periode kann ein doppelter widernatürlicher Zustand des lebenden Individuums statt finden: der Zuwachs an Lebenskraft kann ent- weder geringer, oder grösser seyn, als zur Er- reichung des Zwecks, den es in der lebenden Natur zu erreichen hat, nothwendig ist. In jenem Falle wird die Erreichung der Stufe des Lebens, auf wel- cher die Fortpflanzung des Geschlechts erfolgt, ver- zögert, in dieser beschleunigt. In beyden Fällen entsteht ein Unvermögen des lebenden Individuums, auf eine solche Art thätig zu seyn, wie es die Or- ganisation der lebenden Natur erfordert, d. h. Krankheit. Zuwachs an Lebenskraft aber erhält der lebende Organismus nur dadurch, dass er auf andere lebende Körper als Reitz wirkt, und diese Einwirkungen desselben werden durch Einwirkun- gen der Aussenwelt bestimmt. Folglich können Krankheiten in der Periode der Jugend einen drey- fachen Grund haben:
1) ein
Geschlechts - Funktion empfängt also der lebende Organismus nur Lebenskraft, ohne daſs ihm diesel- be wieder entzogen wird; nach jener Periode wird ihm nur Lebenskraft geraubt, und keine wieder ersetzt.
Um zu zeigen, wie bey diesem System Krank- heiten und deren Heilung möglich sind, müssen wir die Zeiten der Jugend und des Alters unterschei- den. In der erstern Periode kann ein doppelter widernatürlicher Zustand des lebenden Individuums statt finden: der Zuwachs an Lebenskraft kann ent- weder geringer, oder gröſser seyn, als zur Er- reichung des Zwecks, den es in der lebenden Natur zu erreichen hat, nothwendig ist. In jenem Falle wird die Erreichung der Stufe des Lebens, auf wel- cher die Fortpflanzung des Geschlechts erfolgt, ver- zögert, in dieser beschleunigt. In beyden Fällen entsteht ein Unvermögen des lebenden Individuums, auf eine solche Art thätig zu seyn, wie es die Or- ganisation der lebenden Natur erfordert, d. h. Krankheit. Zuwachs an Lebenskraft aber erhält der lebende Organismus nur dadurch, daſs er auf andere lebende Körper als Reitz wirkt, und diese Einwirkungen desselben werden durch Einwirkun- gen der Aussenwelt bestimmt. Folglich können Krankheiten in der Periode der Jugend einen drey- fachen Grund haben:
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Geschlechts - Funktion empfängt also der lebende
Organismus nur Lebenskraft, ohne daſs ihm diesel-
be wieder entzogen wird; nach jener Periode wird
ihm nur Lebenskraft geraubt, und keine wieder
ersetzt.
Um zu zeigen, wie bey diesem System Krank-
heiten und deren Heilung möglich sind, müssen
wir die Zeiten der Jugend und des Alters unterschei-
den. In der erstern Periode kann ein doppelter
widernatürlicher Zustand des lebenden Individuums
statt finden: der Zuwachs an Lebenskraft kann ent-
weder geringer, oder gröſser seyn, als zur Er-
reichung des Zwecks, den es in der lebenden Natur
zu erreichen hat, nothwendig ist. In jenem Falle
wird die Erreichung der Stufe des Lebens, auf wel-
cher die Fortpflanzung des Geschlechts erfolgt, ver-
zögert, in dieser beschleunigt. In beyden Fällen
entsteht ein Unvermögen des lebenden Individuums,
auf eine solche Art thätig zu seyn, wie es die Or-
ganisation der lebenden Natur erfordert, d. h.
Krankheit. Zuwachs an Lebenskraft aber erhält
der lebende Organismus nur dadurch, daſs er auf
andere lebende Körper als Reitz wirkt, und diese
Einwirkungen desselben werden durch Einwirkun-
gen der Aussenwelt bestimmt. Folglich können
Krankheiten in der Periode der Jugend einen drey-
fachen Grund haben:
1) ein
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/115>, abgerufen am 04.12.2024.
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