Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Bd. 5: Bis zur März-Revolution. Leipzig, 1894.Vorwort. um die Empfindlichkeit der Höfe, ungeschreckt durch den heute viel mäch-tigeren Haß des gebildeten Pöbels. Aber so gewiß der Mensch nur ver- steht was er liebt, ebenso gewiß kann nur ein starkes Herz, das die Geschicke des Vaterlandes wie selbsterlebtes Leid und Glück empfindet, der historischen Erzählung die innere Wahrheit geben. In dieser Macht des Gemüths, und nicht allein in der vollendeten Form, liegt die Größe der Geschichtschreiber des Alterthums. -- Berlin, 10. August 1894. Heinrich von Treitschke. Vorwort. um die Empfindlichkeit der Höfe, ungeſchreckt durch den heute viel mäch-tigeren Haß des gebildeten Pöbels. Aber ſo gewiß der Menſch nur ver- ſteht was er liebt, ebenſo gewiß kann nur ein ſtarkes Herz, das die Geſchicke des Vaterlandes wie ſelbſterlebtes Leid und Glück empfindet, der hiſtoriſchen Erzählung die innere Wahrheit geben. In dieſer Macht des Gemüths, und nicht allein in der vollendeten Form, liegt die Größe der Geſchichtſchreiber des Alterthums. — Berlin, 10. Auguſt 1894. Heinrich von Treitſchke. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="VI"/><fw place="top" type="header">Vorwort.</fw><lb/> um die Empfindlichkeit der Höfe, ungeſchreckt durch den heute viel mäch-<lb/> tigeren Haß des gebildeten Pöbels. Aber ſo gewiß der Menſch nur ver-<lb/> ſteht was er liebt, ebenſo gewiß kann nur ein ſtarkes Herz, das die<lb/> Geſchicke des Vaterlandes wie ſelbſterlebtes Leid und Glück empfindet, der<lb/> hiſtoriſchen Erzählung die innere Wahrheit geben. In dieſer Macht des<lb/> Gemüths, und nicht allein in der vollendeten Form, liegt die Größe der<lb/> Geſchichtſchreiber des Alterthums. —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Berlin</hi>, 10. Auguſt 1894.</p><lb/> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">Heinrich von Treitſchke.</hi> </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [VI/0012]
Vorwort.
um die Empfindlichkeit der Höfe, ungeſchreckt durch den heute viel mäch-
tigeren Haß des gebildeten Pöbels. Aber ſo gewiß der Menſch nur ver-
ſteht was er liebt, ebenſo gewiß kann nur ein ſtarkes Herz, das die
Geſchicke des Vaterlandes wie ſelbſterlebtes Leid und Glück empfindet, der
hiſtoriſchen Erzählung die innere Wahrheit geben. In dieſer Macht des
Gemüths, und nicht allein in der vollendeten Form, liegt die Größe der
Geſchichtſchreiber des Alterthums. —
Berlin, 10. Auguſt 1894.
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