Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.DIE BAUERN Vorm Fenster tönendes Grün und Rot. Im schwarzverräucherten, niederen Saal Sitzen die Knechte und Mägde beim Mahl; Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot. Im tiefen Schweigen der Mittagszeit Fällt bisweilen ein karges Wort. Die Äcker flimmern in einem fort Und der Himmel bleiern und weit. Fratzenhaft flackert im Herd die Glut Und ein Schwarm von Fliegen summt. Die Mägde lauschen blöd und verstummt Und ihre Schläfen hämmert das Blut. Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier, Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht. Eintönig spricht ein Knecht das Gebet Und ein Hahn kräht unter der Tür. Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt Sie oft im tosenden Ährengebraus Und klirrend schwingen ein und aus Die Sensen geisterhaft im Takt. DIE BAUERN Vorm Fenster tönendes Grün und Rot. Im schwarzverräucherten, niederen Saal Sitzen die Knechte und Mägde beim Mahl; Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot. Im tiefen Schweigen der Mittagszeit Fällt bisweilen ein karges Wort. Die Äcker flimmern in einem fort Und der Himmel bleiern und weit. Fratzenhaft flackert im Herd die Glut Und ein Schwarm von Fliegen summt. Die Mägde lauschen blöd und verstummt Und ihre Schläfen hämmert das Blut. Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier, Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht. Eintönig spricht ein Knecht das Gebet Und ein Hahn kräht unter der Tür. Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt Sie oft im tosenden Ährengebraus Und klirrend schwingen ein und aus Die Sensen geisterhaft im Takt. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023" n="25"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head>DIE BAUERN</head><lb/> <lg n="1"> <l>Vorm Fenster tönendes Grün und Rot.</l><lb/> <l>Im schwarzverräucherten, niederen Saal</l><lb/> <l>Sitzen die Knechte und Mägde beim Mahl;</l><lb/> <l>Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Im tiefen Schweigen der Mittagszeit</l><lb/> <l>Fällt bisweilen ein karges Wort.</l><lb/> <l>Die Äcker flimmern in einem fort</l><lb/> <l>Und der Himmel bleiern und weit.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Fratzenhaft flackert im Herd die Glut</l><lb/> <l>Und ein Schwarm von Fliegen summt.</l><lb/> <l>Die Mägde lauschen blöd und verstummt</l><lb/> <l>Und ihre Schläfen hämmert das Blut.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,</l><lb/> <l>Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.</l><lb/> <l>Eintönig spricht ein Knecht das Gebet</l><lb/> <l>Und ein Hahn kräht unter der Tür.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt</l><lb/> <l>Sie oft im tosenden Ährengebraus</l><lb/> <l>Und klirrend schwingen ein und aus</l><lb/> <l>Die Sensen geisterhaft im Takt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [25/0023]
DIE BAUERN
Vorm Fenster tönendes Grün und Rot.
Im schwarzverräucherten, niederen Saal
Sitzen die Knechte und Mägde beim Mahl;
Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.
Im tiefen Schweigen der Mittagszeit
Fällt bisweilen ein karges Wort.
Die Äcker flimmern in einem fort
Und der Himmel bleiern und weit.
Fratzenhaft flackert im Herd die Glut
Und ein Schwarm von Fliegen summt.
Die Mägde lauschen blöd und verstummt
Und ihre Schläfen hämmert das Blut.
Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,
Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.
Eintönig spricht ein Knecht das Gebet
Und ein Hahn kräht unter der Tür.
Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt
Sie oft im tosenden Ährengebraus
Und klirrend schwingen ein und aus
Die Sensen geisterhaft im Takt.
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