thubar, als mechanische, gleichartig wiederholte, geringe Mus- kelenergie jedesmal erfordernde Application, und schwer, darum oft auch Männer heischend, als Handhabung kyklo- pischer Werkzeuge mit Aufmerksamkeit, Anstrengung, Ruhe. Alles was von Kindern nicht geleistet werden kann und doch von Männern nicht geleistet zu werden braucht, fällt den Frauen anheim. Wo aber die Umstände gleich sind, haben sie vor Kindern den Vorzug der Zuverlässigkeit, vor Männern (aus bekannten Gründen) den Vorzug der Billig- keit, und damit durch den Arbeitslohn die durchschnittliche Familien-Erhaltung ausgedrückt werde, müssen sie und nicht minder die anfügbaren Kinderkräfte auf dem Arbeits- markte in Concurrenz mit ihren "Ernährern", den anfäng- lichen Repräsentanten menschlicher Arbeitskraft, eintreten (da die Familie aus dem commerciellen Gesichtspunkte nichts als eine cooperative Societät zum Behuf der Con- sumtion von Lebensmitteln und der Reproduction von Arbeitskraft ist). Nun ist ferner offenbar, dass zuerst der Handel, dann aber nicht eben die industrielle Arbeit, wohl aber jene Freiheit und Selbständigkeit, mit welcher die Arbeiterin als Urheberin ihrer Contracte, Inhaberin von Geld u. s. w. in den Ringkampf um die Lebensfristung hineingestellt wird, eine Entwicklung ihrer Bewusstheit fordern und fördern, in welcher sie des rechnenden Den- kens mächtig werden muss. Das Weib wird aufgeklärt, wird herzenskalt, bewusst. Nichts ist ihrer ursprünglichen, trotz aller erworbenen Modificationen immer wieder ange- borenen Natur fremdartiger, ja schauderhafter. Nichts ist vielleicht für den gesellschaftlichen Bildungs- und den Auflösungsprocess des gemeinschaftlichen Lebens charakte- ristischer und bedeutender. Möget Ihr wehklagen oder frohlocken über Widernatürlichkeit oder Schönheit dieses ungeheuren Fortschrittes! Aber wähnet nicht, dass von dem Verhalten Eurer Empfindung dazu, von Euren Meinungen und Eurem Geschrei, die Bewegungen desselben abhängen. Sie sind die einfache und nothwendige Consequenz von Thatsachen, welche jenseits Eures heftigen Wünschens und schwächlichen Wollens liegen. Sicherlich ist innerhalb der allgemeinen Veränderungen dieser ihr intellectueller Aus-
thubar, als mechanische, gleichartig wiederholte, geringe Mus- kelenergie jedesmal erfordernde Application, und schwer, darum oft auch Männer heischend, als Handhabung kyklo- pischer Werkzeuge mit Aufmerksamkeit, Anstrengung, Ruhe. Alles was von Kindern nicht geleistet werden kann und doch von Männern nicht geleistet zu werden braucht, fällt den Frauen anheim. Wo aber die Umstände gleich sind, haben sie vor Kindern den Vorzug der Zuverlässigkeit, vor Männern (aus bekannten Gründen) den Vorzug der Billig- keit, und damit durch den Arbeitslohn die durchschnittliche Familien-Erhaltung ausgedrückt werde, müssen sie und nicht minder die anfügbaren Kinderkräfte auf dem Arbeits- markte in Concurrenz mit ihren »Ernährern«, den anfäng- lichen Repräsentanten menschlicher Arbeitskraft, eintreten (da die Familie aus dem commerciellen Gesichtspunkte nichts als eine cooperative Societät zum Behuf der Con- sumtion von Lebensmitteln und der Reproduction von Arbeitskraft ist). Nun ist ferner offenbar, dass zuerst der Handel, dann aber nicht eben die industrielle Arbeit, wohl aber jene Freiheit und Selbständigkeit, mit welcher die Arbeiterin als Urheberin ihrer Contracte, Inhaberin von Geld u. s. w. in den Ringkampf um die Lebensfristung hineingestellt wird, eine Entwicklung ihrer Bewusstheit fordern und fördern, in welcher sie des rechnenden Den- kens mächtig werden muss. Das Weib wird aufgeklärt, wird herzenskalt, bewusst. Nichts ist ihrer ursprünglichen, trotz aller erworbenen Modificationen immer wieder ange- borenen Natur fremdartiger, ja schauderhafter. Nichts ist vielleicht für den gesellschaftlichen Bildungs- und den Auflösungsprocess des gemeinschaftlichen Lebens charakte- ristischer und bedeutender. Möget Ihr wehklagen oder frohlocken über Widernatürlichkeit oder Schönheit dieses ungeheuren Fortschrittes! Aber wähnet nicht, dass von dem Verhalten Eurer Empfindung dazu, von Euren Meinungen und Eurem Geschrei, die Bewegungen desselben abhängen. Sie sind die einfache und nothwendige Consequenz von Thatsachen, welche jenseits Eures heftigen Wünschens und schwächlichen Wollens liegen. Sicherlich ist innerhalb der allgemeinen Veränderungen dieser ihr intellectueller Aus-
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thubar, als mechanische, gleichartig wiederholte, geringe Mus-
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darum oft auch Männer heischend, als Handhabung kyklo-
pischer Werkzeuge mit Aufmerksamkeit, Anstrengung, Ruhe.
Alles was von Kindern nicht geleistet werden kann und
doch von Männern nicht geleistet zu werden braucht, fällt
den Frauen anheim. Wo aber die Umstände gleich sind,
haben sie vor Kindern den Vorzug der Zuverlässigkeit, vor
Männern (aus bekannten Gründen) den Vorzug der Billig-
keit, und damit durch den Arbeitslohn die durchschnittliche
Familien-Erhaltung ausgedrückt werde, müssen sie und
nicht minder die anfügbaren Kinderkräfte auf dem Arbeits-
markte in Concurrenz mit ihren »Ernährern«, den anfäng-
lichen Repräsentanten menschlicher Arbeitskraft, eintreten
(da die Familie aus dem commerciellen Gesichtspunkte
nichts als eine cooperative Societät zum Behuf der Con-
sumtion von Lebensmitteln und der Reproduction von
Arbeitskraft ist). Nun ist ferner offenbar, dass zuerst der
Handel, dann aber nicht eben die industrielle Arbeit, wohl
aber jene Freiheit und Selbständigkeit, mit welcher die
Arbeiterin als Urheberin ihrer Contracte, Inhaberin von
Geld u. s. w. in den Ringkampf um die Lebensfristung
hineingestellt wird, eine Entwicklung ihrer Bewusstheit
fordern und fördern, in welcher sie des rechnenden Den-
kens mächtig werden muss. Das Weib wird aufgeklärt,
wird herzenskalt, bewusst. Nichts ist ihrer ursprünglichen,
trotz aller erworbenen Modificationen immer wieder ange-
borenen Natur fremdartiger, ja schauderhafter. Nichts
ist vielleicht für den gesellschaftlichen Bildungs- und den
Auflösungsprocess des gemeinschaftlichen Lebens charakte-
ristischer und bedeutender. Möget Ihr wehklagen oder
frohlocken über Widernatürlichkeit oder Schönheit dieses
ungeheuren Fortschrittes! Aber wähnet nicht, dass von dem
Verhalten Eurer Empfindung dazu, von Euren Meinungen
und Eurem Geschrei, die Bewegungen desselben abhängen.
Sie sind die einfache und nothwendige Consequenz von
Thatsachen, welche jenseits Eures heftigen Wünschens und
schwächlichen Wollens liegen. Sicherlich ist innerhalb der
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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