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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887.

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Energie, wenn auch durch ein menschliches Gehirn, von
mittlerer Beschaffenheit, dirigirter oder verrichteter, die
eigentliche und entscheidende Function ist, welche geschehen
muss, um auf die gegebene Maschinerie eine bestimmte
Energie mitzutheilen, vermöge deren sie fähig ist, gewisse
Arbeit zu leisten, gewisse Werke hervorzubringen, so dass
jenes Quantum menschlicher Arbeitskraft auch ohne
Veränderung der Wirkung durch ein gleiches Quantum
irgendwelcher anderen mechanischen Kraft ersetzt werden
kann. -- Diese Entwicklung vollzieht sich um so leichter,
je mehr blos im Hinblick auf ihren Nutzen, ihre Verwen-
dung und Aufzehrung eine Sache hervorgebracht wird; und
hier gibt es eine Grenze, von welcher an jene allgemein-
menschliche, vernünftige Arbeit, auch ohne sich durch
arbeitende Werkzeuge zu vermitteln, der allein nothwendige
und natürliche Process ist. -- Und jener Hergang -- des
Productivwerdens der Instrumente -- ist nun freilich ganz
und gar nur gleichnissweise zu verstehen, wenn Begriffe
und Methoden die Werkzeuge sind, wie in geistiger Arbeit
und besonders im wissenschaftlichen Denken; aber die
Analogie ist leicht zu verstehen. Es ist nicht so sehr
eine besondere Begabung, Zucht und Uebung mehr er-
fordert, um das Werk zu gestalten, als nur die durchschnitt-
liche, abstracte Qualität des animal rationale; denn die
Methode erleichtert Alles und thut die eigentliche Arbeit;
nur ihr Gebrauch muss erlernt werden und um dessen
willen ihr Wesen erkannt werden. Und hierfür wird die
wahre mentale Production, die Thätigkeit des Gedächtnisses
oder der Einbildungskraft, durchaus überflüssig, ja schäd-
lich; Willkür muss eintreten, d. h. Absicht (Aufmerksamkeit)
und logische Operationen, deren einfacher Ablauf sich zu
jener mentalen Production verhält, wie die blos dirigirte
Ausgabe menschlicher Muskelkraft zu der liebevollen, nach
seinem Geschmack und seiner Sorgfalt vollbrachten
Hand- und Geistesarbeit des Bildhauers oder Malers.

§ 31.

Wesenwille selbst ist künstlerischer Geist. Er bildet
sich selber aus, mit neuem Inhalte sich erfüllend, und

Energie, wenn auch durch ein menschliches Gehirn, von
mittlerer Beschaffenheit, dirigirter oder verrichteter, die
eigentliche und entscheidende Function ist, welche geschehen
muss, um auf die gegebene Maschinerie eine bestimmte
Energie mitzutheilen, vermöge deren sie fähig ist, gewisse
Arbeit zu leisten, gewisse Werke hervorzubringen, so dass
jenes Quantum menschlicher Arbeitskraft auch ohne
Veränderung der Wirkung durch ein gleiches Quantum
irgendwelcher anderen mechanischen Kraft ersetzt werden
kann. — Diese Entwicklung vollzieht sich um so leichter,
je mehr blos im Hinblick auf ihren Nutzen, ihre Verwen-
dung und Aufzehrung eine Sache hervorgebracht wird; und
hier gibt es eine Grenze, von welcher an jene allgemein-
menschliche, vernünftige Arbeit, auch ohne sich durch
arbeitende Werkzeuge zu vermitteln, der allein nothwendige
und natürliche Process ist. — Und jener Hergang — des
Productivwerdens der Instrumente — ist nun freilich ganz
und gar nur gleichnissweise zu verstehen, wenn Begriffe
und Methoden die Werkzeuge sind, wie in geistiger Arbeit
und besonders im wissenschaftlichen Denken; aber die
Analogie ist leicht zu verstehen. Es ist nicht so sehr
eine besondere Begabung, Zucht und Uebung mehr er-
fordert, um das Werk zu gestalten, als nur die durchschnitt-
liche, abstracte Qualität des animal rationale; denn die
Methode erleichtert Alles und thut die eigentliche Arbeit;
nur ihr Gebrauch muss erlernt werden und um dessen
willen ihr Wesen erkannt werden. Und hierfür wird die
wahre mentale Production, die Thätigkeit des Gedächtnisses
oder der Einbildungskraft, durchaus überflüssig, ja schäd-
lich; Willkür muss eintreten, d. h. Absicht (Aufmerksamkeit)
und logische Operationen, deren einfacher Ablauf sich zu
jener mentalen Production verhält, wie die blos dirigirte
Ausgabe menschlicher Muskelkraft zu der liebevollen, nach
seinem Geschmack und seiner Sorgfalt vollbrachten
Hand- und Geistesarbeit des Bildhauers oder Malers.

§ 31.

Wesenwille selbst ist künstlerischer Geist. Er bildet
sich selber aus, mit neuem Inhalte sich erfüllend, und

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[162/0198] Energie, wenn auch durch ein menschliches Gehirn, von mittlerer Beschaffenheit, dirigirter oder verrichteter, die eigentliche und entscheidende Function ist, welche geschehen muss, um auf die gegebene Maschinerie eine bestimmte Energie mitzutheilen, vermöge deren sie fähig ist, gewisse Arbeit zu leisten, gewisse Werke hervorzubringen, so dass jenes Quantum menschlicher Arbeitskraft auch ohne Veränderung der Wirkung durch ein gleiches Quantum irgendwelcher anderen mechanischen Kraft ersetzt werden kann. — Diese Entwicklung vollzieht sich um so leichter, je mehr blos im Hinblick auf ihren Nutzen, ihre Verwen- dung und Aufzehrung eine Sache hervorgebracht wird; und hier gibt es eine Grenze, von welcher an jene allgemein- menschliche, vernünftige Arbeit, auch ohne sich durch arbeitende Werkzeuge zu vermitteln, der allein nothwendige und natürliche Process ist. — Und jener Hergang — des Productivwerdens der Instrumente — ist nun freilich ganz und gar nur gleichnissweise zu verstehen, wenn Begriffe und Methoden die Werkzeuge sind, wie in geistiger Arbeit und besonders im wissenschaftlichen Denken; aber die Analogie ist leicht zu verstehen. Es ist nicht so sehr eine besondere Begabung, Zucht und Uebung mehr er- fordert, um das Werk zu gestalten, als nur die durchschnitt- liche, abstracte Qualität des animal rationale; denn die Methode erleichtert Alles und thut die eigentliche Arbeit; nur ihr Gebrauch muss erlernt werden und um dessen willen ihr Wesen erkannt werden. Und hierfür wird die wahre mentale Production, die Thätigkeit des Gedächtnisses oder der Einbildungskraft, durchaus überflüssig, ja schäd- lich; Willkür muss eintreten, d. h. Absicht (Aufmerksamkeit) und logische Operationen, deren einfacher Ablauf sich zu jener mentalen Production verhält, wie die blos dirigirte Ausgabe menschlicher Muskelkraft zu der liebevollen, nach seinem Geschmack und seiner Sorgfalt vollbrachten Hand- und Geistesarbeit des Bildhauers oder Malers. § 31. Wesenwille selbst ist künstlerischer Geist. Er bildet sich selber aus, mit neuem Inhalte sich erfüllend, und

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Zitationshilfe: Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/198>, abgerufen am 25.11.2024.