als die Gewähr eines Restes von guter und richtiger Ge- sinnung gilt, weil es ja die bösen Thaten und Pläne gegen Freunde missbilligen muss, wenn schon, seiner Natur nach, nicht minder die guten Thaten oder den Mangel an ge- höriger Bosheit gegen Feinde. Denn von den Freunden aus wird darüber geurtheilt, Gemüth und Gewissen selber gebilligt; insofern als ihnen auch die feindseligen Gebah- rungen gegen Feinde erwünscht und ehrenvoll sind, so ist Gemüth schlechthin gut, ausser wenn es irre geht und den Freunden Uebles, den Feinden Gutes will, und Gewissen schlechthin gut, als in diesem Sinne richtendes. Wiederum erscheinen, aus solchem Gesichtspunkte, alle jene (ihrer Form nach) höchst vernünftigen Bestrebungen, durch welche man das Glück und die Mittel dazu zu erlangen versucht, wenn nicht als geradezu böse, so doch als excessive Leidenschaften (wie die Sprache denn die vornehmsten davon als Krank- heiten bezeichnet), die wenigstens ausserhalb der Sphäre der Tugend, in welchem Sinne sie auch verstanden werde, gelegen seien. Und ferner kann das egoistisch-willkürliche Thun und Treiben durchaus als ein feindseliges, beleidigen- des aufgefasst werden, insofern als es durch und durch be- wusste Schauspielerei ist: wie in allen Fällen, wo es zu dem Zwecke gebraucht wird, ein Urtheil in einem anderen Menschen zu bewirken, dessen Falschheit der Handelnde weiss. Aus nichtigem Stoffe macht er scheinbare Sachen, und stellt sie gleich Wirklichkeiten hin, um sie dafür aus- zugeben; wer aber dergleichen annimmt, meinend Etwas zu empfangen, wird demgemäss zurückwirken, also wie am deutlichsten vorgestellt wird -- etwas dafür geben; dieses Etwas ist ihm mithin durch solches Kunststück genommen, geraubt worden. Und wie diese Art der willkürlichen Handlung zu ihrem allgemeinen Begriffe, so verhält sich zum Tauschen das Täuschen, zum Verkauf der Betrug. Die falsche Waare oder Münze und so überhaupt die Lüge und Verstellung hat, wenn dasselbe leistend (im einzelnen Falle oder im Durchschnitt der Fälle), gleichen Werth mit der echten, dem wahren Wort und dem natürlichen Ge- bahren, wenn mehr leistend, höheren, wenn weniger geringeren Werth. In Bezug auf die allgemeine Kate-
als die Gewähr eines Restes von guter und richtiger Ge- sinnung gilt, weil es ja die bösen Thaten und Pläne gegen Freunde missbilligen muss, wenn schon, seiner Natur nach, nicht minder die guten Thaten oder den Mangel an ge- höriger Bosheit gegen Feinde. Denn von den Freunden aus wird darüber geurtheilt, Gemüth und Gewissen selber gebilligt; insofern als ihnen auch die feindseligen Gebah- rungen gegen Feinde erwünscht und ehrenvoll sind, so ist Gemüth schlechthin gut, ausser wenn es irre geht und den Freunden Uebles, den Feinden Gutes will, und Gewissen schlechthin gut, als in diesem Sinne richtendes. Wiederum erscheinen, aus solchem Gesichtspunkte, alle jene (ihrer Form nach) höchst vernünftigen Bestrebungen, durch welche man das Glück und die Mittel dazu zu erlangen versucht, wenn nicht als geradezu böse, so doch als excessive Leidenschaften (wie die Sprache denn die vornehmsten davon als Krank- heiten bezeichnet), die wenigstens ausserhalb der Sphäre der Tugend, in welchem Sinne sie auch verstanden werde, gelegen seien. Und ferner kann das egoistisch-willkürliche Thun und Treiben durchaus als ein feindseliges, beleidigen- des aufgefasst werden, insofern als es durch und durch be- wusste Schauspielerei ist: wie in allen Fällen, wo es zu dem Zwecke gebraucht wird, ein Urtheil in einem anderen Menschen zu bewirken, dessen Falschheit der Handelnde weiss. Aus nichtigem Stoffe macht er scheinbare Sachen, und stellt sie gleich Wirklichkeiten hin, um sie dafür aus- zugeben; wer aber dergleichen annimmt, meinend Etwas zu empfangen, wird demgemäss zurückwirken, also wie am deutlichsten vorgestellt wird — etwas dafür geben; dieses Etwas ist ihm mithin durch solches Kunststück genommen, geraubt worden. Und wie diese Art der willkürlichen Handlung zu ihrem allgemeinen Begriffe, so verhält sich zum Tauschen das Täuschen, zum Verkauf der Betrug. Die falsche Waare oder Münze und so überhaupt die Lüge und Verstellung hat, wenn dasselbe leistend (im einzelnen Falle oder im Durchschnitt der Fälle), gleichen Werth mit der echten, dem wahren Wort und dem natürlichen Ge- bahren, wenn mehr leistend, höheren, wenn weniger geringeren Werth. In Bezug auf die allgemeine Kate-
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als die Gewähr eines Restes von guter und richtiger Ge-
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nicht minder die guten Thaten oder den Mangel an ge-
höriger Bosheit gegen Feinde. Denn von den Freunden
aus wird darüber geurtheilt, Gemüth und Gewissen selber
gebilligt; insofern als ihnen auch die feindseligen Gebah-
rungen gegen Feinde erwünscht und ehrenvoll sind, so ist
Gemüth schlechthin gut, ausser wenn es irre geht und den
Freunden Uebles, den Feinden Gutes will, und Gewissen
schlechthin gut, als in diesem Sinne richtendes. Wiederum
erscheinen, aus solchem Gesichtspunkte, alle jene (ihrer
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man das Glück und die Mittel dazu zu erlangen versucht, wenn
nicht als geradezu böse, so doch als excessive Leidenschaften
(wie die Sprache denn die vornehmsten davon als Krank-
heiten bezeichnet), die wenigstens ausserhalb der Sphäre
der Tugend, in welchem Sinne sie auch verstanden werde,
gelegen seien. Und ferner kann das egoistisch-willkürliche
Thun und Treiben durchaus als ein feindseliges, beleidigen-
des aufgefasst werden, insofern als es durch und durch be-
wusste Schauspielerei ist: wie in allen Fällen, wo es zu
dem Zwecke gebraucht wird, ein Urtheil in einem anderen
Menschen zu bewirken, dessen Falschheit der Handelnde
weiss. Aus nichtigem Stoffe macht er scheinbare Sachen,
und stellt sie gleich Wirklichkeiten hin, um sie dafür aus-
zugeben; wer aber dergleichen annimmt, meinend Etwas zu
empfangen, wird demgemäss zurückwirken, also wie am
deutlichsten vorgestellt wird — etwas dafür geben; dieses
Etwas ist ihm mithin durch solches Kunststück genommen,
geraubt worden. Und wie diese Art der willkürlichen
Handlung zu ihrem allgemeinen Begriffe, so verhält sich
zum Tauschen das Täuschen, zum Verkauf der Betrug.
Die falsche Waare oder Münze und so überhaupt die Lüge
und Verstellung hat, wenn dasselbe leistend (im einzelnen
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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