Fantasie Lebendige zu ordnen, zu gestalten, mitzutheilen, als Genie. Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maas von Leidenschaft, jeder ein gewisses Maas von Muth und jeder ein gewisses Maas und eine gewisse Art von Genie. Aber alle diese Eigenschaften müssen immer in Relation zu be- stimmten Leistungen gedacht werden, wodurch die erste am wenigsten, die letzte am meisten variabel ist. Und als- bald leuchtet hervor, wie dies nur specialisirte Begriffe für die einfachen Gestaltungen des Wesenwillens sind, oder wie Leidenschaft auf Gefallen, Muth auf Gewohnheit, Genie auf Gedächtniss beruht. Den Wesenwillen aber, sofern er in diesen Gesammt-Formen -- welche die Elemente der Willkür involviren und von sich abhängig haben -- seine Ausdrücke besitzt, mögen wir als Naturell unterscheiden. Im Naturell eines Menschen sind die Tendenzen und Kräfte der Leidenschaft, des Muthes, des Genies in verschiedenen Verhältnissen gemischt. Aber Leidenschaft oder Lebhaftig- keit ist das ursprüngliche Merkmal und gleichsam die Basis dieses Begriffes. Und diese heisst in ihrer Anwendung und Wirklichkeit als bejahendes oder verneinendes Verhalten eines Menschen gegen andere, Gesinnung, nämlich Liebe oder Hass. So heisst ferner Muth, als Wille zur freund- lichen oder feindseligen Bethätigung solcher Gesinnung, da- her als Inbegriff der "moralischen" Qualitäten, Gemüth. Endlich der einem Individuo eigene Genius, als Gedächtniss und Gedankenwille in Erwägung und Beurtheilung eigener und fremder, freundlicher oder feindlicher Verhaltungs- weisen und Eigenschaften, daher als der Begriff, welcher die moralischen Tendenzen und Meinungen (Velleitäten) ausdrückt, wird durch allgemeine Uebereinstimmung als Gewissen bestimmt. E) An diesen Gestaltungen haften die Qualitäten des Willens, welche bewundert gelobt geehrt, oder verachtet getadelt geschmäht werden. In dem allgemeinen Gebiete ist der gute Wille, vielmehr aber betont als der gute Wille, im Gegensatze zum Können und zur vollkommenen Leistung, die intensive An- spannung der vorhandenen Kräfte, welche in irgendwelcher Thätigkeit oder auch in einem fertigen Werke ihre Objec- tität hat. Hier treten also Kraft, d. i. Beschaffenheit als
Fantasie Lebendige zu ordnen, zu gestalten, mitzutheilen, als Genie. Jeder Mensch besitzt ein gewisses Maas von Leidenschaft, jeder ein gewisses Maas von Muth und jeder ein gewisses Maas und eine gewisse Art von Genie. Aber alle diese Eigenschaften müssen immer in Relation zu be- stimmten Leistungen gedacht werden, wodurch die erste am wenigsten, die letzte am meisten variabel ist. Und als- bald leuchtet hervor, wie dies nur specialisirte Begriffe für die einfachen Gestaltungen des Wesenwillens sind, oder wie Leidenschaft auf Gefallen, Muth auf Gewohnheit, Genie auf Gedächtniss beruht. Den Wesenwillen aber, sofern er in diesen Gesammt-Formen — welche die Elemente der Willkür involviren und von sich abhängig haben — seine Ausdrücke besitzt, mögen wir als Naturell unterscheiden. Im Naturell eines Menschen sind die Tendenzen und Kräfte der Leidenschaft, des Muthes, des Genies in verschiedenen Verhältnissen gemischt. Aber Leidenschaft oder Lebhaftig- keit ist das ursprüngliche Merkmal und gleichsam die Basis dieses Begriffes. Und diese heisst in ihrer Anwendung und Wirklichkeit als bejahendes oder verneinendes Verhalten eines Menschen gegen andere, Gesinnung, nämlich Liebe oder Hass. So heisst ferner Muth, als Wille zur freund- lichen oder feindseligen Bethätigung solcher Gesinnung, da- her als Inbegriff der »moralischen« Qualitäten, Gemüth. Endlich der einem Individuo eigene Genius, als Gedächtniss und Gedankenwille in Erwägung und Beurtheilung eigener und fremder, freundlicher oder feindlicher Verhaltungs- weisen und Eigenschaften, daher als der Begriff, welcher die moralischen Tendenzen und Meinungen (Velleitäten) ausdrückt, wird durch allgemeine Uebereinstimmung als Gewissen bestimmt. E) An diesen Gestaltungen haften die Qualitäten des Willens, welche bewundert gelobt geehrt, oder verachtet getadelt geschmäht werden. In dem allgemeinen Gebiete ist der gute Wille, vielmehr aber betont als der gute Wille, im Gegensatze zum Können und zur vollkommenen Leistung, die intensive An- spannung der vorhandenen Kräfte, welche in irgendwelcher Thätigkeit oder auch in einem fertigen Werke ihre Objec- tität hat. Hier treten also Kraft, d. i. Beschaffenheit als
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Fantasie Lebendige zu ordnen, zu gestalten, mitzutheilen,
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ein gewisses Maas und eine gewisse Art von Genie. Aber
alle diese Eigenschaften müssen immer in Relation zu be-
stimmten Leistungen gedacht werden, wodurch die erste
am wenigsten, die letzte am meisten variabel ist. Und als-
bald leuchtet hervor, wie dies nur specialisirte Begriffe für
die einfachen Gestaltungen des Wesenwillens sind, oder wie
Leidenschaft auf Gefallen, Muth auf Gewohnheit, Genie
auf Gedächtniss beruht. Den Wesenwillen aber, sofern er
in diesen Gesammt-Formen — welche die Elemente der
Willkür involviren und von sich abhängig haben — seine
Ausdrücke besitzt, mögen wir als Naturell unterscheiden.
Im Naturell eines Menschen sind die Tendenzen und Kräfte
der Leidenschaft, des Muthes, des Genies in verschiedenen
Verhältnissen gemischt. Aber Leidenschaft oder Lebhaftig-
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dieses Begriffes. Und diese heisst in ihrer Anwendung und
Wirklichkeit als bejahendes oder verneinendes Verhalten
eines Menschen gegen andere, Gesinnung, nämlich Liebe
oder Hass. So heisst ferner Muth, als Wille zur freund-
lichen oder feindseligen Bethätigung solcher Gesinnung, da-
her als Inbegriff der »moralischen« Qualitäten, Gemüth.
Endlich der einem Individuo eigene Genius, als Gedächtniss
und Gedankenwille in Erwägung und Beurtheilung eigener
und fremder, freundlicher oder feindlicher Verhaltungs-
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die moralischen Tendenzen und Meinungen (Velleitäten)
ausdrückt, wird durch allgemeine Uebereinstimmung als
Gewissen bestimmt. E) An diesen Gestaltungen haften
die Qualitäten des Willens, welche bewundert gelobt
geehrt, oder verachtet getadelt geschmäht werden. In dem
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und zur vollkommenen Leistung, die intensive An-
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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/155>, abgerufen am 28.11.2024.
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