bei der Heyrath erhalten möchte, daß sie mit Anrufung der Heiligen und andern Gewissenslasten und Menschengeboten verschonet bliebe,Von solcher Nachsicht und Verschonung die man erweisen würde, wurde hier, wie in andern ähnligen Fällen, viel gehoffet und nur alzuzuversichtlig vorausgesezt: die Hofnung konte man ihnen anfangs von päpstischer Seite lassen; am Ende muste sich das alles geben. und in ihrem Herzen auf gut Evangelisch Gott dienete. Auch 2. durch diese alliance dem gemeinen Wesen, ihrem Fürstl. Hause, der evangelischen Kirche, noch großer Nutzen geschaffet werden könte, sonderlich zu dieser Zeit, da ein und ander auch wol hohes Haupt, so wohl von Römisch-Catholischer als den andern Religionen viel gelinder und für den Kirchenfrieden besser gesinnet sei, denn zu unsrer Väter Zeiten. Dabey man auch wol zu erwegen habe. 3. Die göttliche Providence, die sich dabey zu erkennen gebe 4. daß zwischen den Römisch-Catholischen und Protestanten kein dissensus fidei fundamentalis obhanden, sondern nur zwischen beyden super aliquibus additamentis und wie die Theologi reden quaestionibus juxta enatas, oder wie ander härter Reden nur ein Pfaffenstreit sey, warum sich eine Princesse und andere wenig zubekümmern haben: worin es 5. an dem Beyfalle einiger Evangelischen Theologen nicht fehle, die so wenig der Princesse diese Heyrath wiederrahten, als sie glauben und lehren, daß die drey im Römischen Reiche geduldeten Religionen in fundamento fidei getrennet und uneinig sein.
bei der Heyrath erhalten möchte, daß sie mit Anrufung der Heiligen und andern Gewissenslasten und Menschengeboten verschonet bliebe,Von solcher Nachsicht und Verschonung die man erweisen würde, wurde hier, wie in andern ähnligen Fällen, viel gehoffet und nur alzuzuversichtlig vorausgesezt: die Hofnung konte man ihnen anfangs von päpstischer Seite lassen; am Ende muste sich das alles geben. und in ihrem Herzen auf gut Evangelisch Gott dienete. Auch 2. durch diese alliance dem gemeinen Wesen, ihrem Fürstl. Hause, der evangelischen Kirche, noch großer Nutzen geschaffet werden könte, sonderlich zu dieser Zeit, da ein und ander auch wol hohes Haupt, so wohl von Römisch-Catholischer als den andern Religionen viel gelinder und für den Kirchenfrieden besser gesinnet sei, denn zu unsrer Väter Zeiten. Dabey man auch wol zu erwegen habe. 3. Die göttliche Providence, die sich dabey zu erkennen gebe 4. daß zwischen den Römisch-Catholischen und Protestanten kein dissensus fidei fundamentalis obhanden, sondern nur zwischen beyden super aliquibus additamentis und wie die Theologi reden quaestionibus juxta enatas, oder wie ander härter Reden nur ein Pfaffenstreit sey, warum sich eine Princesse und andere wenig zubekümmern haben: worin es 5. an dem Beyfalle einiger Evangelischen Theologen nicht fehle, die so wenig der Princesse diese Heyrath wiederrahten, als sie glauben und lehren, daß die drey im Römischen Reiche geduldeten Religionen in fundamento fidei getrennet und uneinig sein.
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bei der Heyrath erhalten möchte, daß sie mit Anrufung der Heiligen und andern Gewissenslasten und Menschengeboten verschonet bliebe,<noteplace="left">Von solcher Nachsicht und Verschonung die man erweisen würde, wurde hier, wie in andern ähnligen Fällen, viel gehoffet und nur alzuzuversichtlig vorausgesezt: die Hofnung konte man ihnen anfangs von päpstischer Seite lassen; am Ende muste sich das alles geben.</note> und in ihrem Herzen auf gut Evangelisch Gott dienete. Auch 2. durch diese alliance dem gemeinen Wesen, ihrem Fürstl. Hause, der evangelischen Kirche, noch großer Nutzen geschaffet werden könte, sonderlich zu dieser Zeit, da ein und ander auch wol hohes Haupt, so wohl von Römisch-Catholischer als den andern Religionen viel gelinder und für den Kirchenfrieden besser gesinnet sei, denn zu unsrer Väter Zeiten. Dabey man auch wol zu erwegen habe. 3. Die göttliche Providence, die sich dabey zu erkennen gebe 4. daß zwischen den Römisch-Catholischen und Protestanten kein dissensus fidei fundamentalis obhanden, sondern nur zwischen beyden super aliquibus additamentis und wie die Theologi reden quaestionibus juxta enatas, oder wie ander härter Reden nur ein Pfaffenstreit sey, warum sich eine Princesse und andere wenig zubekümmern haben: worin es 5. an dem Beyfalle einiger Evangelischen Theologen nicht fehle, die so wenig der Princesse diese Heyrath wiederrahten, als sie glauben und lehren, daß die drey im Römischen Reiche geduldeten Religionen in fundamento fidei getrennet und uneinig sein.
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bei der Heyrath erhalten möchte, daß sie mit Anrufung der Heiligen und andern Gewissenslasten und Menschengeboten verschonet bliebe, und in ihrem Herzen auf gut Evangelisch Gott dienete. Auch 2. durch diese alliance dem gemeinen Wesen, ihrem Fürstl. Hause, der evangelischen Kirche, noch großer Nutzen geschaffet werden könte, sonderlich zu dieser Zeit, da ein und ander auch wol hohes Haupt, so wohl von Römisch-Catholischer als den andern Religionen viel gelinder und für den Kirchenfrieden besser gesinnet sei, denn zu unsrer Väter Zeiten. Dabey man auch wol zu erwegen habe. 3. Die göttliche Providence, die sich dabey zu erkennen gebe 4. daß zwischen den Römisch-Catholischen und Protestanten kein dissensus fidei fundamentalis obhanden, sondern nur zwischen beyden super aliquibus additamentis und wie die Theologi reden quaestionibus juxta enatas, oder wie ander härter Reden nur ein Pfaffenstreit sey, warum sich eine Princesse und andere wenig zubekümmern haben: worin es 5. an dem Beyfalle einiger Evangelischen Theologen nicht fehle, die so wenig der Princesse diese Heyrath wiederrahten, als sie glauben und lehren, daß die drey im Römischen Reiche geduldeten Religionen in fundamento fidei getrennet und uneinig sein.
Von solcher Nachsicht und Verschonung die man erweisen würde, wurde hier, wie in andern ähnligen Fällen, viel gehoffet und nur alzuzuversichtlig vorausgesezt: die Hofnung konte man ihnen anfangs von päpstischer Seite lassen; am Ende muste sich das alles geben.
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/976>, abgerufen am 23.11.2024.
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