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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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thum Toskana und auf die Herzogthümer Parma und Piacenz, da der Abgang der Geschlechter von Medices und Farnese zuerwarten war; der Herzog von Savojen, nun König von Sardinten, lies sich dieses gefallen; Spanien anfangs nicht; aber von allen Seiten kündigte man Philippe 5 Krieg an und nöthigte ihn sich 1720 mit solchen Bedingungen zubegnügen. Nach diesem unterhandelte man viel, ohne viel auszumachen, man drohete mit Bündnißen und es kam zu keinem Kriege, man machte Vergleiche und sie bestunden nicht. Karl 6 fing an ernstlig für die Befestigung seines Gesezes von der Erbfolge zusorgen, daß nach seinem Ableben alle, obgleich theils entlegene Länder seines Hauses, ungetheilt seiner ältesten Tochter zufallen solten; er war mit seiner Gemalin, der abgefalnen Fürstin von Braunsweig, noch unbeerbt, als er 1713 zuerst solches Gesez bekant machte: nach römisch abgöttischem Aberglauben, der am Wiener Hose länger, als bei andern, die Herschaft behielt, erbat man einen Sohn von einem Gözenbilde, welches von diesen Gözendienern ein wunderthätiges Gnadenbild der Mutter Gottes genant wurde; man gelobte demselben Bilde ein güldenes Kind, so schwer, als das, welches geboren würde, bezalte auch solches Gelabde, als 1716 ein Sohn zur Welt kam, der doch vor Ablaufe des

thum Toskana und auf die Herzogthümer Parma und Piacenz, da der Abgang der Geschlechter von Medices und Farnese zuerwarten war; der Herzog von Savojen, nun König von Sardinten, lies sich dieses gefallen; Spanien anfangs nicht; aber von allen Seiten kündigte man Philippe 5 Krieg an und nöthigte ihn sich 1720 mit solchen Bedingungen zubegnügen. Nach diesem unterhandelte man viel, ohne viel auszumachen, man drohete mit Bündnißen und es kam zu keinem Kriege, man machte Vergleiche und sie bestunden nicht. Karl 6 fing an ernstlig für die Befestigung seines Gesezes von der Erbfolge zusorgen, daß nach seinem Ableben alle, obgleich theils entlegene Länder seines Hauses, ungetheilt seiner ältesten Tochter zufallen solten; er war mit seiner Gemalin, der abgefalnen Fürstin von Braunsweig, noch unbeerbt, als er 1713 zuerst solches Gesez bekant machte: nach römisch abgöttischem Aberglauben, der am Wiener Hose länger, als bei andern, die Herschaft behielt, erbat man einen Sohn von einem Gözenbilde, welches von diesen Gözendienern ein wunderthätiges Gnadenbild der Mutter Gottes genant wurde; man gelobte demselben Bilde ein güldenes Kind, so schwer, als das, welches geboren würde, bezalte auch solches Gelabde, als 1716 ein Sohn zur Welt kam, der doch vor Ablaufe des

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[860/0872] thum Toskana und auf die Herzogthümer Parma und Piacenz, da der Abgang der Geschlechter von Medices und Farnese zuerwarten war; der Herzog von Savojen, nun König von Sardinten, lies sich dieses gefallen; Spanien anfangs nicht; aber von allen Seiten kündigte man Philippe 5 Krieg an und nöthigte ihn sich 1720 mit solchen Bedingungen zubegnügen. Nach diesem unterhandelte man viel, ohne viel auszumachen, man drohete mit Bündnißen und es kam zu keinem Kriege, man machte Vergleiche und sie bestunden nicht. Karl 6 fing an ernstlig für die Befestigung seines Gesezes von der Erbfolge zusorgen, daß nach seinem Ableben alle, obgleich theils entlegene Länder seines Hauses, ungetheilt seiner ältesten Tochter zufallen solten; er war mit seiner Gemalin, der abgefalnen Fürstin von Braunsweig, noch unbeerbt, als er 1713 zuerst solches Gesez bekant machte: nach römisch abgöttischem Aberglauben, der am Wiener Hose länger, als bei andern, die Herschaft behielt, erbat man einen Sohn von einem Gözenbilde, welches von diesen Gözendienern ein wunderthätiges Gnadenbild der Mutter Gottes genant wurde; man gelobte demselben Bilde ein güldenes Kind, so schwer, als das, welches geboren würde, bezalte auch solches Gelabde, als 1716 ein Sohn zur Welt kam, der doch vor Ablaufe des

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/872>, abgerufen am 23.11.2024.