Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

len und jezt fing er an zugedenken, ob es der Wiedersacher des Gesalbten sein mögte? Tezel, der vom Ablashandel zu seinem Theile mer Einkommens gehabt, als die meisten Bischöfe, war so verhast worden, daß ers nicht wagte Leipzig zuverlaßen, wo er nun sich aufhielt: Miltiz kam dahin, schalt heftig auf den übertriebenen Handel, wodurch diese Unruhen erreget wären, drohete alles, was er von seiner Schalkheit erfaren, an den Papst zuschreiben; worüber Tezel in solche Bekümmernis geriet, daß er davon krank wurde und starb. Um die Kaiserwürde bewarben sich König Franz von Frankreich und König Karl von Spanien: der Wahltag wurde den 17 Jun. zu Frankfurt eröfnet und am dritten Tage Kurfürsten Fridriche diese Würde angetragen, der sie aber ausschlug, worauf der von Meinz Karlen, der von Trier hingegen Franzen anpries, Fridrich von Sachsen jenen zuwählen, aber Bedingungen vorzuschreiben anrieth, welches angenommen und Karl 5 den 28 Jun. erwelet wurde. Fridrichs Nachfolger fanden Ursach seine Wahl zubereuen. Luthers Stilschweigen daurete nicht lange, weil seine Gegner nicht ruheten: Ek zu Ingolstadt insonderheit legte 13 Säze vor, worüber er mit Karlstade öffentlich sich in mündligen Streit einzulaßen begerete. Andreas Bodenstein, von seinem Geburtsorte Karlstadt genant, war ein älterer Amts-

len und jezt fing er an zugedenken, ob es der Wiedersacher des Gesalbten sein mögte? Tezel, der vom Ablashandel zu seinem Theile mer Einkommens gehabt, als die meisten Bischöfe, war so verhast worden, daß ers nicht wagte Leipzig zuverlaßen, wo er nun sich aufhielt: Miltiz kam dahin, schalt heftig auf den übertriebenen Handel, wodurch diese Unruhen erreget wären, drohete alles, was er von seiner Schalkheit erfaren, an den Papst zuschreiben; worüber Tezel in solche Bekümmernis geriet, daß er davon krank wurde und starb. Um die Kaiserwürde bewarben sich König Franz von Frankreich und König Karl von Spanien: der Wahltag wurde den 17 Jun. zu Frankfurt eröfnet und am dritten Tage Kurfürsten Fridriche diese Würde angetragen, der sie aber ausschlug, worauf der von Meinz Karlen, der von Trier hingegen Franzen anpries, Fridrich von Sachsen jenen zuwählen, aber Bedingungen vorzuschreiben anrieth, welches angenommen und Karl 5 den 28 Jun. erwelet wurde. Fridrichs Nachfolger fanden Ursach seine Wahl zubereuen. Luthers Stilschweigen daurete nicht lange, weil seine Gegner nicht ruheten: Ek zu Ingolstadt insonderheit legte 13 Säze vor, worüber er mit Karlstade öffentlich sich in mündligen Streit einzulaßen begerete. Andreas Bodenstein, von seinem Geburtsorte Karlstadt genant, war ein älterer Amts-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0678" n="666"/>
len und jezt fing er an zugedenken,                      ob es der Wiedersacher des Gesalbten sein mögte? Tezel, der vom Ablashandel zu                      seinem Theile mer Einkommens gehabt, als die meisten Bischöfe, war so verhast                      worden, daß ers nicht wagte Leipzig zuverlaßen, wo er nun sich aufhielt: Miltiz                      kam dahin, schalt heftig auf den übertriebenen Handel, wodurch diese Unruhen                      erreget wären, drohete alles, was er von seiner Schalkheit erfaren, an den Papst                      zuschreiben; worüber Tezel in solche Bekümmernis geriet, daß er davon krank                      wurde und starb. Um die Kaiserwürde bewarben sich König Franz von Frankreich und                      König Karl von Spanien: der Wahltag wurde den 17 Jun. zu Frankfurt eröfnet und                      am dritten Tage Kurfürsten Fridriche diese Würde angetragen, der sie aber                      ausschlug, worauf der von Meinz Karlen, der von Trier hingegen Franzen anpries,                      Fridrich von Sachsen jenen zuwählen, aber Bedingungen vorzuschreiben anrieth,                      welches angenommen und Karl 5 den 28 Jun. erwelet wurde. Fridrichs Nachfolger                      fanden Ursach seine Wahl zubereuen. Luthers Stilschweigen daurete nicht lange,                      weil seine Gegner nicht ruheten: Ek zu Ingolstadt insonderheit legte 13 Säze                      vor, worüber er mit Karlstade öffentlich sich in mündligen Streit einzulaßen                      begerete. Andreas Bodenstein, von seinem Geburtsorte Karlstadt genant, war ein                      älterer Amts-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[666/0678] len und jezt fing er an zugedenken, ob es der Wiedersacher des Gesalbten sein mögte? Tezel, der vom Ablashandel zu seinem Theile mer Einkommens gehabt, als die meisten Bischöfe, war so verhast worden, daß ers nicht wagte Leipzig zuverlaßen, wo er nun sich aufhielt: Miltiz kam dahin, schalt heftig auf den übertriebenen Handel, wodurch diese Unruhen erreget wären, drohete alles, was er von seiner Schalkheit erfaren, an den Papst zuschreiben; worüber Tezel in solche Bekümmernis geriet, daß er davon krank wurde und starb. Um die Kaiserwürde bewarben sich König Franz von Frankreich und König Karl von Spanien: der Wahltag wurde den 17 Jun. zu Frankfurt eröfnet und am dritten Tage Kurfürsten Fridriche diese Würde angetragen, der sie aber ausschlug, worauf der von Meinz Karlen, der von Trier hingegen Franzen anpries, Fridrich von Sachsen jenen zuwählen, aber Bedingungen vorzuschreiben anrieth, welches angenommen und Karl 5 den 28 Jun. erwelet wurde. Fridrichs Nachfolger fanden Ursach seine Wahl zubereuen. Luthers Stilschweigen daurete nicht lange, weil seine Gegner nicht ruheten: Ek zu Ingolstadt insonderheit legte 13 Säze vor, worüber er mit Karlstade öffentlich sich in mündligen Streit einzulaßen begerete. Andreas Bodenstein, von seinem Geburtsorte Karlstadt genant, war ein älterer Amts-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/678
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/678>, abgerufen am 04.07.2024.