von Prag, bei der nachmals verwüsteten Stadt Aust, von Sigismunds Völkern angegriffen wurde, so meistens aus Reuterei bestunden, die aber der Gebürge wegen absteigen muste; so lies Ziska die Schleier der Weiber hinwerfen, daß die Reuter sich mit den Spornen in selbigen verwikkelten und erleichterte sich also seinen ersten Sieg: er bemächtigte sich in dieser Gegend eines Schloßes auf einem felsichten Berge, auf welchem er bei selbigem sein Lager schlug und solches befestigte, woraus eine Stadt erwuchs, die den Namen Tabor oder Lager behielt; daher die strengern Hußiten hernach Taboriten genant wurden: als er nochmals ein Theil von Sigismund Reuterei erleget und tausend Pferde erbeutet hatte, machte er zuerst einige seiner Leute beritten: Da ihn die Prager wieder Sigismunden zuhülfe riefen und ihm ihre Stadt übergaben, so ward des Bekentnißes wegen eine Unterredung angestellet; aber die Prager und ihre Hoheschule, als Calixtiner, verwarfen alle besondern Lehrsäze der Taboriten, jene schrien, man müße nicht von allen Gebräuchen der herschenden Gemeine abgehen, diese behaupteten, man müße keinen Aberglauben dulden: dennoch vereinigten sich diese zweierlei Zeugen wieder ihre gemeinschaftligen Feinde, wie dan die Noth sie dazu trieb. (Die von einem Berge bei Ligniz und Kutenberg benanten Ore-
von Prag, bei der nachmals verwüsteten Stadt Aust, von Sigismunds Völkern angegriffen wurde, so meistens aus Reuterei bestunden, die aber der Gebürge wegen absteigen muste; so lies Ziska die Schleier der Weiber hinwerfen, daß die Reuter sich mit den Spornen in selbigen verwikkelten und erleichterte sich also seinen ersten Sieg: er bemächtigte sich in dieser Gegend eines Schloßes auf einem felsichten Berge, auf welchem er bei selbigem sein Lager schlug und solches befestigte, woraus eine Stadt erwuchs, die den Namen Tabor oder Lager behielt; daher die strengern Hußiten hernach Taboriten genant wurden: als er nochmals ein Theil von Sigismund Reuterei erleget und tausend Pferde erbeutet hatte, machte er zuerst einige seiner Leute beritten: Da ihn die Prager wieder Sigismunden zuhülfe riefen und ihm ihre Stadt übergaben, so ward des Bekentnißes wegen eine Unterredung angestellet; aber die Prager und ihre Hoheschule, als Calixtiner, verwarfen alle besondern Lehrsäze der Taboriten, jene schrien, man müße nicht von allen Gebräuchen der herschenden Gemeine abgehen, diese behaupteten, man müße keinen Aberglauben dulden: dennoch vereinigten sich diese zweierlei Zeugen wieder ihre gemeinschaftligen Feinde, wie dan die Noth sie dazu trieb. (Die von einem Berge bei Ligniz und Kutenberg benanten Ore-
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von Prag, bei der nachmals verwüsteten Stadt Aust, von Sigismunds Völkern angegriffen wurde, so meistens aus Reuterei bestunden, die aber der Gebürge wegen absteigen muste; so lies Ziska die Schleier der Weiber hinwerfen, daß die Reuter sich mit den Spornen in selbigen verwikkelten und erleichterte sich also seinen ersten Sieg: er bemächtigte sich in dieser Gegend eines Schloßes auf einem felsichten Berge, auf welchem er bei selbigem sein Lager schlug und solches befestigte, woraus eine Stadt erwuchs, die den Namen Tabor oder Lager behielt; daher die strengern Hußiten hernach Taboriten genant wurden: als er nochmals ein Theil von Sigismund Reuterei erleget und tausend Pferde erbeutet hatte, machte er zuerst einige seiner Leute beritten: Da ihn die Prager wieder Sigismunden zuhülfe riefen und ihm ihre Stadt übergaben, so ward des Bekentnißes wegen eine Unterredung angestellet; aber die Prager und ihre Hoheschule, als Calixtiner, verwarfen alle besondern Lehrsäze der Taboriten, jene schrien, man müße nicht von allen Gebräuchen der herschenden Gemeine abgehen, diese behaupteten, man müße keinen Aberglauben dulden: dennoch vereinigten sich diese zweierlei Zeugen wieder ihre gemeinschaftligen Feinde, wie dan die Noth sie dazu trieb. (Die von einem Berge bei Ligniz und Kutenberg benanten Ore-
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[584/0596]
von Prag, bei der nachmals verwüsteten Stadt Aust, von Sigismunds Völkern angegriffen wurde, so meistens aus Reuterei bestunden, die aber der Gebürge wegen absteigen muste; so lies Ziska die Schleier der Weiber hinwerfen, daß die Reuter sich mit den Spornen in selbigen verwikkelten und erleichterte sich also seinen ersten Sieg: er bemächtigte sich in dieser Gegend eines Schloßes auf einem felsichten Berge, auf welchem er bei selbigem sein Lager schlug und solches befestigte, woraus eine Stadt erwuchs, die den Namen Tabor oder Lager behielt; daher die strengern Hußiten hernach Taboriten genant wurden: als er nochmals ein Theil von Sigismund Reuterei erleget und tausend Pferde erbeutet hatte, machte er zuerst einige seiner Leute beritten: Da ihn die Prager wieder Sigismunden zuhülfe riefen und ihm ihre Stadt übergaben, so ward des Bekentnißes wegen eine Unterredung angestellet; aber die Prager und ihre Hoheschule, als Calixtiner, verwarfen alle besondern Lehrsäze der Taboriten, jene schrien, man müße nicht von allen Gebräuchen der herschenden Gemeine abgehen, diese behaupteten, man müße keinen Aberglauben dulden: dennoch vereinigten sich diese zweierlei Zeugen wieder ihre gemeinschaftligen Feinde, wie dan die Noth sie dazu trieb. (Die von einem Berge bei Ligniz und Kutenberg benanten Ore-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/596>, abgerufen am 25.11.2024.
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