Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder von des Papstes Almacht: zur Unterdrükkung der Hußiten ward für die Nachforscher und Verfolger den 21 Febr. 14181418 eine ausfürlige Vorschrift aufgesezt und Martin lies den 22 zwei Bullen wieder sie ergehen, in welcher er alle vorigen Verurtheilungen bestätigte und befal, sobald sie als Hußiten entdekket worden, sie ohne weitern Rechtsgang zur Hinrichtung zuübergeben; hingegen bewies er samt seinen Brüdern vielen Kaltsin gegen die Lehre von wilkürlig erlaubter Ermordung strenger Fürsten, worüber bei der Versamlung längst vieles verhandelt worden; Die Franzosen und Polen beschwereten sich über diese Saumseligkeit und leztere beriefen sich deswegen den 26 Febr. vom Papste auf eine künftige Versamlung, welches Verfaren Martin den 6 März verdamte, weil vom Papste keine weitere Berufung stat hatte: als der Winter hingebracht war, machte Martin den 19 Apr. 44 Siz. seinen Entschlus bekant, daß nächstens eine andere Versamlung zu Pavia solte gehalten werden und hob alsdan den 22 Apr. 45 Siz. die jezige Versamlung auf, zu großem Unwillen der Völker und Sigismunds: Die Polen wolten öffentlig ihren Wiederspruch vorbringen, wegen der übergangenen Frage, aber der Papst gebot ihnen ein Stilschweigen bei Strafe des Bannes.

Diese Versamlung hatte drei und ein halbes Jahr gedauret: Die Gemeine der

wieder von des Papstes Almacht: zur Unterdrükkung der Hußiten ward für die Nachforscher und Verfolger den 21 Febr. 14181418 eine ausfürlige Vorschrift aufgesezt und Martin lies den 22 zwei Bullen wieder sie ergehen, in welcher er alle vorigen Verurtheilungen bestätigte und befal, sobald sie als Hußiten entdekket worden, sie ohne weitern Rechtsgang zur Hinrichtung zuübergeben; hingegen bewies er samt seinen Brüdern vielen Kaltsin gegen die Lehre von wilkürlig erlaubter Ermordung strenger Fürsten, worüber bei der Versamlung längst vieles verhandelt worden; Die Franzosen und Polen beschwereten sich über diese Saumseligkeit und leztere beriefen sich deswegen den 26 Febr. vom Papste auf eine künftige Versamlung, welches Verfaren Martin den 6 März verdamte, weil vom Papste keine weitere Berufung stat hatte: als der Winter hingebracht war, machte Martin den 19 Apr. 44 Siz. seinen Entschlus bekant, daß nächstens eine andere Versamlung zu Pavia solte gehalten werden und hob alsdan den 22 Apr. 45 Siz. die jezige Versamlung auf, zu großem Unwillen der Völker und Sigismunds: Die Polen wolten öffentlig ihren Wiederspruch vorbringen, wegen der übergangenen Frage, aber der Papst gebot ihnen ein Stilschweigen bei Strafe des Bannes.

Diese Versamlung hatte drei und ein halbes Jahr gedauret: Die Gemeine der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0588" n="576"/>
wieder von des Papstes Almacht: zur Unterdrükkung der                      Hußiten ward für die Nachforscher und Verfolger den 21 Febr. <note place="left">1418</note>1418 eine ausfürlige Vorschrift aufgesezt und                      Martin lies den 22 zwei Bullen wieder sie ergehen, in welcher er alle vorigen                      Verurtheilungen bestätigte und befal, sobald sie als Hußiten entdekket worden,                      sie ohne weitern Rechtsgang zur Hinrichtung zuübergeben; hingegen bewies er samt                      seinen Brüdern vielen Kaltsin gegen die Lehre von wilkürlig erlaubter Ermordung                      strenger Fürsten, worüber bei der Versamlung längst vieles verhandelt worden;                      Die Franzosen und Polen beschwereten sich über diese Saumseligkeit und leztere                      beriefen sich deswegen den 26 Febr. vom Papste auf eine künftige Versamlung,                      welches Verfaren Martin den 6 März verdamte, weil vom Papste keine weitere                      Berufung stat hatte: als der Winter hingebracht war, machte Martin den 19 Apr.                      44 Siz. seinen Entschlus bekant, daß nächstens eine andere Versamlung zu Pavia                      solte gehalten werden und hob alsdan den 22 Apr. 45 Siz. die jezige Versamlung                      auf, zu großem Unwillen der Völker und Sigismunds: Die Polen wolten öffentlig                      ihren Wiederspruch vorbringen, wegen der übergangenen Frage, aber der Papst                      gebot ihnen ein Stilschweigen bei Strafe des Bannes.</p>
        <p>Diese Versamlung hatte drei und ein halbes Jahr gedauret: Die Gemeine der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[576/0588] wieder von des Papstes Almacht: zur Unterdrükkung der Hußiten ward für die Nachforscher und Verfolger den 21 Febr. 1418 eine ausfürlige Vorschrift aufgesezt und Martin lies den 22 zwei Bullen wieder sie ergehen, in welcher er alle vorigen Verurtheilungen bestätigte und befal, sobald sie als Hußiten entdekket worden, sie ohne weitern Rechtsgang zur Hinrichtung zuübergeben; hingegen bewies er samt seinen Brüdern vielen Kaltsin gegen die Lehre von wilkürlig erlaubter Ermordung strenger Fürsten, worüber bei der Versamlung längst vieles verhandelt worden; Die Franzosen und Polen beschwereten sich über diese Saumseligkeit und leztere beriefen sich deswegen den 26 Febr. vom Papste auf eine künftige Versamlung, welches Verfaren Martin den 6 März verdamte, weil vom Papste keine weitere Berufung stat hatte: als der Winter hingebracht war, machte Martin den 19 Apr. 44 Siz. seinen Entschlus bekant, daß nächstens eine andere Versamlung zu Pavia solte gehalten werden und hob alsdan den 22 Apr. 45 Siz. die jezige Versamlung auf, zu großem Unwillen der Völker und Sigismunds: Die Polen wolten öffentlig ihren Wiederspruch vorbringen, wegen der übergangenen Frage, aber der Papst gebot ihnen ein Stilschweigen bei Strafe des Bannes. 1418 Diese Versamlung hatte drei und ein halbes Jahr gedauret: Die Gemeine der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/588
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/588>, abgerufen am 01.06.2024.