Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Ausschweifungen der gottesdienstligen Leute geeifert hätte, welche die den Bethäusern und Armen gewitmeten Güter auf Pracht, Unzucht und Schwelgen verwendeten, daher diese sowol, als jene ihnen seind worden: das alles war überzeugend, nam die Gemüther für ihn ein und erregte ein ungesuchtes Mitleiden: nur hätte man erwartet, er würde seiner Feler wegen um Gnade bitten, stat über Hußens Lob, wie er that, sich auszubreiten: aber ohne zugestehen, daß er geirret hätte, und ohne wegen falscher Beschuldigungen wiederrufen zuwollen fur er fort, erzelete, daß er Huß nach Costniz zugehen gerathen, versprochen ihm dahin zufolgen und gemeinet, sie wolten daselbst ihre Unschuld vor einer großen Menge an den Tag legen; da er Hußens Gefangenschaft bereits gewust, sei er gekommen, doch auf Anrathen großer Leute, welche besorgt er möchte eingezogen werden, sogleich in ein drei Stunden entlegenes Flekken entwichen, habe sich fünf Tage daselbst aufgehalten und an den römischen König eine Schrift gerichtet, wovon häufige Abschriften in Costniz angeschlagen worden, des Inhalts, daß Huße gros Unrecht wiederfüre, der mit einem Sicherheitsbriefe gekommen, nach deßen Laute auch ein Ungläubiger hätte müßen gesichert sein; ohne die Antwort mündlig oder schriftlig zu empfangen, habe er den Rükweg nach Bömen genommen und sei

Ausschweifungen der gottesdienstligen Leute geeifert hätte, welche die den Bethäusern und Armen gewitmeten Güter auf Pracht, Unzucht und Schwelgen verwendeten, daher diese sowol, als jene ihnen seind worden: das alles war überzeugend, nam die Gemüther für ihn ein und erregte ein ungesuchtes Mitleiden: nur hätte man erwartet, er würde seiner Feler wegen um Gnade bitten, stat über Hußens Lob, wie er that, sich auszubreiten: aber ohne zugestehen, daß er geirret hätte, und ohne wegen falscher Beschuldigungen wiederrufen zuwollen fur er fort, erzelete, daß er Huß nach Costniz zugehen gerathen, versprochen ihm dahin zufolgen und gemeinet, sie wolten daselbst ihre Unschuld vor einer großen Menge an den Tag legen; da er Hußens Gefangenschaft bereits gewust, sei er gekommen, doch auf Anrathen großer Leute, welche besorgt er möchte eingezogen werden, sogleich in ein drei Stunden entlegenes Flekken entwichen, habe sich fünf Tage daselbst aufgehalten und an den römischen König eine Schrift gerichtet, wovon häufige Abschriften in Costniz angeschlagen worden, des Inhalts, daß Huße gros Unrecht wiederfüre, der mit einem Sicherheitsbriefe gekommen, nach deßen Laute auch ein Ungläubiger hätte müßen gesichert sein; ohne die Antwort mündlig oder schriftlig zu empfangen, habe er den Rükweg nach Bömen genommen und sei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0583" n="571"/>
Ausschweifungen der gottesdienstligen Leute geeifert hätte, welche                      die den Bethäusern und Armen gewitmeten Güter auf Pracht, Unzucht und Schwelgen                      verwendeten, daher diese sowol, als jene ihnen seind worden: das alles war                      überzeugend, nam die Gemüther für ihn ein und erregte ein ungesuchtes Mitleiden:                      nur hätte man erwartet, er würde seiner Feler wegen um Gnade bitten, stat über                      Hußens Lob, wie er that, sich auszubreiten: aber ohne zugestehen, daß er geirret                      hätte, und ohne wegen falscher Beschuldigungen wiederrufen zuwollen fur er fort,                      erzelete, daß er Huß nach Costniz zugehen gerathen, versprochen ihm dahin                      zufolgen und gemeinet, sie wolten daselbst ihre Unschuld vor einer großen Menge                      an den Tag legen; da er Hußens Gefangenschaft bereits gewust, sei er gekommen,                      doch auf Anrathen großer Leute, welche besorgt er möchte eingezogen werden,                      sogleich in ein drei Stunden entlegenes Flekken entwichen, habe sich fünf Tage                      daselbst aufgehalten und an den römischen König eine Schrift gerichtet, wovon                      häufige Abschriften in Costniz angeschlagen worden, des Inhalts, daß Huße gros                      Unrecht wiederfüre, der mit einem Sicherheitsbriefe gekommen, nach deßen Laute                      auch ein Ungläubiger hätte müßen gesichert sein; ohne die Antwort mündlig oder                      schriftlig zu empfangen, habe er den Rükweg nach Bömen genommen und sei
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[571/0583] Ausschweifungen der gottesdienstligen Leute geeifert hätte, welche die den Bethäusern und Armen gewitmeten Güter auf Pracht, Unzucht und Schwelgen verwendeten, daher diese sowol, als jene ihnen seind worden: das alles war überzeugend, nam die Gemüther für ihn ein und erregte ein ungesuchtes Mitleiden: nur hätte man erwartet, er würde seiner Feler wegen um Gnade bitten, stat über Hußens Lob, wie er that, sich auszubreiten: aber ohne zugestehen, daß er geirret hätte, und ohne wegen falscher Beschuldigungen wiederrufen zuwollen fur er fort, erzelete, daß er Huß nach Costniz zugehen gerathen, versprochen ihm dahin zufolgen und gemeinet, sie wolten daselbst ihre Unschuld vor einer großen Menge an den Tag legen; da er Hußens Gefangenschaft bereits gewust, sei er gekommen, doch auf Anrathen großer Leute, welche besorgt er möchte eingezogen werden, sogleich in ein drei Stunden entlegenes Flekken entwichen, habe sich fünf Tage daselbst aufgehalten und an den römischen König eine Schrift gerichtet, wovon häufige Abschriften in Costniz angeschlagen worden, des Inhalts, daß Huße gros Unrecht wiederfüre, der mit einem Sicherheitsbriefe gekommen, nach deßen Laute auch ein Ungläubiger hätte müßen gesichert sein; ohne die Antwort mündlig oder schriftlig zu empfangen, habe er den Rükweg nach Bömen genommen und sei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/583
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/583>, abgerufen am 27.07.2024.