Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Sigismunde geschah, von welchen die Könige und beiden andern Päpste besonders dazu geladen wurden. Vom Ladislav konte die Ausfürung des Vorhabens nicht gehindert werden; da er 1414 Florenz belagerte,1414 starb er vor selbiger Stadt am Gifte den 6 Aug: seine Schwester Johanna 2, welche das neapolitanische Reich erbte, glich an Sitten der ersten Johanne. Der Papst Johan 23 hätte nun wünschen mögen, daß keine Versamlung wäre angesezet gewesen, hatte aber viel Zutrauen zu sich selbst und seinen zu Pisa gelungenen Künsten, ging also den 6 Octob. mit großem Gepränge von Bononien ab, brachte zu Meran den 15 Octob. den Herzog Fridrich von Oesterreich, der Tyrol besas, auf seine Seite, daß dieser im Nothfalle ihn retten solte und hielt einen prächtigen Einzug zu Costniz, den 28 Oct. wohin die Versamlung auf den 1 Nov. ausgeschrieben war. Huß war auch dahin geladen und hatte von Sigismunde einen Geleitsbrief erhalten, daß er daselbst sicher sein, bleiben und von da zurük reisen solte, auf welches Versprechen er den 3 Novemb. ankam, nebst denen, die von den bömischen Ständen ihm zum Beistande mitgegeben waren. Die Versamlung wurde bis zum 5 Novemb. verschoben, alsdan zwar mit Gebräuchen des vermeinten Gottesdienstes eröfnet, aber die öffentlige Sizung weiter verschoben, inzwischen in besondern Zusammenkünf-

Sigismunde geschah, von welchen die Könige und beiden andern Päpste besonders dazu geladen wurden. Vom Ladislav konte die Ausfürung des Vorhabens nicht gehindert werden; da er 1414 Florenz belagerte,1414 starb er vor selbiger Stadt am Gifte den 6 Aug: seine Schwester Johanna 2, welche das neapolitanische Reich erbte, glich an Sitten der ersten Johanne. Der Papst Johan 23 hätte nun wünschen mögen, daß keine Versamlung wäre angesezet gewesen, hatte aber viel Zutrauen zu sich selbst und seinen zu Pisa gelungenen Künsten, ging also den 6 Octob. mit großem Gepränge von Bononien ab, brachte zu Meran den 15 Octob. den Herzog Fridrich von Oesterreich, der Tyrol besas, auf seine Seite, daß dieser im Nothfalle ihn retten solte und hielt einen prächtigen Einzug zu Costniz, den 28 Oct. wohin die Versamlung auf den 1 Nov. ausgeschrieben war. Huß war auch dahin geladen und hatte von Sigismunde einen Geleitsbrief erhalten, daß er daselbst sicher sein, bleiben und von da zurük reisen solte, auf welches Versprechen er den 3 Novemb. ankam, nebst denen, die von den bömischen Ständen ihm zum Beistande mitgegeben waren. Die Versamlung wurde bis zum 5 Novemb. verschoben, alsdan zwar mit Gebräuchen des vermeinten Gottesdienstes eröfnet, aber die öffentlige Sizung weiter verschoben, inzwischen in besondern Zusammenkünf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0561" n="549"/>
Sigismunde geschah, von welchen die Könige und beiden andern Päpste besonders                      dazu geladen wurden. Vom Ladislav konte die Ausfürung des Vorhabens nicht                      gehindert werden; da er 1414 Florenz belagerte,<note place="right">1414</note> starb er vor selbiger Stadt am Gifte den 6 Aug: seine Schwester                      Johanna 2, welche das neapolitanische Reich erbte, glich an Sitten der ersten                      Johanne. Der Papst Johan 23 hätte nun wünschen mögen, daß keine Versamlung wäre                      angesezet gewesen, hatte aber viel Zutrauen zu sich selbst und seinen zu Pisa                      gelungenen Künsten, ging also den 6 Octob. mit großem Gepränge von Bononien ab,                      brachte zu Meran den 15 Octob. den Herzog Fridrich von Oesterreich, der Tyrol                      besas, auf seine Seite, daß dieser im Nothfalle ihn retten solte und hielt einen                      prächtigen Einzug zu Costniz, den 28 Oct. wohin die Versamlung auf den 1 Nov.                      ausgeschrieben war. Huß war auch dahin geladen und hatte von Sigismunde einen                      Geleitsbrief erhalten, daß er daselbst sicher sein, bleiben und von da zurük                      reisen solte, auf welches Versprechen er den 3 Novemb. ankam, nebst denen, die                      von den bömischen Ständen ihm zum Beistande mitgegeben waren. Die Versamlung                      wurde bis zum 5 Novemb. verschoben, alsdan zwar mit Gebräuchen des vermeinten                      Gottesdienstes eröfnet, aber die öffentlige Sizung weiter verschoben, inzwischen                      in besondern Zusammenkünf-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0561] Sigismunde geschah, von welchen die Könige und beiden andern Päpste besonders dazu geladen wurden. Vom Ladislav konte die Ausfürung des Vorhabens nicht gehindert werden; da er 1414 Florenz belagerte, starb er vor selbiger Stadt am Gifte den 6 Aug: seine Schwester Johanna 2, welche das neapolitanische Reich erbte, glich an Sitten der ersten Johanne. Der Papst Johan 23 hätte nun wünschen mögen, daß keine Versamlung wäre angesezet gewesen, hatte aber viel Zutrauen zu sich selbst und seinen zu Pisa gelungenen Künsten, ging also den 6 Octob. mit großem Gepränge von Bononien ab, brachte zu Meran den 15 Octob. den Herzog Fridrich von Oesterreich, der Tyrol besas, auf seine Seite, daß dieser im Nothfalle ihn retten solte und hielt einen prächtigen Einzug zu Costniz, den 28 Oct. wohin die Versamlung auf den 1 Nov. ausgeschrieben war. Huß war auch dahin geladen und hatte von Sigismunde einen Geleitsbrief erhalten, daß er daselbst sicher sein, bleiben und von da zurük reisen solte, auf welches Versprechen er den 3 Novemb. ankam, nebst denen, die von den bömischen Ständen ihm zum Beistande mitgegeben waren. Die Versamlung wurde bis zum 5 Novemb. verschoben, alsdan zwar mit Gebräuchen des vermeinten Gottesdienstes eröfnet, aber die öffentlige Sizung weiter verschoben, inzwischen in besondern Zusammenkünf- 1414

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/561
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/561>, abgerufen am 23.06.2024.