Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

scheidung aller Streitigkeiten über die Reichsfolge und Eintheilung der Länder zugeeignet; den Bischöfen hingegen der Gehorsam gegen alle päpstlige Befele auferleget und anbefolen: alles mit Karls 2 Beistimmung, der jezt als Kaiser dem Papste gefällig war und allen Wiederspruch Hinkmars von Rheims und anderer Bischöfe verwarf. Unterdes verschied Ludwig der teutsche 876 und sein zweiter Sohn, Ludwig von Ostfranken trieb den Kaiser Karl 2 zurük, der sich eines Theils auch von dieser Erbschaft bemächtigen wolte: Der älteste Sohn, 877Karlman von Baiern, unternam 877 einen Zug nach Italien, als Karl 2 daselbst angelanget und ihm der Papst nach Pavia entgegen gekommen war; von wannen sie beide bei solchem Einbruche, die Flucht ergriffen, auf welcher der Kaiser Karl starb. Lambert und Berengar, welche Karl 2 zu Herzogen von Spoleto und Friaul gemacht hatte, unterwarfen sich Karlmanne: Der Popst gab den Schein, als ob er geneigt sei selbigen zum Kaiser zuerklären; als aber 878Lambert 878 für Karlmannen Besiz von Rom nam, ohne sich durch päpstligen Ban abhalten zulaßen und nun der Papst gezwungen werden solte Karlmanne sein Versprechen zuhalten, entwich er zu Schiffe nach Frankreich, versprach die königlige Würde dem Herzoge Boso zu Arelat, welchen Kaiser Karl 2 über Provence gesezet hatte, und be-

scheidung aller Streitigkeiten über die Reichsfolge und Eintheilung der Länder zugeeignet; den Bischöfen hingegen der Gehorsam gegen alle päpstlige Befele auferleget und anbefolen: alles mit Karls 2 Beistimmung, der jezt als Kaiser dem Papste gefällig war und allen Wiederspruch Hinkmars von Rheims und anderer Bischöfe verwarf. Unterdes verschied Ludwig der teutsche 876 und sein zweiter Sohn, Ludwig von Ostfranken trieb den Kaiser Karl 2 zurük, der sich eines Theils auch von dieser Erbschaft bemächtigen wolte: Der älteste Sohn, 877Karlman von Baiern, unternam 877 einen Zug nach Italien, als Karl 2 daselbst angelanget und ihm der Papst nach Pavia entgegen gekommen war; von wannen sie beide bei solchem Einbruche, die Flucht ergriffen, auf welcher der Kaiser Karl starb. Lambert und Berengar, welche Karl 2 zu Herzogen von Spoleto und Friaul gemacht hatte, unterwarfen sich Karlmanne: Der Popst gab den Schein, als ob er geneigt sei selbigen zum Kaiser zuerklären; als aber 878Lambert 878 für Karlmannen Besiz von Rom nam, ohne sich durch päpstligen Ban abhalten zulaßen und nun der Papst gezwungen werden solte Karlmanne sein Versprechen zuhalten, entwich er zu Schiffe nach Frankreich, versprach die königlige Würde dem Herzoge Boso zu Arelat, welchen Kaiser Karl 2 über Provence gesezet hatte, und be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0306" n="294"/>
scheidung aller Streitigkeiten über die Reichsfolge und Eintheilung der                      Länder zugeeignet; den Bischöfen hingegen der Gehorsam gegen alle päpstlige                      Befele auferleget und anbefolen: alles mit Karls 2 Beistimmung, der jezt als                      Kaiser dem Papste gefällig war und allen Wiederspruch Hinkmars von Rheims und                      anderer Bischöfe verwarf. Unterdes verschied Ludwig der teutsche 876 und sein                      zweiter Sohn, Ludwig von Ostfranken trieb den Kaiser Karl 2 zurük, der sich                      eines Theils auch von dieser Erbschaft bemächtigen wolte: Der älteste Sohn,                          <note place="left">877</note>Karlman von Baiern, unternam 877 einen                      Zug nach Italien, als Karl 2 daselbst angelanget und ihm der Papst nach Pavia                      entgegen gekommen war; von wannen sie beide bei solchem Einbruche, die Flucht                      ergriffen, auf welcher der Kaiser Karl starb. Lambert und Berengar, welche Karl                      2 zu Herzogen von Spoleto und Friaul gemacht hatte, unterwarfen sich Karlmanne:                      Der Popst gab den Schein, als ob er geneigt sei selbigen zum Kaiser zuerklären;                      als aber <note place="left">878</note>Lambert 878 für Karlmannen Besiz                      von Rom nam, ohne sich durch päpstligen Ban abhalten zulaßen und nun der Papst                      gezwungen werden solte Karlmanne sein Versprechen zuhalten, entwich er zu                      Schiffe nach Frankreich, versprach die königlige Würde dem Herzoge Boso zu                      Arelat, welchen Kaiser Karl 2 über Provence gesezet hatte, und be-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0306] scheidung aller Streitigkeiten über die Reichsfolge und Eintheilung der Länder zugeeignet; den Bischöfen hingegen der Gehorsam gegen alle päpstlige Befele auferleget und anbefolen: alles mit Karls 2 Beistimmung, der jezt als Kaiser dem Papste gefällig war und allen Wiederspruch Hinkmars von Rheims und anderer Bischöfe verwarf. Unterdes verschied Ludwig der teutsche 876 und sein zweiter Sohn, Ludwig von Ostfranken trieb den Kaiser Karl 2 zurük, der sich eines Theils auch von dieser Erbschaft bemächtigen wolte: Der älteste Sohn, Karlman von Baiern, unternam 877 einen Zug nach Italien, als Karl 2 daselbst angelanget und ihm der Papst nach Pavia entgegen gekommen war; von wannen sie beide bei solchem Einbruche, die Flucht ergriffen, auf welcher der Kaiser Karl starb. Lambert und Berengar, welche Karl 2 zu Herzogen von Spoleto und Friaul gemacht hatte, unterwarfen sich Karlmanne: Der Popst gab den Schein, als ob er geneigt sei selbigen zum Kaiser zuerklären; als aber Lambert 878 für Karlmannen Besiz von Rom nam, ohne sich durch päpstligen Ban abhalten zulaßen und nun der Papst gezwungen werden solte Karlmanne sein Versprechen zuhalten, entwich er zu Schiffe nach Frankreich, versprach die königlige Würde dem Herzoge Boso zu Arelat, welchen Kaiser Karl 2 über Provence gesezet hatte, und be- 877 878

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/306
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/306>, abgerufen am 22.11.2024.