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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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schon damals der Papst alle Gewalt in Händen; also kan man das neubefestigte Reich für die achte römische Verfaßung rechnen, oder auch, mit Inbegriffe der vorhergehenden Zwischenzeit für die siebente. Zehen Oberherren herschten damals in den römischen Ländern, zehen Könige unterwarfen allmälig ihre Gewalt dem römischen Stule: darum erschienen an diesem neuen Thiere die Hörner mit Kronen, zu einigem Unterscheide von dem Drachen, der dieselben auf den Häuptern trug.

Bei diesem Zustande kam nun ein geringes Yberbleibsel des alten römischen Reichs nicht mehr in Betrachtung; der altheidnische Gözendienst ward in die entlegern Länder des Erdbodens eingeschränket, nachdem in der Verehrung neuer Heiligen und ihrer Bilder ein anders Heidenthum entstanden; der gewafnete Arm kriegerischer Fürsten drohete nicht mehr mit ungemäßigter Gewalt, weil sie von ihrem Grossen, ihrem Volke und ihrer Länder Verfaßung, auch über dieses durch eine für geistlig und götlig angesehene höhere Gewalt eingeschränket wurden; der Drache trat also ab vom Schauplaze, wie geschrieben stehet 20, 1. 3: Ich sah vom Himmel herabsteigen einen götligen Boten welcher den Schlüßel zum Abgrunde und eine große Kette in seiner Hand hatte, der grif den Drachen, die alte Schlange, welches der Verwirret und Wie-

schon damals der Papst alle Gewalt in Händen; also kan man das neubefestigte Reich für die achte römische Verfaßung rechnen, oder auch, mit Inbegriffe der vorhergehenden Zwischenzeit für die siebente. Zehen Oberherren herschten damals in den römischen Ländern, zehen Könige unterwarfen allmälig ihre Gewalt dem römischen Stule: darum erschienen an diesem neuen Thiere die Hörner mit Kronen, zu einigem Unterscheide von dem Drachen, der dieselben auf den Häuptern trug.

Bei diesem Zustande kam nun ein geringes Yberbleibsel des alten römischen Reichs nicht mehr in Betrachtung; der altheidnische Gözendienst ward in die entlegern Länder des Erdbodens eingeschränket, nachdem in der Verehrung neuer Heiligen und ihrer Bilder ein anders Heidenthum entstanden; der gewafnete Arm kriegerischer Fürsten drohete nicht mehr mit ungemäßigter Gewalt, weil sie von ihrem Grossen, ihrem Volke und ihrer Länder Verfaßung, auch über dieses durch eine für geistlig und götlig angesehene höhere Gewalt eingeschränket wurden; der Drache trat also ab vom Schauplaze, wie geschrieben stehet 20, 1. 3: Ich sah vom Himmel herabsteigen einen götligen Boten welcher den Schlüßel zum Abgrunde und eine große Kette in seiner Hand hatte, der grif den Drachen, die alte Schlange, welches der Verwirret und Wie-

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[236/0248] schon damals der Papst alle Gewalt in Händen; also kan man das neubefestigte Reich für die achte römische Verfaßung rechnen, oder auch, mit Inbegriffe der vorhergehenden Zwischenzeit für die siebente. Zehen Oberherren herschten damals in den römischen Ländern, zehen Könige unterwarfen allmälig ihre Gewalt dem römischen Stule: darum erschienen an diesem neuen Thiere die Hörner mit Kronen, zu einigem Unterscheide von dem Drachen, der dieselben auf den Häuptern trug. Bei diesem Zustande kam nun ein geringes Yberbleibsel des alten römischen Reichs nicht mehr in Betrachtung; der altheidnische Gözendienst ward in die entlegern Länder des Erdbodens eingeschränket, nachdem in der Verehrung neuer Heiligen und ihrer Bilder ein anders Heidenthum entstanden; der gewafnete Arm kriegerischer Fürsten drohete nicht mehr mit ungemäßigter Gewalt, weil sie von ihrem Grossen, ihrem Volke und ihrer Länder Verfaßung, auch über dieses durch eine für geistlig und götlig angesehene höhere Gewalt eingeschränket wurden; der Drache trat also ab vom Schauplaze, wie geschrieben stehet 20, 1. 3: Ich sah vom Himmel herabsteigen einen götligen Boten welcher den Schlüßel zum Abgrunde und eine große Kette in seiner Hand hatte, der grif den Drachen, die alte Schlange, welches der Verwirret und Wie-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/248>, abgerufen am 02.05.2024.