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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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Botmäßigkeit waren auch dieses wichtige Stükke, worauf bei solcher AEnderung stark gedrungen wurde, daß das Osterfest solte zu gleicher Zeit mit Rom gefeiret und nicht vorn am Kopfe, sondern auf Römische Weise mitten auf demselben den Kirchendienern das Haar beschnitten werden; den alles muste römisch sein. Die Zusäze waren mannigfaltig, die der Stul zu Rom für so nothwendig als das Christenthum selbst, welches dadurch verdunkelt ward, erklärete: Dazu kamen die Bilder, so zuerst am Ende des vierten Jahrhunders hin und wieder in die Gotteshäuser gesezet waren, welcher Misbrauch zunam und bald in Abgötterei ausschlug, ohngeachtet alles Wiederspruches vernünftiger und frommer Leute; man verteidigte sie mit einem altheidnischen Behelfe, unter dem Vorwande, daß sie den Einfältigen zum Unterrichte dieneten, die daraus lernen könten, was sie anbeten solten und daran erinnert würden, ohne die Bilder selbst anzubeten: es äuserte sich indes nunmehr der abgöttische Misbrauch offenbar und ein Bischof zu Marseilles, der solches bemerkte, hielt fürs dienligste alle Bilder aus den Kirchen zuwersen: allein Gregorius tadelte solchen Eifer 601 mit Anfürung des alten Befehls der Heiden vom Unterrichte der Unwißenden. Schwaches Erkentnis leuchtet aus Gregorii Verfaren allenthalben hervor und entschuldiget es zum theile: am schwersten ist aber das zuent-

Botmäßigkeit waren auch dieses wichtige Stükke, worauf bei solcher AEnderung stark gedrungen wurde, daß das Osterfest solte zu gleicher Zeit mit Rom gefeiret und nicht vorn am Kopfe, sondern auf Römische Weise mitten auf demselben den Kirchendienern das Haar beschnitten werden; den alles muste römisch sein. Die Zusäze waren mannigfaltig, die der Stul zu Rom für so nothwendig als das Christenthum selbst, welches dadurch verdunkelt ward, erklärete: Dazu kamen die Bilder, so zuerst am Ende des vierten Jahrhunders hin und wieder in die Gotteshäuser gesezet waren, welcher Misbrauch zunam und bald in Abgötterei ausschlug, ohngeachtet alles Wiederspruches vernünftiger und frommer Leute; man verteidigte sie mit einem altheidnischen Behelfe, unter dem Vorwande, daß sie den Einfältigen zum Unterrichte dieneten, die daraus lernen könten, was sie anbeten solten und daran erinnert würden, ohne die Bilder selbst anzubeten: es äuserte sich indes nunmehr der abgöttische Misbrauch offenbar und ein Bischof zu Marseilles, der solches bemerkte, hielt fürs dienligste alle Bilder aus den Kirchen zuwersen: allein Gregorius tadelte solchen Eifer 601 mit Anfürung des alten Befehls der Heiden vom Unterrichte der Unwißenden. Schwaches Erkentnis leuchtet aus Gregorii Verfaren allenthalben hervor und entschuldiget es zum theile: am schwersten ist aber das zuent-

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Botmäßigkeit waren auch dieses wichtige Stükke,                      worauf bei solcher AEnderung stark gedrungen wurde, daß das Osterfest solte zu                      gleicher Zeit mit Rom gefeiret und nicht vorn am Kopfe, sondern auf Römische                      Weise mitten auf demselben den Kirchendienern das Haar beschnitten werden; den                      alles muste römisch sein. Die Zusäze waren mannigfaltig, die der Stul zu Rom für                      so nothwendig als das Christenthum selbst, welches dadurch verdunkelt ward,                      erklärete: Dazu kamen die Bilder, so zuerst am Ende des vierten Jahrhunders hin                      und wieder in die Gotteshäuser gesezet waren, welcher Misbrauch zunam und bald                      in Abgötterei ausschlug, ohngeachtet alles Wiederspruches vernünftiger und                      frommer Leute; man verteidigte sie mit einem altheidnischen Behelfe, unter dem                      Vorwande, daß sie den Einfältigen zum Unterrichte dieneten, die daraus lernen                      könten, was sie anbeten solten und daran erinnert würden, ohne die Bilder selbst                      anzubeten: es äuserte sich indes nunmehr der abgöttische Misbrauch offenbar und                      ein Bischof zu Marseilles, der solches bemerkte, hielt fürs dienligste alle                      Bilder aus den Kirchen zuwersen: allein Gregorius tadelte solchen Eifer 601 mit                      Anfürung des alten Befehls der Heiden vom Unterrichte der Unwißenden. Schwaches                      Erkentnis leuchtet aus Gregorii Verfaren allenthalben hervor und entschuldiget                      es zum theile: am schwersten ist aber das zuent-
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[180/0192] Botmäßigkeit waren auch dieses wichtige Stükke, worauf bei solcher AEnderung stark gedrungen wurde, daß das Osterfest solte zu gleicher Zeit mit Rom gefeiret und nicht vorn am Kopfe, sondern auf Römische Weise mitten auf demselben den Kirchendienern das Haar beschnitten werden; den alles muste römisch sein. Die Zusäze waren mannigfaltig, die der Stul zu Rom für so nothwendig als das Christenthum selbst, welches dadurch verdunkelt ward, erklärete: Dazu kamen die Bilder, so zuerst am Ende des vierten Jahrhunders hin und wieder in die Gotteshäuser gesezet waren, welcher Misbrauch zunam und bald in Abgötterei ausschlug, ohngeachtet alles Wiederspruches vernünftiger und frommer Leute; man verteidigte sie mit einem altheidnischen Behelfe, unter dem Vorwande, daß sie den Einfältigen zum Unterrichte dieneten, die daraus lernen könten, was sie anbeten solten und daran erinnert würden, ohne die Bilder selbst anzubeten: es äuserte sich indes nunmehr der abgöttische Misbrauch offenbar und ein Bischof zu Marseilles, der solches bemerkte, hielt fürs dienligste alle Bilder aus den Kirchen zuwersen: allein Gregorius tadelte solchen Eifer 601 mit Anfürung des alten Befehls der Heiden vom Unterrichte der Unwißenden. Schwaches Erkentnis leuchtet aus Gregorii Verfaren allenthalben hervor und entschuldiget es zum theile: am schwersten ist aber das zuent-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/192>, abgerufen am 23.11.2024.