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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 17te März.
du solst leben; bist du denn gewiß, daß du nach zehn Jahre[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
noch eben so denken wirst, wie heut? Und wenn du noch [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
denkest, wirst du alsdann deinen Pflichten mehr eine Genüge[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
wie heut? O! täusche dich doch nicht länger! Verheel dir deine[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
liche Armut nicht! Sorge für deine Seele! schmücke sie mit[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Kleide der Gerechtigkeit, und samle Schätze, die ewig wä[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Adel ist Schande, wenn der Himmel ihn nicht ertheilet oder b[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
tigt. Alle Erdgüter sind gefährliche falsche Münze, wem[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
die Tugend nicht stempelt.

Der Zöllner gieng gerechtfertiget in sein Haus: wehe d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
der nicht gerechtfertiget in sein Grab gehet! Sein Bekentniß
Sünden war dem Herrn angenehm: und Greuel ist es, sich [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ihm rechtfertigen zu wollen!

O! so bekenne ich denn meine Sünden, und verheele mei[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Armut nicht! Verzeih, o Vater! um Christi willen die Sünde[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
meiner Jugend und meines reifern Alters! Werden mir mein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Pflichten schwer, so unterstütz mich mit deiner Kraft! Kan ich[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nicht ohne Fehltritt auf deinem Pfade wandeln, so strafe mich dein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Geist, und erhalte mich dir! Laß mein Gewissen hier laute reden,
auf daß es dorten schweigen möge! Vorsetzliche Sünden wend in
Gnaden ab: Schwachheitssünden aber stell mir unter die Augen,
auf daß mir deren keine unbemerkt entwische! Lehr mich, o All-
gütigster! meine Blösse einsehen und meine Mängel erkennen!
Lehr, daß selbst das Wollen des Guten ein Geschenk deines Gei-
stes sey; daß die besten meiner Werke Spreu, und meine Ver-
dienste nichts sind vor dir!

Ja, Herr! lehr mich thun nach deinem Wohlgefallen: so
werde ich dein leben und dein sterben. Und so werde ich, wenn
du in dieser Nacht über mich gebieten soltest, so willig als bereit
seyn, vor dir zu stehen! Jedoch, ich Armer! wie viel fehlet mir
nicht noch, diesen Schritt als ein Held zu thun!

Der

Der 17te Maͤrz.
du ſolſt leben; biſt du denn gewiß, daß du nach zehn Jahre[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
noch eben ſo denken wirſt, wie heut? Und wenn du noch [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
denkeſt, wirſt du alsdann deinen Pflichten mehr eine Genuͤge[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
wie heut? O! taͤuſche dich doch nicht laͤnger! Verheel dir deine[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
liche Armut nicht! Sorge fuͤr deine Seele! ſchmuͤcke ſie mit[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Kleide der Gerechtigkeit, und ſamle Schaͤtze, die ewig waͤ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Adel iſt Schande, wenn der Himmel ihn nicht ertheilet oder b[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
tigt. Alle Erdguͤter ſind gefaͤhrliche falſche Muͤnze, wem[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
die Tugend nicht ſtempelt.

Der Zoͤllner gieng gerechtfertiget in ſein Haus: wehe d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
der nicht gerechtfertiget in ſein Grab gehet! Sein Bekentniß
Suͤnden war dem Herrn angenehm: und Greuel iſt es, ſich [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ihm rechtfertigen zu wollen!

O! ſo bekenne ich denn meine Suͤnden, und verheele mei[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Armut nicht! Verzeih, o Vater! um Chriſti willen die Suͤnde[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
meiner Jugend und meines reifern Alters! Werden mir mein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Pflichten ſchwer, ſo unterſtuͤtz mich mit deiner Kraft! Kan ich[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nicht ohne Fehltritt auf deinem Pfade wandeln, ſo ſtrafe mich dein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Geiſt, und erhalte mich dir! Laß mein Gewiſſen hier laute reden,
auf daß es dorten ſchweigen moͤge! Vorſetzliche Suͤnden wend in
Gnaden ab: Schwachheitsſuͤnden aber ſtell mir unter die Augen,
auf daß mir deren keine unbemerkt entwiſche! Lehr mich, o All-
guͤtigſter! meine Bloͤſſe einſehen und meine Maͤngel erkennen!
Lehr, daß ſelbſt das Wollen des Guten ein Geſchenk deines Gei-
ſtes ſey; daß die beſten meiner Werke Spreu, und meine Ver-
dienſte nichts ſind vor dir!

Ja, Herr! lehr mich thun nach deinem Wohlgefallen: ſo
werde ich dein leben und dein ſterben. Und ſo werde ich, wenn
du in dieſer Nacht uͤber mich gebieten ſolteſt, ſo willig als bereit
ſeyn, vor dir zu ſtehen! Jedoch, ich Armer! wie viel fehlet mir
nicht noch, dieſen Schritt als ein Held zu thun!

Der
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[160[190]/0197] Der 17te Maͤrz. du ſolſt leben; biſt du denn gewiß, daß du nach zehn Jahre_ noch eben ſo denken wirſt, wie heut? Und wenn du noch _ denkeſt, wirſt du alsdann deinen Pflichten mehr eine Genuͤge_ wie heut? O! taͤuſche dich doch nicht laͤnger! Verheel dir deine_ liche Armut nicht! Sorge fuͤr deine Seele! ſchmuͤcke ſie mit_ Kleide der Gerechtigkeit, und ſamle Schaͤtze, die ewig waͤ_ Adel iſt Schande, wenn der Himmel ihn nicht ertheilet oder b_ tigt. Alle Erdguͤter ſind gefaͤhrliche falſche Muͤnze, wem_ die Tugend nicht ſtempelt. Der Zoͤllner gieng gerechtfertiget in ſein Haus: wehe d_ der nicht gerechtfertiget in ſein Grab gehet! Sein Bekentniß Suͤnden war dem Herrn angenehm: und Greuel iſt es, ſich _ ihm rechtfertigen zu wollen! O! ſo bekenne ich denn meine Suͤnden, und verheele mei_ Armut nicht! Verzeih, o Vater! um Chriſti willen die Suͤnde_ meiner Jugend und meines reifern Alters! Werden mir mein_ Pflichten ſchwer, ſo unterſtuͤtz mich mit deiner Kraft! Kan ich_ nicht ohne Fehltritt auf deinem Pfade wandeln, ſo ſtrafe mich dein_ Geiſt, und erhalte mich dir! Laß mein Gewiſſen hier laute reden, auf daß es dorten ſchweigen moͤge! Vorſetzliche Suͤnden wend in Gnaden ab: Schwachheitsſuͤnden aber ſtell mir unter die Augen, auf daß mir deren keine unbemerkt entwiſche! Lehr mich, o All- guͤtigſter! meine Bloͤſſe einſehen und meine Maͤngel erkennen! Lehr, daß ſelbſt das Wollen des Guten ein Geſchenk deines Gei- ſtes ſey; daß die beſten meiner Werke Spreu, und meine Ver- dienſte nichts ſind vor dir! Ja, Herr! lehr mich thun nach deinem Wohlgefallen: ſo werde ich dein leben und dein ſterben. Und ſo werde ich, wenn du in dieſer Nacht uͤber mich gebieten ſolteſt, ſo willig als bereit ſeyn, vor dir zu ſtehen! Jedoch, ich Armer! wie viel fehlet mir nicht noch, dieſen Schritt als ein Held zu thun! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 160[190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/197>, abgerufen am 23.11.2024.