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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775.

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Der 12te März.
nen besieget werden; hauptsächlich aber mußte die Geschlech[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ge der Stämme kentlich bleiben, wenn nicht durch verm[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Heirathen eins der merklichsten Kennzeichen des Meßias v[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
ren gehen solte. Und was wollen wir hie richten? Gott be[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
als König seines Volks, Krieg, aber nicht blosse Religion[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
folgung. Wenn Gott ausdrücklich befielt, so rottet die [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
aus! Wenn er aber heut zu Tage Liebe und Duldung befielt[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
zittert ihr Henker! über euren Hochverrath, den ihr an [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
und die Religion begehet, wenn ihr mit Feuer und Schwe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
tollkühner wie Petrus, Jesum vertheidigen wollt, der e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Waffen nicht bedarf!

Innerlich etwas zu glauben und zu lieben, dazu kan [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Gott nicht zwingen. Wäre ihm aber daran gelegen, daß [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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ihm ein leichtes. Er dürfte nur den kriegerischen Muhammed[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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nicht einmal zu zweifeln begehrte. Jesus sagte: es würden a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
jenem Tage Völker selig werden, von denen es die Juden wo[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nicht vermuthet hätten. Warlich, der Herr kennet die Seinen,
sie mögen lateinisch oder deutsch beten, beschnitten oder unbe-
schnitten seyn!

Gleichgültig sey mir, o Jesu! deine Lehre niemals; und
freuen will ich mich, wenn ich durch Bitten, vernünftige Grün-
de, noch mehr aber durch einen dir ähnlichen Wandel jemand zu
deiner Fahne bringen kan. Aber niemals verspotten noch verfol-
gen will ich; sondern heimliches Mitleiden haben und beten.
Wem du Sonne und Luft gönnest, wie solte ich dem meinen Um-
gang versagen? Wer kan in das Innere sehen, und wer will den,
der Gott liebet, verdammen? Wir sämtlich sind arme Sünder
und leben von Gottes Erbarmung: ohne sie können wir nicht
einmal schlafen!

Der

Der 12te Maͤrz.
nen beſieget werden; hauptſaͤchlich aber mußte die Geſchlech[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
ge der Staͤmme kentlich bleiben, wenn nicht durch verm[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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Waffen nicht bedarf!

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ſie moͤgen lateiniſch oder deutſch beten, beſchnitten oder unbe-
ſchnitten ſeyn!

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freuen will ich mich, wenn ich durch Bitten, vernuͤnftige Gruͤn-
de, noch mehr aber durch einen dir aͤhnlichen Wandel jemand zu
deiner Fahne bringen kan. Aber niemals verſpotten noch verfol-
gen will ich; ſondern heimliches Mitleiden haben und beten.
Wem du Sonne und Luft goͤnneſt, wie ſolte ich dem meinen Um-
gang verſagen? Wer kan in das Innere ſehen, und wer will den,
der Gott liebet, verdammen? Wir ſaͤmtlich ſind arme Suͤnder
und leben von Gottes Erbarmung: ohne ſie koͤnnen wir nicht
einmal ſchlafen!

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[150[180]/0187] Der 12te Maͤrz. nen beſieget werden; hauptſaͤchlich aber mußte die Geſchlech_ ge der Staͤmme kentlich bleiben, wenn nicht durch verm_ Heirathen eins der merklichſten Kennzeichen des Meßias v_ ren gehen ſolte. Und was wollen wir hie richten? Gott be_ als Koͤnig ſeines Volks, Krieg, aber nicht bloſſe Religion_ folgung. Wenn Gott ausdruͤcklich befielt, ſo rottet die _ aus! Wenn er aber heut zu Tage Liebe und Duldung befielt_ zittert ihr Henker! uͤber euren Hochverrath, den ihr an _ und die Religion begehet, wenn ihr mit Feuer und Schwe_ tollkuͤhner wie Petrus, Jeſum vertheidigen wollt, der e_ Waffen nicht bedarf! Innerlich etwas zu glauben und zu lieben, dazu kan _ Gott nicht zwingen. Waͤre ihm aber daran gelegen, daß _ alle aͤuſſerlich ein und daſſelbe Glaubensbekentniß haͤtten: das waͤ_ ihm ein leichtes. Er duͤrfte nur den kriegeriſchen Muhammed_ nern Sieg uͤber den Erdboden geben: ſo waͤre nach hundert Ja_ ren eine allgemeine Religion, und nach allen verbranten Buͤcher_ waͤre ein jeder ſo dumm, daß er am Prophetenamt Muhammed_ nicht einmal zu zweifeln begehrte. Jeſus ſagte: es wuͤrden a_ jenem Tage Voͤlker ſelig werden, von denen es die Juden wo_ nicht vermuthet haͤtten. Warlich, der Herr kennet die Seinen, ſie moͤgen lateiniſch oder deutſch beten, beſchnitten oder unbe- ſchnitten ſeyn! Gleichguͤltig ſey mir, o Jeſu! deine Lehre niemals; und freuen will ich mich, wenn ich durch Bitten, vernuͤnftige Gruͤn- de, noch mehr aber durch einen dir aͤhnlichen Wandel jemand zu deiner Fahne bringen kan. Aber niemals verſpotten noch verfol- gen will ich; ſondern heimliches Mitleiden haben und beten. Wem du Sonne und Luft goͤnneſt, wie ſolte ich dem meinen Um- gang verſagen? Wer kan in das Innere ſehen, und wer will den, der Gott liebet, verdammen? Wir ſaͤmtlich ſind arme Suͤnder und leben von Gottes Erbarmung: ohne ſie koͤnnen wir nicht einmal ſchlafen! Der

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Zitationshilfe: Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 150[180]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/187>, abgerufen am 21.11.2024.