Reiß dich denn auf, du Träger! von deinem Stuhl, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] sieh ehrfurchtsvoll diese am Glanz hervorstechende Sterne! [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ihr Licht fackeln: es winket und zittert vor Verlangen, di[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Grösse eures Gottes zu verkündigen. Kaum sinkt einer d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Redner, der Sonne im Westen nach, so trit ein andrer auf, [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] predigt (Engel sind aufmerksame Zuhörer!) die leider zu sehr [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] uns verkante Eigenschaften Gottes. So löset die Nacht hindu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] einer den andern wetteifernd ab; jeder eilet herauf, stellet [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] über mein Haupt, oder suchet mich durch die Fenster mein[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Schlafgemachs auf: und will mit mir von unserm gemeinschaft [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] chen Erhalter reden. Ich aber verschmähe diese Einladung, gäh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] und werfe mich ins Bette? Man sage was man will; aber grob[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Sünde ist und bleibet es, wenn man die Augen vor Gottes herr[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] lichen sich uns aufdringenden Werken verschließt.
Unendlich Langmüthiger! Wozu den thierischen Menschen ein aufgerichteter Körper, ein bis an die Sterne reichendes Gesicht, und Vermögen am Abend zu wachen? Sahest du denn nicht vorher, daß unter Hunderten kaum Einer sich die Mühe ge- ben würde, das prächtige Uhrwerk des Himmels zu bemerken? Wurmgespinst nennen sie kostbare Seide; versteinerte geschwe- felte Wassertropfen -- unschätzbare Diamanten: deine Sterne und ihre Kentniß aber eine Kleinigkeit. Ich höre jetzt die Frage, die du ehemals an deinen Freund Hiob ergehen liessest: Kanst du die Bande der Siebensterne zusammen binden? oder das Band des Orion auflösen? Kanst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit? oder den Wagen am Himmel über seine Kinder führen? -- Nein, Allmächtiger! ich kan es nicht. Aber mich in den tiefsten Staub vor dir niederwerfen, und zittern für Ehr- furcht und Freude, und anbeten in Jesu Namen: das kan und will ich! bis ich einst den Himmel und seine Heere genauer zu dei- nem Ruhme studieren kan!
Der
Der 8te Maͤrz.
Reiß dich denn auf, du Traͤger! von deinem Stuhl, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ſieh ehrfurchtsvoll dieſe am Glanz hervorſtechende Sterne! [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ihr Licht fackeln: es winket und zittert vor Verlangen, di[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Groͤſſe eures Gottes zu verkuͤndigen. Kaum ſinkt einer d[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Redner, der Sonne im Weſten nach, ſo trit ein andrer auf, [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] predigt (Engel ſind aufmerkſame Zuhoͤrer!) die leider zu ſehr [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] uns verkante Eigenſchaften Gottes. So loͤſet die Nacht hindu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] einer den andern wetteifernd ab; jeder eilet herauf, ſtellet [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] uͤber mein Haupt, oder ſuchet mich durch die Fenſter mein[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Schlafgemachs auf: und will mit mir von unſerm gemeinſchaft [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] chen Erhalter reden. Ich aber verſchmaͤhe dieſe Einladung, gaͤh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] und werfe mich ins Bette? Man ſage was man will; aber grob[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Suͤnde iſt und bleibet es, wenn man die Augen vor Gottes herr[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] lichen ſich uns aufdringenden Werken verſchließt.
Unendlich Langmuͤthiger! Wozu den thieriſchen Menſchen ein aufgerichteter Koͤrper, ein bis an die Sterne reichendes Geſicht, und Vermoͤgen am Abend zu wachen? Saheſt du denn nicht vorher, daß unter Hunderten kaum Einer ſich die Muͤhe ge- ben wuͤrde, das praͤchtige Uhrwerk des Himmels zu bemerken? Wurmgeſpinſt nennen ſie koſtbare Seide; verſteinerte geſchwe- felte Waſſertropfen — unſchaͤtzbare Diamanten: deine Sterne und ihre Kentniß aber eine Kleinigkeit. Ich hoͤre jetzt die Frage, die du ehemals an deinen Freund Hiob ergehen lieſſeſt: Kanſt du die Bande der Siebenſterne zuſammen binden? oder das Band des Orion aufloͤſen? Kanſt du den Morgenſtern hervorbringen zu ſeiner Zeit? oder den Wagen am Himmel uͤber ſeine Kinder fuͤhren? — Nein, Allmaͤchtiger! ich kan es nicht. Aber mich in den tiefſten Staub vor dir niederwerfen, und zittern fuͤr Ehr- furcht und Freude, und anbeten in Jeſu Namen: das kan und will ich! bis ich einſt den Himmel und ſeine Heere genauer zu dei- nem Ruhme ſtudieren kan!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0179"n="142[172]"/><fwplace="top"type="header">Der 8<hirendition="#sup">te</hi> Maͤrz.</fw><lb/><p>Reiß dich denn auf, du Traͤger! von deinem Stuhl, <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>ſieh ehrfurchtsvoll dieſe am Glanz hervorſtechende Sterne! <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
ihr Licht fackeln: es winket und zittert vor Verlangen, di<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Groͤſſe eures Gottes zu verkuͤndigen. Kaum ſinkt einer d<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Redner, der Sonne im Weſten nach, ſo trit ein andrer auf, <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
predigt (Engel ſind aufmerkſame Zuhoͤrer!) die leider zu ſehr <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
uns verkante Eigenſchaften Gottes. So loͤſet die Nacht hindu<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
einer den andern wetteifernd ab; jeder eilet herauf, ſtellet <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
uͤber mein Haupt, oder ſuchet mich durch die Fenſter mein<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Schlafgemachs auf: und will mit mir von unſerm gemeinſchaft <gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
chen Erhalter reden. Ich aber verſchmaͤhe dieſe Einladung, gaͤh<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
und werfe mich ins Bette? Man ſage was man will; aber grob<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
Suͤnde iſt und bleibet es, wenn man die Augen vor Gottes herr<gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/><lb/>
lichen ſich uns aufdringenden Werken verſchließt.</p><lb/><p>Unendlich Langmuͤthiger! Wozu den thieriſchen Menſchen<lb/>
ein aufgerichteter Koͤrper, ein bis an die Sterne reichendes<lb/>
Geſicht, und Vermoͤgen am Abend zu wachen? Saheſt du denn<lb/>
nicht vorher, daß unter Hunderten kaum Einer ſich die Muͤhe ge-<lb/>
ben wuͤrde, das praͤchtige Uhrwerk des Himmels zu bemerken?<lb/>
Wurmgeſpinſt nennen ſie koſtbare Seide; verſteinerte geſchwe-<lb/>
felte Waſſertropfen — unſchaͤtzbare Diamanten: deine Sterne<lb/>
und ihre Kentniß aber eine Kleinigkeit. Ich hoͤre jetzt die Frage,<lb/>
die du ehemals an deinen Freund Hiob ergehen lieſſeſt: Kanſt du<lb/>
die Bande der Siebenſterne zuſammen binden? oder das Band<lb/>
des Orion aufloͤſen? Kanſt du den Morgenſtern hervorbringen<lb/>
zu ſeiner Zeit? oder den Wagen am Himmel uͤber ſeine Kinder<lb/>
fuͤhren? — Nein, Allmaͤchtiger! ich kan es nicht. Aber mich<lb/>
in den tiefſten Staub vor dir niederwerfen, und zittern fuͤr Ehr-<lb/>
furcht und Freude, und anbeten in Jeſu Namen: das kan und<lb/>
will ich! bis ich einſt den Himmel und ſeine Heere genauer zu dei-<lb/>
nem Ruhme ſtudieren kan!</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[142[172]/0179]
Der 8te Maͤrz.
Reiß dich denn auf, du Traͤger! von deinem Stuhl, _
ſieh ehrfurchtsvoll dieſe am Glanz hervorſtechende Sterne! _
ihr Licht fackeln: es winket und zittert vor Verlangen, di_
Groͤſſe eures Gottes zu verkuͤndigen. Kaum ſinkt einer d_
Redner, der Sonne im Weſten nach, ſo trit ein andrer auf, _
predigt (Engel ſind aufmerkſame Zuhoͤrer!) die leider zu ſehr _
uns verkante Eigenſchaften Gottes. So loͤſet die Nacht hindu_
einer den andern wetteifernd ab; jeder eilet herauf, ſtellet _
uͤber mein Haupt, oder ſuchet mich durch die Fenſter mein_
Schlafgemachs auf: und will mit mir von unſerm gemeinſchaft _
chen Erhalter reden. Ich aber verſchmaͤhe dieſe Einladung, gaͤh_
und werfe mich ins Bette? Man ſage was man will; aber grob_
Suͤnde iſt und bleibet es, wenn man die Augen vor Gottes herr_
lichen ſich uns aufdringenden Werken verſchließt.
Unendlich Langmuͤthiger! Wozu den thieriſchen Menſchen
ein aufgerichteter Koͤrper, ein bis an die Sterne reichendes
Geſicht, und Vermoͤgen am Abend zu wachen? Saheſt du denn
nicht vorher, daß unter Hunderten kaum Einer ſich die Muͤhe ge-
ben wuͤrde, das praͤchtige Uhrwerk des Himmels zu bemerken?
Wurmgeſpinſt nennen ſie koſtbare Seide; verſteinerte geſchwe-
felte Waſſertropfen — unſchaͤtzbare Diamanten: deine Sterne
und ihre Kentniß aber eine Kleinigkeit. Ich hoͤre jetzt die Frage,
die du ehemals an deinen Freund Hiob ergehen lieſſeſt: Kanſt du
die Bande der Siebenſterne zuſammen binden? oder das Band
des Orion aufloͤſen? Kanſt du den Morgenſtern hervorbringen
zu ſeiner Zeit? oder den Wagen am Himmel uͤber ſeine Kinder
fuͤhren? — Nein, Allmaͤchtiger! ich kan es nicht. Aber mich
in den tiefſten Staub vor dir niederwerfen, und zittern fuͤr Ehr-
furcht und Freude, und anbeten in Jeſu Namen: das kan und
will ich! bis ich einſt den Himmel und ſeine Heere genauer zu dei-
nem Ruhme ſtudieren kan!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 142[172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/179>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.