Aber wir müssen uns trennen, fuhr er fort; hier an diesem Scheidewege geht un¬ sre Straße aus einander. Ihr kommt jetzt, junger Freund, nach Italien, indem es viel¬ leicht seine glänzendste Epoche feiert. Ihr werdet viele große und verdiente Männer antreffen, und was an ihnen das Schönste ist, erkennen. Die meisten arbeiten in der Stille. Vielleicht kommt bald, oder irgend einmal die Zeit, wo man viel Aufhebens von der Kunst macht, viel davon spricht und schreibt, Schulen errichtet, und alles in's Geleise und gehörige Ordnung bringen will, und dann ist es wahrscheinlich mit der Kunst selbst zu Ende. Jetzt thut ein jeder, was er vermag, und nach seiner besten Überzeugung; aber ich fürchte, bald stehen die falschen Propheten auf, die eine erzwungene Ehrfurcht erheucheln. Jetzt schätzt man die Kunst und ihre Künstler
(2r Th.) D
Aber wir müſſen uns trennen, fuhr er fort; hier an dieſem Scheidewege geht un¬ ſre Straße aus einander. Ihr kommt jetzt, junger Freund, nach Italien, indem es viel¬ leicht ſeine glänzendſte Epoche feiert. Ihr werdet viele große und verdiente Männer antreffen, und was an ihnen das Schönſte iſt, erkennen. Die meiſten arbeiten in der Stille. Vielleicht kommt bald, oder irgend einmal die Zeit, wo man viel Aufhebens von der Kunſt macht, viel davon ſpricht und ſchreibt, Schulen errichtet, und alles in's Geleiſe und gehörige Ordnung bringen will, und dann iſt es wahrſcheinlich mit der Kunſt ſelbſt zu Ende. Jetzt thut ein jeder, was er vermag, und nach ſeiner beſten Überzeugung; aber ich fürchte, bald ſtehen die falſchen Propheten auf, die eine erzwungene Ehrfurcht erheucheln. Jetzt ſchätzt man die Kunſt und ihre Künſtler
(2r Th.) D
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Aber wir müſſen uns trennen, fuhr er
fort; hier an dieſem Scheidewege geht un¬
ſre Straße aus einander. Ihr kommt jetzt,
junger Freund, nach Italien, indem es viel¬
leicht ſeine glänzendſte Epoche feiert. Ihr
werdet viele große und verdiente Männer
antreffen, und was an ihnen das Schönſte
iſt, erkennen. Die meiſten arbeiten in der
Stille. Vielleicht kommt bald, oder irgend
einmal die Zeit, wo man viel Aufhebens
von der Kunſt macht, viel davon ſpricht
und ſchreibt, Schulen errichtet, und alles
in's Geleiſe und gehörige Ordnung bringen
will, und dann iſt es wahrſcheinlich mit
der Kunſt ſelbſt zu Ende. Jetzt thut ein
jeder, was er vermag, und nach ſeiner
beſten Überzeugung; aber ich fürchte, bald
ſtehen die falſchen Propheten auf, die eine
erzwungene Ehrfurcht erheucheln. Jetzt
ſchätzt man die Kunſt und ihre Künſtler
(2r Th.) D
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/57>, abgerufen am 22.11.2024.
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