Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

macht, sie eben so alle Elemente umher, wenn
sie noch so feindselig sind, noch so träge in
der Alltäglichkeit sich herumbewegen, anrüh¬
ren und in Wunder umschaffen. An diese
Geister müssen wir glauben, um auf sie zu
wirken; Du mußt der Begeisterung beim
Mahlen vertrauen, und Du weißt nicht,
was sie ist, woher sie kömmt, die Geister¬
atmossphäre umweht Dich und es geschieht:
-- mit unserm innerlichen Seelenothem müs¬
sen wir jene Geisterwelt herbeisaugen, unser
Herz muß sie magnetisch an sich reißen, und
siehe, sie muß ihrer Natur nach, durch ihre
bloße Gegenwart das unbegreifliche Wunder
wirken.

Andrea wollte etwas antworten, als
die Trompeten laut ertönten, und ihr son¬
derbares Gespräch unterbrachen. Ihr seyd,
sagte die schalkhafte Laura, nach unserm
Gesange sehr ernsthaft geworden, das war
nicht unsre Absicht.

macht, ſie eben ſo alle Elemente umher, wenn
ſie noch ſo feindſelig ſind, noch ſo träge in
der Alltäglichkeit ſich herumbewegen, anrüh¬
ren und in Wunder umſchaffen. An dieſe
Geiſter müſſen wir glauben, um auf ſie zu
wirken; Du mußt der Begeiſterung beim
Mahlen vertrauen, und Du weißt nicht,
was ſie iſt, woher ſie kömmt, die Geiſter¬
atmosſphäre umweht Dich und es geſchieht:
— mit unſerm innerlichen Seelenothem müſ¬
ſen wir jene Geiſterwelt herbeiſaugen, unſer
Herz muß ſie magnetiſch an ſich reißen, und
ſiehe, ſie muß ihrer Natur nach, durch ihre
bloße Gegenwart das unbegreifliche Wunder
wirken.

Andrea wollte etwas antworten, als
die Trompeten laut ertönten, und ihr ſon¬
derbares Geſpräch unterbrachen. Ihr ſeyd,
ſagte die ſchalkhafte Laura, nach unſerm
Geſange ſehr ernſthaft geworden, das war
nicht unſre Abſicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0387" n="379"/>
macht, &#x017F;ie eben &#x017F;o alle Elemente umher, wenn<lb/>
&#x017F;ie noch &#x017F;o feind&#x017F;elig &#x017F;ind, noch &#x017F;o träge in<lb/>
der Alltäglichkeit &#x017F;ich herumbewegen, anrüh¬<lb/>
ren und in Wunder um&#x017F;chaffen. An die&#x017F;e<lb/>
Gei&#x017F;ter mü&#x017F;&#x017F;en wir glauben, um auf &#x017F;ie zu<lb/>
wirken; Du mußt der Begei&#x017F;terung beim<lb/>
Mahlen vertrauen, und Du weißt nicht,<lb/>
was &#x017F;ie i&#x017F;t, woher &#x017F;ie kömmt, die Gei&#x017F;ter¬<lb/>
atmos&#x017F;phäre umweht Dich und es ge&#x017F;chieht:<lb/>
&#x2014; mit un&#x017F;erm innerlichen Seelenothem mü&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en wir jene Gei&#x017F;terwelt herbei&#x017F;augen, un&#x017F;er<lb/>
Herz muß &#x017F;ie magneti&#x017F;ch an &#x017F;ich reißen, und<lb/>
&#x017F;iehe, &#x017F;ie muß ihrer Natur nach, durch ihre<lb/>
bloße Gegenwart das unbegreifliche Wunder<lb/>
wirken.</p><lb/>
          <p>Andrea wollte etwas antworten, als<lb/>
die Trompeten laut ertönten, und ihr &#x017F;on¬<lb/>
derbares Ge&#x017F;präch unterbrachen. Ihr &#x017F;eyd,<lb/>
&#x017F;agte die &#x017F;chalkhafte Laura, nach un&#x017F;erm<lb/>
Ge&#x017F;ange &#x017F;ehr ern&#x017F;thaft geworden, das war<lb/>
nicht un&#x017F;re Ab&#x017F;icht.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0387] macht, ſie eben ſo alle Elemente umher, wenn ſie noch ſo feindſelig ſind, noch ſo träge in der Alltäglichkeit ſich herumbewegen, anrüh¬ ren und in Wunder umſchaffen. An dieſe Geiſter müſſen wir glauben, um auf ſie zu wirken; Du mußt der Begeiſterung beim Mahlen vertrauen, und Du weißt nicht, was ſie iſt, woher ſie kömmt, die Geiſter¬ atmosſphäre umweht Dich und es geſchieht: — mit unſerm innerlichen Seelenothem müſ¬ ſen wir jene Geiſterwelt herbeiſaugen, unſer Herz muß ſie magnetiſch an ſich reißen, und ſiehe, ſie muß ihrer Natur nach, durch ihre bloße Gegenwart das unbegreifliche Wunder wirken. Andrea wollte etwas antworten, als die Trompeten laut ertönten, und ihr ſon¬ derbares Geſpräch unterbrachen. Ihr ſeyd, ſagte die ſchalkhafte Laura, nach unſerm Geſange ſehr ernſthaft geworden, das war nicht unſre Abſicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/387
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/387>, abgerufen am 23.11.2024.