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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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den geängstigt hatten, er wollte seinen Kla¬
gen, seinem Jammer den freien Lauf lassen,
als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle
diese Menschen sind mir doch fremd, er kann
ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬
leicht würde er nur meine Liebe verspotten.

Unter allerhand Liedern, gegen die der
andächtige Gesang des Pilgers wunderlich
abstach, gingen sie weiter. Roderigo sagte:
mein Freund, Du hast nun ein paarmal
Deines Vaters erwähnt, willst Du mir nicht
endlich einmal seinen Namen sagen?

Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf
hastig ein, daß Euer Freund dergleichen
Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn
nur damit quälen?

Du kennst mich schon besser, als jener,
sagte Ludoviko, ich denke, wir sollen gute
Kameraden werden. Aber warum ist Dein
Freund Sternbald so betrübt?

den geängſtigt hatten, er wollte ſeinen Kla¬
gen, ſeinem Jammer den freien Lauf laſſen,
als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle
dieſe Menſchen ſind mir doch fremd, er kann
ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬
leicht würde er nur meine Liebe verſpotten.

Unter allerhand Liedern, gegen die der
andächtige Geſang des Pilgers wunderlich
abſtach, gingen ſie weiter. Roderigo ſagte:
mein Freund, Du haſt nun ein paarmal
Deines Vaters erwähnt, willſt Du mir nicht
endlich einmal ſeinen Namen ſagen?

Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf
haſtig ein, daß Euer Freund dergleichen
Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn
nur damit quälen?

Du kennſt mich ſchon beſſer, als jener,
ſagte Ludoviko, ich denke, wir ſollen gute
Kameraden werden. Aber warum iſt Dein
Freund Sternbald ſo betrübt?

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[254/0262] den geängſtigt hatten, er wollte ſeinen Kla¬ gen, ſeinem Jammer den freien Lauf laſſen, als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle dieſe Menſchen ſind mir doch fremd, er kann ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬ leicht würde er nur meine Liebe verſpotten. Unter allerhand Liedern, gegen die der andächtige Geſang des Pilgers wunderlich abſtach, gingen ſie weiter. Roderigo ſagte: mein Freund, Du haſt nun ein paarmal Deines Vaters erwähnt, willſt Du mir nicht endlich einmal ſeinen Namen ſagen? Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf haſtig ein, daß Euer Freund dergleichen Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn nur damit quälen? Du kennſt mich ſchon beſſer, als jener, ſagte Ludoviko, ich denke, wir ſollen gute Kameraden werden. Aber warum iſt Dein Freund Sternbald ſo betrübt?

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/262>, abgerufen am 22.11.2024.