die seinige fest hineinwachsen wollen, wenn er schon meine Kinderspiele getheilt hätte! Aber ich habe mich immer einsam gefunden, mein tolles Glück, mein wunderliches Land¬ schwärmen sind mir nur ein geringer Ersatz für die Bruderliebe, die ich immer gesucht habe. Zürne mir nicht, Roderigo, denn Du bist mein bester Freund. Aber wenn ich ein Wesen fände, in dem ich den Vater, sein Temperament, seine Launen wahrnähme, mit welchem Erschrecken der Freude und des Entzückens würde ich darauf zueilen und es in meine brüderlichen Arme schließen! Mich selbst, im wahrsten Sinn, fände ich in einem solchen wieder. -- Aber ich habe eine ein¬ same Kindheit verlebt, ich habe niemand weiter gekannt, der sich um mein Herz be¬ worben hätte, und darum kann es wohl seyn, daß ich keinen Menschen auf die wahre Art zu lieben verstehe, denn durch
die ſeinige feſt hineinwachſen wollen, wenn er ſchon meine Kinderſpiele getheilt hätte! Aber ich habe mich immer einſam gefunden, mein tolles Glück, mein wunderliches Land¬ ſchwärmen ſind mir nur ein geringer Erſatz für die Bruderliebe, die ich immer geſucht habe. Zürne mir nicht, Roderigo, denn Du biſt mein beſter Freund. Aber wenn ich ein Weſen fände, in dem ich den Vater, ſein Temperament, ſeine Launen wahrnähme, mit welchem Erſchrecken der Freude und des Entzückens würde ich darauf zueilen und es in meine brüderlichen Arme ſchließen! Mich ſelbſt, im wahrſten Sinn, fände ich in einem ſolchen wieder. — Aber ich habe eine ein¬ ſame Kindheit verlebt, ich habe niemand weiter gekannt, der ſich um mein Herz be¬ worben hätte, und darum kann es wohl ſeyn, daß ich keinen Menſchen auf die wahre Art zu lieben verſtehe, denn durch
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die ſeinige feſt hineinwachſen wollen, wenn
er ſchon meine Kinderſpiele getheilt hätte!
Aber ich habe mich immer einſam gefunden,
mein tolles Glück, mein wunderliches Land¬
ſchwärmen ſind mir nur ein geringer Erſatz
für die Bruderliebe, die ich immer geſucht
habe. Zürne mir nicht, Roderigo, denn Du
biſt mein beſter Freund. Aber wenn ich ein
Weſen fände, in dem ich den Vater, ſein
Temperament, ſeine Launen wahrnähme,
mit welchem Erſchrecken der Freude und des
Entzückens würde ich darauf zueilen und es
in meine brüderlichen Arme ſchließen! Mich
ſelbſt, im wahrſten Sinn, fände ich in einem
ſolchen wieder. — Aber ich habe eine ein¬
ſame Kindheit verlebt, ich habe niemand
weiter gekannt, der ſich um mein Herz be¬
worben hätte, und darum kann es wohl
ſeyn, daß ich keinen Menſchen auf die
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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