mit dem einzigen Namen beschämt und in die Flucht geschlagen, und alle meine Worte erscheinen mir nun wie eine Lästerung auf die menschliche Größe. Ich bin selbst ein Thor, das wollen wir für ausgemacht gel¬ ten lassen.
Roderigo sagte: Du hast manche Sei¬ ten von Dir selbst geschildert.
Mag seyn, sagte sein Freund, man kann nichts bessers und nichts schlechters thun. Laßt uns lieber von der Kunst selber sprechen. Ich habe mir in vielen Stunden gewünscht, ein Mahler zu seyn.
Sternbald fragte: Wie seyd Ihr dar¬ auf gekommen?
Erstlich, antwortete der junge Ritter, weil es mir ein großes Vergnügen seyn würde, manche von den Mädchen so mit Farben vor mich hinzustellen, die ich wohl ehemals gekannt habe, dann mir andre noch schönere
mit dem einzigen Namen beſchämt und in die Flucht geſchlagen, und alle meine Worte erſcheinen mir nun wie eine Läſterung auf die menſchliche Größe. Ich bin ſelbſt ein Thor, das wollen wir für ausgemacht gel¬ ten laſſen.
Roderigo ſagte: Du haſt manche Sei¬ ten von Dir ſelbſt geſchildert.
Mag ſeyn, ſagte ſein Freund, man kann nichts beſſers und nichts ſchlechters thun. Laßt uns lieber von der Kunſt ſelber ſprechen. Ich habe mir in vielen Stunden gewünſcht, ein Mahler zu ſeyn.
Sternbald fragte: Wie ſeyd Ihr dar¬ auf gekommen?
Erſtlich, antwortete der junge Ritter, weil es mir ein großes Vergnügen ſeyn würde, manche von den Mädchen ſo mit Farben vor mich hinzuſtellen, die ich wohl ehemals gekannt habe, dann mir andre noch ſchönere
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0247"n="239"/>
mit dem einzigen Namen beſchämt und in<lb/>
die Flucht geſchlagen, und alle meine Worte<lb/>
erſcheinen mir nun wie eine Läſterung auf<lb/>
die menſchliche Größe. Ich bin ſelbſt ein<lb/>
Thor, das wollen wir für ausgemacht gel¬<lb/>
ten laſſen.</p><lb/><p>Roderigo ſagte: Du haſt manche Sei¬<lb/>
ten von Dir ſelbſt geſchildert.</p><lb/><p>Mag ſeyn, ſagte ſein Freund, man<lb/>
kann nichts beſſers und nichts ſchlechters<lb/>
thun. Laßt uns lieber von der Kunſt ſelber<lb/>ſprechen. Ich habe mir in vielen Stunden<lb/>
gewünſcht, ein Mahler zu ſeyn.</p><lb/><p>Sternbald fragte: Wie ſeyd Ihr dar¬<lb/>
auf gekommen?</p><lb/><p>Erſtlich, antwortete der junge Ritter,<lb/>
weil es mir ein großes Vergnügen ſeyn würde,<lb/>
manche von den Mädchen ſo mit Farben<lb/>
vor mich hinzuſtellen, die ich wohl ehemals<lb/>
gekannt habe, dann mir andre noch ſchönere<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[239/0247]
mit dem einzigen Namen beſchämt und in
die Flucht geſchlagen, und alle meine Worte
erſcheinen mir nun wie eine Läſterung auf
die menſchliche Größe. Ich bin ſelbſt ein
Thor, das wollen wir für ausgemacht gel¬
ten laſſen.
Roderigo ſagte: Du haſt manche Sei¬
ten von Dir ſelbſt geſchildert.
Mag ſeyn, ſagte ſein Freund, man
kann nichts beſſers und nichts ſchlechters
thun. Laßt uns lieber von der Kunſt ſelber
ſprechen. Ich habe mir in vielen Stunden
gewünſcht, ein Mahler zu ſeyn.
Sternbald fragte: Wie ſeyd Ihr dar¬
auf gekommen?
Erſtlich, antwortete der junge Ritter,
weil es mir ein großes Vergnügen ſeyn würde,
manche von den Mädchen ſo mit Farben
vor mich hinzuſtellen, die ich wohl ehemals
gekannt habe, dann mir andre noch ſchönere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/247>, abgerufen am 20.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.