Es waren indeß einige Tage verflossen; Sternbald hatte die Gräfin zu mahlen an¬ gefangen, neben ihr mußte er den Ritter zeichnen, der dem Mönche so ähnlich sah. Sein Geist war mit der Schönheit seines Gegenstandes beschäftigt, er wußte nicht mehr, ob er sich in Gegenwart der Jägerin seiner Unbekannten erinnere, oder diese Bil¬ dung selber liebgewann. Sie ließ sich als Jägerin darstellen, fast eben so, wie er sie zum erstenmale gesehn hatte.
Er ließ oft Musik in den Saal brin¬ gen, und ihm war dann, als wäre seine Hand sicherer und geläufiger, als würde dann sein Geist zur Kunst lieblicher ange¬ trieben. Er zitterte oft, wenn er die zarten Umrisse des Busens anblickte und abzeich¬
Fünftes Kapitel.
Es waren indeß einige Tage verfloſſen; Sternbald hatte die Gräfin zu mahlen an¬ gefangen, neben ihr mußte er den Ritter zeichnen, der dem Mönche ſo ähnlich ſah. Sein Geiſt war mit der Schönheit ſeines Gegenſtandes beſchäftigt, er wußte nicht mehr, ob er ſich in Gegenwart der Jägerin ſeiner Unbekannten erinnere, oder dieſe Bil¬ dung ſelber liebgewann. Sie ließ ſich als Jägerin darſtellen, faſt eben ſo, wie er ſie zum erſtenmale geſehn hatte.
Er ließ oft Muſik in den Saal brin¬ gen, und ihm war dann, als wäre ſeine Hand ſicherer und geläufiger, als würde dann ſein Geiſt zur Kunſt lieblicher ange¬ trieben. Er zitterte oft, wenn er die zarten Umriſſe des Buſens anblickte und abzeich¬
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Fünftes Kapitel.
Es waren indeß einige Tage verfloſſen;
Sternbald hatte die Gräfin zu mahlen an¬
gefangen, neben ihr mußte er den Ritter
zeichnen, der dem Mönche ſo ähnlich ſah.
Sein Geiſt war mit der Schönheit ſeines
Gegenſtandes beſchäftigt, er wußte nicht
mehr, ob er ſich in Gegenwart der Jägerin
ſeiner Unbekannten erinnere, oder dieſe Bil¬
dung ſelber liebgewann. Sie ließ ſich als
Jägerin darſtellen, faſt eben ſo, wie er ſie
zum erſtenmale geſehn hatte.
Er ließ oft Muſik in den Saal brin¬
gen, und ihm war dann, als wäre ſeine
Hand ſicherer und geläufiger, als würde
dann ſein Geiſt zur Kunſt lieblicher ange¬
trieben. Er zitterte oft, wenn er die zarten
Umriſſe des Buſens anblickte und abzeich¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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