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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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weiß nicht, wie ich mich unterfing, sie eines
Abends anzureden, ich konnt' es nicht las¬
sen, ich sprach lange mit ihr und nachher
schallte mir nur der Ton ihrer Rede, nur
einzelne Worte in den Ohren, aber ich wu߬
te nicht, was sie gesagt hatte. So sah ich
sie öfter; wir gingen heimlich mit einander
spatzieren, ich wurde vertraulicher, sie ge¬
stand mir, daß sie mir gut sei und nun
war ich im Himmel. Da fing ich an aus
allen Kräften zu arbeiten; des Abends wenn
ich sie nicht sprechen konnte, zeichnete ich
ihr Bild, oder stellte mich dem Hause ge¬
genüber und ließ so die Nacht heranrücken.
O ich bin geschwätzig wie ein Kind. Ehe
wir es uns versahen kam der Vater zurück.
Nun war es mit unsern Zusammenkünften
aus; ich konnte sie nur manchmal im Vor¬
beigehn grüßen. Wie eine Decke fiel es
mir von den Augen und mein Herz wollte

weiß nicht, wie ich mich unterfing, ſie eines
Abends anzureden, ich konnt' es nicht laſ¬
ſen, ich ſprach lange mit ihr und nachher
ſchallte mir nur der Ton ihrer Rede, nur
einzelne Worte in den Ohren, aber ich wu߬
te nicht, was ſie geſagt hatte. So ſah ich
ſie öfter; wir gingen heimlich mit einander
ſpatzieren, ich wurde vertraulicher, ſie ge¬
ſtand mir, daß ſie mir gut ſei und nun
war ich im Himmel. Da fing ich an aus
allen Kräften zu arbeiten; des Abends wenn
ich ſie nicht ſprechen konnte, zeichnete ich
ihr Bild, oder ſtellte mich dem Hauſe ge¬
genüber und ließ ſo die Nacht heranrücken.
O ich bin geſchwätzig wie ein Kind. Ehe
wir es uns verſahen kam der Vater zurück.
Nun war es mit unſern Zuſammenkünften
aus; ich konnte ſie nur manchmal im Vor¬
beigehn grüßen. Wie eine Decke fiel es
mir von den Augen und mein Herz wollte

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[364/0375] weiß nicht, wie ich mich unterfing, ſie eines Abends anzureden, ich konnt' es nicht laſ¬ ſen, ich ſprach lange mit ihr und nachher ſchallte mir nur der Ton ihrer Rede, nur einzelne Worte in den Ohren, aber ich wu߬ te nicht, was ſie geſagt hatte. So ſah ich ſie öfter; wir gingen heimlich mit einander ſpatzieren, ich wurde vertraulicher, ſie ge¬ ſtand mir, daß ſie mir gut ſei und nun war ich im Himmel. Da fing ich an aus allen Kräften zu arbeiten; des Abends wenn ich ſie nicht ſprechen konnte, zeichnete ich ihr Bild, oder ſtellte mich dem Hauſe ge¬ genüber und ließ ſo die Nacht heranrücken. O ich bin geſchwätzig wie ein Kind. Ehe wir es uns verſahen kam der Vater zurück. Nun war es mit unſern Zuſammenkünften aus; ich konnte ſie nur manchmal im Vor¬ beigehn grüßen. Wie eine Decke fiel es mir von den Augen und mein Herz wollte

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/375>, abgerufen am 24.11.2024.