O, sagte der Schmidt, was ich mir schon oft gewünscht habe, einen solchen Mann bei seiner Arbeit zu sehn, denn ich kann es mir gar nicht vorstellen. Ich habe immer geglaubt, daß die Gemählde in den Kirchen schon sehr alt wären, und daß jezt gar keine Leute lebten, die dergleichen ma¬ chen könnten.
Grade umgekehrt, sagte Franz, die Kunst ist jezt höher gestiegen, als sie nur jemals war, ich darf Euch sagen, daß man jezt so mahlt, wie es die frühern Meister nie ver¬ mocht haben, die Manier ist jetzt edler, die Zeichnung richtiger und die Ausarbeitung bei weitem fleißiger, so daß die jetzigen Bilder den wirklichen Menschen ungleich ähnlicher sehn, als die vormaligen.
Und könnt' Ihr Euch denn davon ernäh¬ ren? fragte der Schmidt.
Ich hoffe es, antwortete Franz, daß
O, ſagte der Schmidt, was ich mir ſchon oft gewünſcht habe, einen ſolchen Mann bei ſeiner Arbeit zu ſehn, denn ich kann es mir gar nicht vorſtellen. Ich habe immer geglaubt, daß die Gemählde in den Kirchen ſchon ſehr alt wären, und daß jezt gar keine Leute lebten, die dergleichen ma¬ chen könnten.
Grade umgekehrt, ſagte Franz, die Kunſt iſt jezt höher geſtiegen, als ſie nur jemals war, ich darf Euch ſagen, daß man jezt ſo mahlt, wie es die frühern Meiſter nie ver¬ mocht haben, die Manier iſt jetzt edler, die Zeichnung richtiger und die Ausarbeitung bei weitem fleißiger, ſo daß die jetzigen Bilder den wirklichen Menſchen ungleich ähnlicher ſehn, als die vormaligen.
Und könnt' Ihr Euch denn davon ernäh¬ ren? fragte der Schmidt.
Ich hoffe es, antwortete Franz, daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0037"n="26"/>
O, ſagte der Schmidt, was ich mir<lb/>ſchon oft gewünſcht habe, einen ſolchen<lb/>
Mann bei ſeiner Arbeit zu ſehn, denn ich<lb/>
kann es mir gar nicht vorſtellen. Ich habe<lb/>
immer geglaubt, daß die Gemählde in den<lb/>
Kirchen ſchon ſehr alt wären, und daß jezt<lb/>
gar keine Leute lebten, die dergleichen ma¬<lb/>
chen könnten.</p><lb/><p>Grade umgekehrt, ſagte Franz, die Kunſt<lb/>
iſt jezt höher geſtiegen, als ſie nur jemals<lb/>
war, ich darf Euch ſagen, daß man jezt ſo<lb/>
mahlt, wie es die frühern Meiſter nie ver¬<lb/>
mocht haben, die Manier iſt jetzt edler, die<lb/>
Zeichnung richtiger und die Ausarbeitung<lb/>
bei weitem fleißiger, ſo daß die jetzigen<lb/>
Bilder den wirklichen Menſchen ungleich<lb/>
ähnlicher ſehn, als die vormaligen.</p><lb/><p>Und könnt' Ihr Euch denn davon ernäh¬<lb/>
ren? fragte der Schmidt.</p><lb/><p>Ich hoffe es, antwortete Franz, daß<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[26/0037]
O, ſagte der Schmidt, was ich mir
ſchon oft gewünſcht habe, einen ſolchen
Mann bei ſeiner Arbeit zu ſehn, denn ich
kann es mir gar nicht vorſtellen. Ich habe
immer geglaubt, daß die Gemählde in den
Kirchen ſchon ſehr alt wären, und daß jezt
gar keine Leute lebten, die dergleichen ma¬
chen könnten.
Grade umgekehrt, ſagte Franz, die Kunſt
iſt jezt höher geſtiegen, als ſie nur jemals
war, ich darf Euch ſagen, daß man jezt ſo
mahlt, wie es die frühern Meiſter nie ver¬
mocht haben, die Manier iſt jetzt edler, die
Zeichnung richtiger und die Ausarbeitung
bei weitem fleißiger, ſo daß die jetzigen
Bilder den wirklichen Menſchen ungleich
ähnlicher ſehn, als die vormaligen.
Und könnt' Ihr Euch denn davon ernäh¬
ren? fragte der Schmidt.
Ich hoffe es, antwortete Franz, daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/37>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.