Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Alle Freuden abwärts streben, In mir selber Angst und Leid? -- Plötzlich war's, wie wenn an Saiten, Abendwind vorüberschwebt Und in Harfentönen webt, Über Blumen hinzuschreiten, An der fernsten, fernsten Gränze Theilte sich die dunkle Nacht, Und ein Sonnenblick voll Pracht Wand sich durch die Nebelkränze. Als ich kaum zu athmen wagte, Schoß der Strahl, ein goldner Pfeil Schnell in glühendrother Eil Hin zum Orte wo ich klagte. Schreckenfroh sah ich den Schein,
Kriegte Muth zu neuem Leben: Sollte das der Frühling sein? Könnt' es doch wohl Freuden geben? Alle Freuden abwärts ſtreben, In mir ſelber Angſt und Leid? — Plötzlich war's, wie wenn an Saiten, Abendwind vorüberſchwebt Und in Harfentönen webt, Über Blumen hinzuſchreiten, An der fernſten, fernſten Gränze Theilte ſich die dunkle Nacht, Und ein Sonnenblick voll Pracht Wand ſich durch die Nebelkränze. Als ich kaum zu athmen wagte, Schoß der Strahl, ein goldner Pfeil Schnell in glühendrother Eil Hin zum Orte wo ich klagte. Schreckenfroh ſah ich den Schein,
Kriegte Muth zu neuem Leben: Sollte das der Frühling ſein? Könnt' es doch wohl Freuden geben? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0319" n="308"/> <lg n="9"> <l>Alle Freuden abwärts ſtreben,</l><lb/> <l>In mir ſelber Angſt und Leid? —</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Plötzlich war's, wie wenn an Saiten,</l><lb/> <l>Abendwind vorüberſchwebt</l><lb/> <l>Und in Harfentönen webt,</l><lb/> <l>Über Blumen hinzuſchreiten,</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>An der fernſten, fernſten Gränze</l><lb/> <l>Theilte ſich die dunkle Nacht,</l><lb/> <l>Und ein Sonnenblick voll Pracht</l><lb/> <l>Wand ſich durch die Nebelkränze.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Als ich kaum zu athmen wagte,</l><lb/> <l>Schoß der Strahl, ein goldner Pfeil</l><lb/> <l>Schnell in glühendrother Eil</l><lb/> <l>Hin zum Orte wo ich klagte.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Schreckenfroh ſah ich den Schein,</l><lb/> <l>Kriegte Muth zu neuem Leben:</l><lb/> <l>Sollte das der Frühling ſein?</l><lb/> <l>Könnt' es doch wohl Freuden geben?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0319]
Alle Freuden abwärts ſtreben,
In mir ſelber Angſt und Leid? —
Plötzlich war's, wie wenn an Saiten,
Abendwind vorüberſchwebt
Und in Harfentönen webt,
Über Blumen hinzuſchreiten,
An der fernſten, fernſten Gränze
Theilte ſich die dunkle Nacht,
Und ein Sonnenblick voll Pracht
Wand ſich durch die Nebelkränze.
Als ich kaum zu athmen wagte,
Schoß der Strahl, ein goldner Pfeil
Schnell in glühendrother Eil
Hin zum Orte wo ich klagte.
Schreckenfroh ſah ich den Schein,
Kriegte Muth zu neuem Leben:
Sollte das der Frühling ſein?
Könnt' es doch wohl Freuden geben?
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